Informationsfluß

Manfred Bobrowsky beschreibt das Verfahren, nach dem Universitätsagenden bisher auf der Ebene des Mittelbaus (vertikal) kommuniziert wurden. Kurien -> Kuriensprecherinnen -> Kontaktkommittee -> Senat. Alles weg, Vereinzelung am Arbeitsplatz.

Und wenn man das als Herausforderung nimmt? Die Gewerkschaft kümmert sich nicht mehr um uns. Der Chef des Dienststellenausschusses findet keine deutlichen Worte. Es bleibt nichts übrig, als Strukturen neu zu erfinden. Z.B. Über blogs.

Projektgruppen (2)

Gegen “Projektgruppen” läßt sich ja kaum etwas sagen. Aber im gegenwärtigen Zusammenhang haben sie eine Besonderheit. Sie ersetzen die bisher praktizierten demokratischen Prozesse.

Daraus läßt sich plakativ und polemisch Kapital schlagen und der weitgehende Wegfall konsultativ-diskursiver Momente auf den verschiedenen Ebenen der Universitätsorganisation ist tatsächlich eine schlimme Sache. Aber es ist doch mindestens so interessant, zu fragen, warum das derart mühelos, beinahe unbemerkt, über die Bühne geht.

Das kann nur daran liegen, daß die in den letzten Jahrzehnten praktizierte Mitbestimmung keine Verteidiger (m/w) findet. Daß sie einen Typ von Hochschullehrern (m/w) hervorgebracht hat, der sich ihre Möglichkeiten zu Nutze machte, als ob sie vom Himmel gefallen wären. Kurz: die Mitbestimmung war nicht mehr vital.

Projektgruppen

Eine strategisch gezielte Maßnahme zur Umsetzung des UG 2002 an der Universität Wien war die Aussparung der bisherigen Fakultäten aus dem Vorbereitungsprozeß. Da man sie auseinandernehmen wollte, machte es natürlich keinen Sinn, sie zu diesem Plan zu befragen. Stattdessen wurden Projektgruppen eingerichtet und zwar mit vom Rektor handverlesenen Personen, die sich ihrerseits aus einer Liste Gruppenmitglieder aussuchen konnten. Von 25 Teilnehmern gab es 4 vom ehemaligen “Mittelbau”. In den Regeln stand auch, daß “der eine oder andere Student” mitmachen dürfe. Das waren dann zwei Stück.

Drei Leiter (m/w) von Projektgruppen arbeiteten auf die Ziele hin, die vom Rektorat als wünschenswert vorgeschlagen wurden (Bachl, Spiel, Zeilinger). Die beiden anderen enthielten stark abweichende Stellungnahmen, die praktisch nicht berücksichtigt wurden (Schrammel, Weigelin-Schwiedrzik). Alle drei “konformen” Gruppenberichte enthielten den Vorschlag, das Fachgebiet des Gruppenleiters (m/w) möge eine Fakultät werden.

Organisationsplan Uni Wien

Was im Moment an der Universität Wien vorgeht, ist unbegreiflich. In wenigen Monaten wird von einem kleinen Zirkel von Exekutivbeamten die gesamte Organisation umgekrempelt. Dabei werden entscheidende Fragen, wie z.B. die Zahl der Fakultäten, über den Daumen gepeilt. “Darf’s ein bißchen weniger sein?” sagt der Universitätsrat und der Rektor spurt.

Unbegreiflich ist auch in einem erhabenen Sinn gemeint, wie ein Unglück (oder Glück) unfaßbar sein kann. Es kommt zuviel zusammen, als daß man es gleich vernünftig auseinandernehmen könnte: ein weltweiter Trend, die schwarz-blaue Regierung, eine trendgerechte Universitätsführung und dann die schwer traumatisierte “Basis”, die sich weitgehend ohne Aufmucken in die neuen Umstände fügt. In diesem Zusammenhang muß auch gesagt werden: so großartig kann es bisher nicht gewesen sein, wenn dieses Schweigen die Verteidigung der Mitbestimmung sein soll.

Die erste kompetente Auseinandersetzung mit der Entwicklung kommt bezeichnenderweise von der Österreichischen Hochschülerinnenschaft:

Stellungnahme ÖH Uni Wien

Der Start dieser Blog-Initiative ist ein Versuch, die Unbegreiflichkeit zu fassen und damit kommunizierbar zu machen. Angesichts der hochschulpolitischen Demoralisierung der überwiegenden Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen ein unsicherer Schritt.