konfus?

Am 12.9. habe ich hier auf meinen Vortrag am Paraflows Symposium verwiesen, speziell auf das abschließende Beispiel aus dem Fussball-Bereich. Jana Herwig erwähnt Deutschland : Belgien in ihrem Blog Digiom.

Aber es gibt nicht nur Fussball-Liebhaber auf dieser Welt.

In Rhizomorph’s Blog findet sich ein härteres Urteil:

Die Ausführungen (i.e. zu Spinoza, h.h.) waren jedoch kurz und oberflächlich, und wurden dann von einem der vielen twist und turns in diesem etwas konfusen Vortrag durch eine unendlich lang dauernde Detailanalyse eines Fussballspiels, dessen theoretische Enbindung in den Vortrag ich nur am Rande verstanden habe und nicht im Stande bin wiederzugeben, abgelöst.

Sollte Interesse bestehen: hier ein (gekürzter) Ausschnitt aus der anschließenden Diskussion zwischen Jana Herwig und mir:

[audio:http://phaidon.philo.at/qu/wp-content/uploads/2010/09/im-disc.mp3]

Rhizomorphs Satz ist übrigens rizomorph in die Grammatik engebunden.

Remix, Open Access, Liveblog (3)

Interview: Die vielen Seiten der digitalen Bibliothek

Bettina Kann: “Going Digital”. Es gibt kein gesamtösterreichisches Konzept. Viele Insellösungen. Zu wenig Inhalt und fehlende Nachhaltigkeit.

Fallstudie: Google Books, EU-Initiative. Wirken Bibliotheken an ihrer eigenen Auslöschung mit? Internetsuche ist eine Bedrohung. Chance: die Bibliotheksbestände aktiv zu verbreiten. Immer neue Portale, niemand finanziert die Digitalisierung selber.

European Digital Library Project
The European Library

Informationen G. Ivacs

Gabriella Ivacs: wichtig: Primärquellen. Wirklich offene Standards, inklusive soziale Bedeutung. Archive: Self AUditing: PLATTER, DRAMBORA, TRAC, RUBRIC, NESTOR.

Beispiel: Parallel Archive

Remix, Open Access, Liveblog (2)

Research Network 1989

Papers Armbruster

Chris Armbruster: Projekt “Publishing and the Ecology of European Research (PEER)”: A European Model for the Digital Publishing of Scientific Information?. Untersuchung der Benutzung von OA-Daten in einem breiten Feldexperiment.

Idee: Gründung eines OA-Journals in den Sozial- und Humanwissenschaften, für das pro Beitrag 1000.- EUR verlangt werden. Crazy?

Gernot Hausar: open access eine Nebenerscheinung der massiven Neuentwicklungen im filesharing und free software Aktivistinnen. “preemptive self-defence”: Apple hat die Entwicklung für sich umgedreht (on-line musicshop). Wissensvernichtung: Uni Wien 72.000 Studierende, 8 Lehrende; wenn man deren (wissenschaftlich kontrollierte) Arbeiten online stellen würde, hätte man eine riesige Datenbank. Bringschuld: wir zahlen für die Produktion und dann nochmals für die Distribution wissenschaftlicher Inhalte.

Remix, Open Access, Liveblog (1)

Ich unternehme hier mal ein liveblog der Emergenzen 7 an der Universität Wien.

Begonnen hat Peter Plener mit einem overview über die Problematik. Tenor: es bedarf einer konzertierten öffentlichen Strategie. Die gegenwärtige Praxis: Förderung von Forschungsprojekten, Förderung der Publikation der Projekte, Förderung des Verlagsvertriebs (volle Lager) – alles von der öffentlichen Hand.

Falk Reckling (Wissenschaftsfonds). 5 Verlage besitzen 30% aller Zeitschriften. Daten (in einigen Fachbereichen): Non profit publishers produzieren zu einem fünftel des Preises doppelt so hohe Qualität. FWF: Verpflichtung der open access Zugänglichkeit von geförderten Projekten.

Publikationsmöglichkeiten: Preprints, Postprints (Selbstarchivierung), Open Access Zeitschriften, Paid Open Access

Vorteile: Sichtbarkeit der Forschungsergebnisse erhöhen, schnelle Veröffentlichung, Kostenersparnis, Erleichterung des Marktzugangs, Wissensvernetzung, Qualitätssicherung.

Probleme: Bewußtseinsproblem: man kümmert sich nicht um Publikationskosten, Reputationskosten, Ressourcen: Umschichtung der Bibliotheksmittel, Datenmengen, Einrichtung von Überswichtssystemen, business models.

Geplant: pauschale Finanzierung aller bei Elsevier veröffentlichten Artikel aus FWF-Projekten als “paid open access” durch den FWF. Erhöhte Verlagsförderung im Fall des open access.

Markenname Wittgenstein

Das diesjährige Wittgensteinsymposium über “Reduktion und Elimination in Philosophie und den Wissenschaften” war ambitioniert und sehr gut besucht. Noch stärker, als im vergangenen Jahr, war das Interesse aus dem Osten, nah und fern. Das heißt: Polen, Tschechische Republik, Russland – aber auch Honkog, Taiwan und Japan.

