Philosophy graduates will be in great demand by 2030? And then?

… this is the headline of a post shared by the Facebook page “Philosophy matters”. The post has likes and comments of people who sympathize with philosophy, or have an education in philosophy. I read the linked article, and posted a comment expressing my concerns about the mismatch between the headline and the content of the article. The latter is mostly about the usage of technology in education, while the first focuses only on philosophy graduates. Later I realized that the word “expert” in the headline is crucial for both. Philosophers would learn how to play the role of an expert in a corporate environment, delivering assessments on demand. That’s what the headline suggests. At the same time, I would add, philosophers would be aware and make aware that expertise is not the whole story on the journey called education.

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“carefree usage by hiding complexity”

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Andreas Kirchner diskutiert (im vorletzten Beitrag) das Verhältnis von glatter Oberfläche und dahinter liegenden Kräfteverhältnissen am Beispiel gebräuchlicher Textcodierungen im Internet. Ich illustriere das Thema anhand einer Episode aus meinem laufenden Seminar über Podcasts.

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Not a Service

Nach dem langwierigem Auffinden des Download-Links zur Video-Plattform Kaltura (siehe letzter Beitrag) las ich einen Blog-Beitrag von Tim Owens: “Why I’m getting rid of Kaltura (and why you should too)” aus dem Jahr 2013. Die Open Source Community Edition (CE) von Kaltura sei per Design fehlerhaft, um die Benutzer zum Kauf von Erweiterungen oder den Umstieg auf die Cloud-Version zu bewegen. Und Support gäbe es auch keinen.

 

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Bei mir hat sich die Frustration mit Kaltura mittlerweile etwas gelegt, weil die Basis-Installation von Kaltura CE5 auf einer Virtuellen Ubuntu Maschine in wenigen Stunden erledigt war. Nun: Erste Eindrücke und Adaption der Kritik vom letzten Beitrag.

 

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Affirmativ und Eklektizistisch?

Wie beurteilt man die Qualität von Gedanken in der akademischen Sphäre?

Eine Stellungnahme zu meinem für die “Nachwuchs”-Tagung “Junge Philosophie” an der TU Darmstadt eingereichten Paper lässt eine erste Antwort zu:

  • Wenn du Begriffe verwendest, sollten sie aus einer Theorie heraus entwickelt werden, anstatt Metaphern zu ihrer Plausibilität anzuführen.
  • Wenn du Metaphern verwendest, gebrauche sie nicht affirmativ.
  • Dass Metaphern nicht affirmativ gebraucht werden, zeigt sich, indem sie in einem systematischen Zusammenhang gestellt und kritisch hinterfragt werden.
  • Wenn du Metaphern affirmativ verwenden solltest, beziehe dich auf Literatur. Die Literatur aber muss systematisch, nicht eklektizitisch ausgewählt werden.

Die Stellungnahme hat mich irritiert. Eine These im kritisierten Paper war, dass Kompetenz nicht auf die gestaltenden, architektonischen Aspekte reduziert werden kann, sondern ein Moment miteinschließt, in der man von Situationen irritiert wird und – zunächst – in seinem Entwerfen zurückgeworfen ist. Das ist nun der Fall.

“Der Boden für fruchtbare, anschlussfähige Tätigkeiten ist: Man lässt sich stören. Und manchmal noch mehr: Man wird gestört. Man bezieht seine Kreativität aus der Irritation und spannt seine Methoden und Architekturen auf den Wellen derselben.”

Meiner Überzeugung nach ist der Schritt zur Systematik und Methodik ein Zweiter. Ein Aspekt, der mich (neben Systematik und Schlussfolgerungen) an der Philosophie fasziniert ist, was zwischen Irritation und Systematik passiert, also vor der Verwertung. Vielleicht ist der Text deswegen nicht reif für Veröffentlichung in einem Band für die Disziplin Philosophie.

Was ich zugestehe: Der Text ist vorkritisch und stotternd, ohne Rückhalt durch Literaturverweise. Temptativ wird versucht, sich auf das durch die Tagung gestellte Thema (“Brüche, Brücken, Ambivalenzen”) einzulassen. Es werden die Metaphern der Architektur und des Konstruierens erkundet.  Dann wird die Frage gestellt, ob man durch sie auf Widersprüchlichkeiten eingehen kann. Ich habe Hinweise gegeben, dass diese Metaphern genau nicht ausreichend sind, um das Prädikat “Kompetent-sein” zuzuschreiben und dass man Beispiele finden kann, die über diese Metaphern hinausweisen. Offenbar war das nicht überzeugend.

Der Beitrag findet sich im Philo-Wiki- sozusagen als Alpha-Version zum Diskutieren und Weiterarbeiten. Vielleicht hat die eine oder der andere einen hilfreichen Rat für einen offenbar nicht wohlgeformten “Nachwachsenden”. Ich habe durch die Stellungnahme ausserdem Gelegenheit eine Praxis aus der Softwareentwicklung anzuwenden, die auch wichtig für das Thema des Textes war:

Die Quellen werden nicht verschlossen und gegen Änderung gesperrt, sondern setzen sich der Konfrontation mit den Benutzern aus und können – die Beteiligung der Benutzer vorausgesetzt – schneller auf sich ändernde Situationen reagieren. Die Anpassung mit der Umgebung erhöht sich und wird dynamischer.

