In einem FAZ-Interview berichtet Marianne Brün, die Tochter des Regisseurs Fritz Kortner:
Über manche Sachen wurde ich einfach nicht aufgeklärt, zum Beispiel darüber, dass es heute noch Religionen gibt.
Am selben Tag schreibt Wolfgang Müller-Funk im “Standard”
über Religionsfreiheit
Ein kurzer Seitenblick in soziologische, kulturwissenschaftliche und philosophische Publikationen zeigt, dass vom Tod der Religion nicht die Rede sein kann. Die Totgeglaubte gibt kräftige Lebenszeichen von sich. Und der europäische Laizismus, eher das Ergebnis verheerender Religionskriege als einer vernichtenden atheistischen Propaganda, erscheint heute, global betrachtet, als die Ausnahme von der Regel.
Das ist die entspannte, post-konfrontative, sagen wir augenzwinkernde Ruhe des aufgeklärten Atheisten. Ob weniger Aufklärung nicht doch mehr wäre? Nochmals Marianne Brün:
Mit zehn Jahren habe ich meinen Vater erschüttert gefragt: “Wusstest du, dass Leute heute noch an Gott glauben?” Und er antwortete: “Ich weiß es, aber ich kann nichts dafür.” Wir haben zwar Weihnachten und Ostern gefeiert, aber völlig ohne Gott. Als ich sehr klein war und nur noch ein paar Worte Deutsch konnte – wir lebten schon in England -, hielt ich Weihnachten für die Nacht, in der man Wein hat. Es war tatsächlich die einzige Nacht, in der ich einen Schluck Wein trinken durfte. Das erklärte die Angelegenheit für mich vollkommen.