Zur Eröffnung verursachte ein stellvertretender Sektionschef aus dem Wissenschaftministerium eine leichte Befremdung, als er den Wittgensteinpreis erwähnte, der mit dem Symposium gar nichts zu tun hat. (Es gibt den Wittgenstein-Preis des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und den Ludwig Wittgenstein Preis der ÖFG.) Aber die Veranstaltung selbst war nicht besser.

Man könnte das heurige Symposium ein Anti-Wittgenstein-Symposium nennen. Einprägsam brachte das der bewundernswerte Patrick Suppes auf den Punkt:

Ich bin nun zum 4. Mal hier eingeladen und ich habe noch niemals einen ernstzunehmenden Satz über Wittgenstein gesagt.

Es ist ein einfaches ökonomisches Prinzip: Wer einen Markennamen besitzt, muss daran festhalten, um die Kundschaft nicht zu verwirren. Zum Thema “Reduktionismus” alleine kommen wenige Philosophen aus aller Welt nach Kirchberg. Da muss der Philosoph herhalten, der ein Kronzeuge gegen den Reduktionismus ist.

Kongresstourismus

Früher hieß es “Hast Du vom Urlaub Bilder mitgebracht?” Mittlerweile ist man überall von Fotoapparaten umgeben, auch wenn man auf Kongresse fährt. Sie werden dann auf den geeigneten Webportalen gesammelt. Jeder Kongress hat dabei seine spezielle Ästhetik, z.B.Cyberspace 2007 in Brno oder CATaC 2008 in Nimes.

Es gibt Aufnahmen von Auditorium, vom Buffet und von den Sehenswürdigkeiten des jeweiligen Ortes. Natürlich auch – in einem anderen Format – die Präsentationsunterlagen. Hier eine besondere Mischform, ein Foto des Hochaltars der Augustinerkirche in Korneuburg im Vortragssaal der juridischen Fakultät Brünn:

Dazu das Foto als selbst:

Und dazu der Artikel, der sich dieser Bilder bediente.

Hyperkult 17

Vergangene Woche:

Hyperkult 17 an der Universität Lüneburg

Davon habe ich diese Beobachtung aus der Diskussion um Datenbanken mitgebracht: Es gibt einen wichtigen Unterschied beim “Suchen”. Wenn man in einer Datenbank sucht, also z.B. nach Bildern verschiedener Säulen oder bestimmten Verhaltensmustern in Filmausschnitten, sucht man in vorgefüllten Kategorien. Im Unterschied dazu ist die Klassifikation, die zu einer Datenerfassung führt, ein Risikounternehmen. Das erste Unternehmen stützt sich auf die Urteilstätigkeit des zweiten. In einer Datenbank steckt ein Konsens, den man durchsuchen kann, während, wenn man in den Daten “sucht”, der Konsens gleichzeitig entsteht (und eventuell verlorengeht).

althergebracht

Noch eine Bemerkung zur “Blogologie”, genauer zur skeptisch-staunenden Verwunderung, die mich erfasst, wenn ich die angesprochenen reflektierten, technisch erweiterten und mit RSS-feeds verbreiteten Schreibformen betrachte. Vergangene Woche erhielt ich diese Mail:

Das Buch geht unverzüglich in Druck. Vertrag kommt in den nächsten Tagen. Beide Bücher werden etwa in der 29. Kalenderwoche (15.07.2008) erscheinen.

Es ist schon oft darüber geschrieben worden, dennoch eine Bemerkung. “unverzüglich” heißt hier etwas anderes, als wenn ich in einer Minute den Publish-Knopf drücke. Und auch das “Erscheinen” in der 29. Kalenderwoche hat eher etwas mit Frühlingserwachen und längerfristig angekündigten Besuchen zu tun, als damit, dass eine Mitteilung gemacht wird. Wie jetzt.

Schwarmintelligenz

Vergangenes Wochenende gab es eine gemeinsame Veranstaltung der Wikipedia Deutschland und der Akademie der Wissenschaften und Literatur in Mainz. Eine interkulturelle Begegnung: schwarze Anzüge treffen auf T-Shirts. Dazwischen die spannende Aufgabe, zwischen einem Phänomen mit Breitenwirkung und den Qualitätsansprüchen – bzw. phantasien zu navigieren. Die Professorinnen hätten gerne Auslese, Renommee und Garantien, dagegen operieren die Vertreter des Wikiprojektes Philosophie mit einer bewegten Masse von Beiträgen und Verbesserungen.

Eine überzeugendes Referat von Markus Mueller nahm den professoralen Einstellungen den Wind aus den Segeln. Er sprach über die Qualitätssicherung in der Wikipedia und machte klar, wie oberflächlich die meisten Diskussionen über die (jeweils vorläufigen) Resultate der Enzyklopädie sind.

Weniger hilfreich war der Eröffnungsvortrag von Peter Wippermann. Als Vertreter des “Trendbüros” immer auf der Suche nach einprägsamen Formulierungen verbuchte er die Wikipedia unter “Schwarmintelligenz”.

Wie heißt es im einschlägigen Artikel: der Terminus ist “auch ein unscharfes Mode-Schlagwort”.