Not a Service

Nach dem langwierigem Auffinden des Download-Links zur Video-Plattform Kaltura (siehe letzter Beitrag) las ich einen Blog-Beitrag von Tim Owens: “Why I’m getting rid of Kaltura (and why you should too)” aus dem Jahr 2013. Die Open Source Community Edition (CE) von Kaltura sei per Design fehlerhaft, um die Benutzer zum Kauf von Erweiterungen oder den Umstieg auf die Cloud-Version zu bewegen. Und Support gäbe es auch keinen.

 

kaltura_kmc_content_thumbnails_for_audio

Bei mir hat sich die Frustration mit Kaltura mittlerweile etwas gelegt, weil die Basis-Installation von Kaltura CE5 auf einer Virtuellen Ubuntu Maschine in wenigen Stunden erledigt war. Nun: Erste Eindrücke und Adaption der Kritik vom letzten Beitrag.

 

Die Kaltura-Mitarbeiter lesen Blogs, auch den von Tim Owens. Zohar Babin, “Director of Community & Developer Relations” bei Kaltura schreibt:

To your complaint about support – No one is getting paid for providing free support, and even so, on the Kaltura CE forum – http://bit.ly/kalturaCEforum you will not find even a single post from the past month without a closure or followup. Did you even try to post a sincere problem recently, did you private message someone from the core team or community experts? did you send an email? a facebook group message? posted a twitter question? The first message on your Twitter thread was: “It is maddening how little support there is for Kaltura. They might as well close the open source component and call it a day.” You should note that CE is nothing less than Kaltura. There’s only one trunk, no code diff or like you imply ‘intentional limitations’. On the contrary – Kaltura CE is as robust and scalable as our SaaS. The breadth of implementations from universities to commercial companies goes to show that.

Es ist nicht selbstverständlich, dass Unternehmen, die eine Software-as-a-Service anbieten, auch eine Self-Hosted-Version zur Verfügung stellen, die auf demselben Source Code aufbaut und der als Copyleft-Lizenz (AGPL) veröffentlicht wird.  Das ist nicht der Fall bei Google Mail, Google Search oder Facebook, die man nicht selbst auf seinem Computer installieren kann.

Mein letzter Blog-Beitrag war auf einem ähnlichen Beschwerde-Level wie der von Tim Owens: “Ich bin zwar erst hier hereingestolpert, aber wo bitte ist der Download-Button? Und wo die schön aufbereitete Schritt-für-Schritt-Anleitung?” So wie man beim Studium nicht nach einem Stundenplan fragt, sind Open Source Projekte experimenteller und benötigen eine Einarbeitungszeit. Trotzdem: Verbesserungen sind möglich. Es gibt Spam im Forum, fast systematisch, und man findet tatsächlich keinen Download-Link. Auch Open Source Projekte können von Konkurrenz profitieren, die bei Videoplattformen momentan recht dürftig ausfällt. Von der Blogging-Software WordPress, auch ein Open Source Projekt das unter einer Copyleft-Lizenz (GPL) veröffentlicht ist, ist man anderes gewohnt: In drei Clicks zum Download.

Zum Abschluss ein paar Screenshots von der Live Kaltura-Version. Der erste Eindruck: Es gibt eine Administrations-Webseite und eine Content Management Webseite, die über eine Willkommensseite zugänglich sind:

Kaltura_Welcome
Sobald man sich innerhalb der Plattform befindet, scheint es eine ausführliche Dokumentation zu geben.