Man bezieht seine Kreativitat aus der Irritation und
spannt seine Methoden und Architekturen auf den Wellen derselben.

Kapstadt Open Education Declaration

Möchte auf etwas Hinweisen: Bin heute auf eine Declaration gestoßen, die sich zum Ziel gesetzt hat, dass Lehr-&Lerninhalte frei und über Ländergrenzen hinweig für alle (z.B. unter einer Creative Commons Lizenz) im Netz zur Verfügung gestellt werden.

Unter related initiatives finden sich eine Reihe von interessanten Anschlussprojekten. Eines davon kommt vom MIT und nennt sich MITOpenCourseware, in der Lehrveranstaltungsinhalte in Form von Videos, Audios oder textuell zur Verfügung gestellt werden. Vor allem die große Anzahl an Lehrveranstaltungen zu den verschiedensten Bereichen hat mich beeindruckt.

Through MIT OpenCourseWare, MIT grants the right to anyone to use the materials, either “as is,” or in a modified form. There is no restriction on how a user can modify the materials for the user’s purpose. Materials may be edited, translated, combined with someone else’s materials, reformatted, or changed in any other way.

Soweit ich gesehen habe, werden aber veränderte Inhalte nicht wieder in die Plattform integriert; trotzdem eine sehr nützliche Dienstleistung.

Wenn man sich die Unterzeichner der oben genannten Deklaration ansieht, findet man leider nur sehr wenig Österreicher und soweit ich sehe niemanden aus den drei großen Universitäten (TU,MUW, Hauptuni) in Wien.

Der Hinweis vom MIT würde für mich aus Studentensicht ganz gut klingen:

[W]e encourage other universities to create their own “opencourseware” in which materials from their courses would be posted online and openly shared with the world. MIT OpenCourseWare is eager to link to other universities or institutions that have similar goals. For more information about how your institution can openly publish its course materials in an OpenCourseWare environment, please visit the OpenCourseWare Consortium site.

Als Mitglieder dieses Open CourseWare Consortium finden sich übrigens die Universität Klagenfurt, Universitäten von Iran, Japan, Korea, Russland, Afghanistan,… Ich weiß ja nicht, in welchem Ausmaß eine solche Mitgliedschaft  einen finanziellen Aufwand erfordert (das MITOCW gibt an, dass sie pro Kurs-Aufbereitung 10.000 – 12.000$ aufwenden müssen – das scheint mir schon etwas hoch gegriffen), aber von der Idee her ist die Initiative eine nähere Betrachtung wert.

Konsulent

Für Überlegungen zu Sokrates suchte ich nach einem Terminus, der die Rolle der Sophisten in prägnanter aktueller Form fasst. “Politikberatung und Persönlichkeitsentwicklung” ist nicht schlecht, aber ich wollte es noch kürzer haben und dachte an “Konsulenten”. Um mich zu vergewissern ein Blick ins Web und dabei eine Überraschung.

Der Ausdruck ist in Norwegen verbreitet: En konsulent er en person die ihr Wissen (ökonomisch, juristisch, technologisch, informatisch) für Geld zur Verfügung stellt. Das ist auch mein Verständnis. Jedoch auf Deutsch ist das nicht so eindeutig..

Hier ist das Wort als Kategorie jüdischer Juristen in der Zeit des Nationalsozialismus angegeben. Jüdische Rechtsanwälte, denen man die Berufsberechtigung entzogen hatte, bezeichnete man als “Konsulenten” für andere Juden. Ich traute der WIkipedia in diesem Punkt nicht ganz, also nahm ich den Duden zur Hilfe:

(veraltet) [Rechts]berater, Anwalt

Was sich hinter “veraltet” verbergen kann. Leben mit Leichen.

APA0257 5 II 0464 XI

Uni Wien bei Umstellung auf Bachelor-Studien fast am Ziel

Wien (APA) – Die Universität Wien ist bei der Umstellung auf die europäische Studienarchitektur, also mit Bachelor- und Masterstudien, fast am Ziel. Mit Beginn des kommenden Studienjahres werden auch die historisch – kulturwissenschaftlichen und die philologisch – kulturwissenschaftlichen Studien nur mehr in der Bachelor- und Masterstruktur angeboten, erklärte die Vizerektorin für Studierende, Christa Schnabl, am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien. Sprachstudien wie Germanistik, Slawistik oder Romanistik und historische Studien wie Archäologie, Zeitgeschichte, etc. können nur mehr in der neuen Studienform inskribiert werden.

Damit sind an der Uni Wien fast alle Studien umgestellt, Ausnahmen bilden nur noch jene, wo es gesetzliche Einschränkungen (Lehramtsstudien) bzw. eine Abstimmung mit den Berufs- und Standesvertretungen notwendig ist (Pharmazie, Psychologie, Jus und manche Theologie-Studien). Für Schnabl bedeutet das einen “historischen Punkt” für die Uni Wien. Das Studienangebot der größten Uni des Landes im Studienjahr 2008/09 – die Zulassungsfrist dafür beginnt am 1. Juli – umfasst damit 49 Bachelorstudien, 100 Masterprogramme sowie 21 Universitätslehrgänge.