Zuerst zur KMC – Kaltura Management Console. Hier kann man Videos/Audios/Bilder hochladen und mit Metadaten versehen. Die KMC bietet noch keine Endbenutzeransicht, wie man sie von der Einstiegsseite von YouTube kennt. Die KMC ist für die Verwaltung der Inhalte gemacht. Die Darstellung der Inhalte kann über verschiedene weitere Software geschehen: (1) WordPress (2) mit einer selbst geschriebenen Web-Applikation. Die Standards zur Interaktion mit der Kaltura Plattform sind bekannt und dokumentiert. (3) Mit dem Kaltura Media Space (siehe Demo)

Übersicht über die hochgeladenen Inhalte
Übersicht über die hochgeladenen Inhalte
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Bearbeiten und Vorschau
Bearbeiten und Vorschau
Man kann auswählen, mit welchen Video-Codecs und Auflösungen das Video zur Verfügung stehen soll, etwas eine Version für langsame Internetverbindungen, eine für Smartphones, und einen vollauflösende für Downloads.
Man kann auswählen, mit welchen Video-Codecs und Auflösungen das Video zur Verfügung stehen soll, etwa eine Version für langsame Internetverbindungen, eine für Smartphones, und eine vollauflösende für Downloads.
Es gehört zum Standardrepertoire von Video-Plattformen, dass man sie teilen und den Video-Code auf anderen Seiten einbetten kann. Es handelt sich momentan um einen Flash-Player, der eingebettet wird. Es soll jedoch auch möglich sein HTML5-Player einzubetten.
Es gehört zum Standardrepertoire von Video-Plattformen, dass man Videos teilen und den Player mit generiertem HTML-Code auf anderen Seiten einbetten kann.
Es handelt sich momentan um einen Flash-Player, der eingebettet wird. Es soll jedoch auch möglich sein HTML5-Player einzubetten.

Nun zur Admin-Konsole:

Die Admin-Konsole zeigt, dass man auf Basis von Kaltura eigene Applikationen erstellen kann, die über eine Applikationsschnittstelle auf die Kaltura-Funktionen und Inhalte zugreifen kann.
Man kann auf Basis von Kaltura eigene Applikationen erstellen, die über eine Applikationsschnittstelle auf die Kaltura-Funktionen und Inhalte zugreifen kann.

 

kaltura_admin_console_memory_stats
Arbeitsspeicherauslastung in der Admin Console

 

Einführung in Batch-Prozesse
Einführung in Batch-Prozesse

 

Status der Batchprozesse, z.B beim Transcodieren von Videos in ein Webfähiges Format
Status der Batchprozesse, z.B beim Transcodieren von Videos in ein Webfähiges Format. Zum Vergleich habe ich ein Testvideo auf MediaCore und auf Kaltura hochgeladen. Nach der Transcodierung wurde das Video auf Kaltura einwandfrei wiedergegeben, während bei MediaCore das Video ohne Ton abgespielt wurde.

Was mir noch fehlt ist der Video-Editor, mit dem ich dann eine Analyse des Zizek-Videos darstellen kann, was ja ein Motivator für diese Reise war. Womöglich eignet sich dazu der Premium Editor. Bittet man mich jetzt zur Kassa? Offenbar noch nicht. Denn auch für den Premium oder Advanced Editor (KAE) gibt es Installationsanleitungen und fehlende Downloadlinks. 🙂

Wenn es IT-Interessierte bis hierher im Text geschafft haben: Es gibt einen IRC Channel und regelmäßige Online-Treffen der Kaltura-Community, vielleicht kann man die initialen Frustrationen für das Self-Hosting schmälern.  Leider finde ich den Link nicht mehr, wo die Treffen erwähnt wurden.

Update, 02.06.2014:

Wiederum eine Kleinigkeit. Jedes dieser Kleinigkeiten ist für sich lösbar, man könnte sich engagieren und versuchen, die Situation zu verbessern. “But I would prefer not to“, kann man erwidern. Denn der Aufwand, ein Problem mit gegebenen Rahmenbedingungen zu lösen, übersteigt manchmal den Aufwand, neu anzufangen, nicht um die Rahmenbedingungen zu rekonstruieren, sondern um das Problem das man hat effektiver anzugehen, im Wissen, dass eine neue Lösung vielfach angewendet werden kann. Wie passt Kaltura zu diesen Gedanken? Fortsetzung folgt.

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