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sehr, sehr

Zum untenstehenden Leserbrief in “Der Presse” gab es Dienstag eine Reaktion. Der “sehr untergriffigen” Kritik wurden die regelmäßig “sehr positiven” Ergebnisse der Evaluation entgegengehalten, die diese “sehr, sehr überzeugten Hegelianer” offenbar nicht kennen.

Das ist auch nicht verwunderlich, denn bisher wurde das Institut einmal evaluiert (vor 5 Jahren).

Die sehr untergriffige und undifferenzierte Kritik der Herren Höfler, Böhm, Kolar am Institut für Philosophie der Universität Wien steht in krassem Gegensatz zu den sehr po­sitiven Ergebnissen bei den internationalen Evaluationen, denen dieses Institut wie auch alle anderen Universitätsinstitute re­gelmäßig unterzogen wird. Die Behauptung, Dekan Kampits würde Diskussionen unterbinden, entbehrt jeder Grundlage: Das, Ge­genteil ist der Fall. Die Angreifer (zwei davon befinden sich im Ruhestand, einer steht in keinem Dienstverhältnis zur Universität) ge­hören größtenteils einer Gruppe von sehr, sehr überzeugten Hegelianern an, die glau­ben, seit dem Tod Hegels (1831) wäre nichts eigentlich Relevantes in der Philosophiegeschichte mehr geschehen. Dass am Insti­tut für Philosophie sowohl historische wie auch systematische Grundlagenforschung und Lehre betrieben wird wie auch Gegenwartsfragen aufgegriffen werden, lässt sich jederzeit der Homepage entnehmen.

o. Prof. Hans-Dieter Klein
stv. Institutsvorstand
des Instituts für Philosophie
Universität Wien

Bedeutungsservice

In einer Lehrveranstaltung über Sokrates in diesem Semester möchte ich eine Verbindung mit Fragen der Wissensgesellschaft herstellen, die ich im vergangenen Jahr behandelt habe. Darum ist mir dieser Satz aus Platons Menon sofort aufgefallen: “Bei den Leuten, die sich erklärtermaßen auf eine nützliche Dienstleistung verstehen …” (91c) Die Sophisten sind danach Vorläufer der post-industriellen, service-orientierten Verhältnisse.

Eine suggestive Übersetzung von Margarita Kranz in der Reclam-Ausgabe. Die ist also garnicht so klassisch, wie ihr Anschein. Schleiermacher übersetzt: “Diese allein unter allen denen, welche sich dafür ausgeben, etwas Gutes erzeigen zu können …” Das klingt nicht so, als ob es sich um dieselbe Textgrundlage handelte. Ist aber textgerecht. “epistastai euergetein”: sich darauf verstehen, Gutes zu tun”.

Ein klassischer Fall von wörtlich gegen suggestiv.

Dazu eine Aussage, die ich gestern auf einem Podcast gehört habe: Unternehmen brauchen “soft skills”. Es ist also nicht nur so, dass wir das in alle Bologna-Curricula zu schreiben versuchen, es gibt wirklich eine Nachfrage. Und dazu, wie die Amis schon so sind, ein passendes Schlagwort: “meaning facilitators”. Übersetzung? Siehe die Überschrift.

Projekt-Gedanken

In unbekümmerter Direktheit schreibt Pithamber R. Polsani in seinem Beitrag Network Learning (erschienen im Passagen Verlag, Wien) über die neuen, nach-aufklärerischen Perspektiven der Wissensgesellschaft. “The goal of acquiring learning was the realization of spirit, life, and emancipation of humanity”. Heute ist das Ziel “to add value to human abilities expressed as labor”.

Das klingt noch neutral, aber die Arbeit erhält ihren Wert vom Markt.

The market, unlike the narratives of emancipation and speculative spirit, which are valid for long durations, is in a constant flux shifting rapidly from one configuration to the other.”

Das hat eine direkte Nutzanwendung auf meine Arbeit der letzten Woche. Einen Projektantrag zu verfassen ist ein gutes Beispiel des mittelfristigen Engagements. Die Finanzierung der Forschung ist auseinandergerissen. Auf der einen Seite eine Grundversorgung, die mit Wissenschaft so umgeht wie mit der nationalen Fluglinie. (Es ist peinlich, wenn man kein Aushängeschild/keinen Nobelpreis hat.) Auf der anderen Seite das Glücksspiel von Projektanträgen, deren wichtigste Eigenschaft darin besteht, dass sie in Kürze wieder auslaufen.

Die Nachkriegsgeneration ist in den Genuss langfristiger, großzügiger Berufschancen gekommen. Leider hat sie dabei die Möglichkeiten der nachkommenden Wissenschaftlerinnen merklich eingeschränkt. Die müssen jetzt Projektanträge schreiben, während man früher – wenn man einen Sponsor gefunden hatte – recht einfach eine Lebensstellung ergattern konnte.