Begräbnis

Ein früherer Beitrag zu “Die Würmlinger Kapelle” von Nikolaus Lenau stellt dessen wohlklingender “süßen Todesmüdigkeit” Bilder einer Krippe ohne Christkind zur Seite. Eine Art Immunschutz gegen die ansteckende Melancholie des “doch die Menschen kommen nimmer”. Verlassene Kirchlein machen traurig und nervös über diese Trauer. Als Ausgleich ein Musikstück, dessen Morbidität ohne Umwege über einen verlorenen Glauben die Würde des Lenauschen Gedichts vergegenwärtigt.

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Girls with Guns

Am 8. März sah ich einen Film aus dem Genre “Rape & Revenge”: A Gun For Jennifer. Eine junge Frau wird von einer Gruppe von Rächerinnen aus den Fängen zweier Vergewaltiger gerettet, mit einer Waffe ausgestattet und in die extreme Gruppe aufgenommen. Ein Strip-Club dient als Basis, von dem aus die Gruppe potenzielle Vergewaltiger ausfindig macht, kastriert und tötet. Eine schwarze Polizistin ermittelt gegen sie, doch hat ebenfalls die Männer in ihrem Polizeirevier satt. Selbstjustiz à la Batman im Gotham City für Gender-Angelegenheiten. Nach dem Film bin ich so klug wie zuvor. Vielleicht hilft Literatur…

Bei der Darstellung von Überschreitung und versuchter Vergeltung begibt man sich auf vermintes Terrain. Mit dieser Erkenntnis beendet Julia Reifenberger ihre Jogging-Tour durch die Filme des Rape-and-Revenge Genres in dem kleinen Buch “Girls with Guns: Rape & Revenge Movies: Radikalfeministische Ermächtigungsfantasien?” (Bertz + Fischer 2013)

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Genug zerstört: Kann Miley Cyrus Israel retten?

   “Wrecking Ball” seemed like the obvious choice because the Middle East is saturated with destruction.
Orit Arfa

Herbert Hrachovec macht im letzten Beitrag die Grenzenlosigkeit der Kugel im Wrecking Ball Video stark. Eine Kugel, besetzt von einer jungen Frau. Dieses Motiv sei die einzige Komponente, die von allen Nachahmungen wieder aufgenommen wird. Ich kenne kein Wrecking Ball Video ohne die schwingende Kugel, das stimmt. Nur ich sehe eine Abrisskugel, auf der eine attraktive, junge Frau schwingt wie auf einer Schaukel. Eine massive Kugel, abgeschlossen und opak, die sich im Verlauf gegen ihre Besitzerin richtet.

Abrisskugel       myci

 

 

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auf der Kugel baumeln

Kabale und Liebe, Schauspielhaus Köln
Kabale und Liebe, Schauspielhaus Köln

  • “Das passt zu Solbergs Idee, Luises verhängnisvollen Brief als Video zu inszenieren, das wiederum das berühmte Musikvideo zu Miley Cyrus’ “Wrecking Ball” auf überraschend prüde Weise zitiert.” 1
  • “Bei Schiller schrieb sie dazu den erzwungenen Brief an Ferdinands angeblichen Nebenbuhler. Solberg aber lässt Luise ein Filmchen drehen, auf dem sie sich wie Miley Cyrus im Musikvideo “Wrecking Ball” lasziv auf der Abrissbirne räkelt.” 2
  • “Auf dem Feuerlöscher, aus dem ein verzweifelter Ferdinand Luise bespritzt steht Capitalism – der Schriftzug erinnert an Coca Cola (damit wurde Luise zuvor eingenässt).” 3
  • “Eine phantastische Premiere, ein großartiger Theaterabend! Mal wieder ein begeisterndes Ensemble, welches textsicher (auch das sei mal bemerkt!) mit seiner Präsenz den Spagat schafft, ein zutiefst menschliches – und nach wie vor (immer) aktuelles – Thema mit Schillerscher Sprache und hochaktueller Zitaten in einer sensationellen medialen Bühnenlandschaft (!) auf den harten Boden der Depot-Spielstätten bringt! DANKE !!!” 4

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Wir wollen Zitate

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Eine Parodie, so wie die im letzten Kommentar angeführte ist umwerfend im Wortsinn. Die Relokalisierung des Werks modifiziert seine Effektivität. Die Repräsentation durch die Parodie bringt einen Themawechsel oder eine Themaverschiebung. Sie macht durch Verfremdung einzelne Features des Werks sichtbar und diskutierbar, die im Werk mesmerisierend wirken. Manch Luftschloss löst sich auf – zum Nutzen oder Nachteil.

Parodien und andere Meta-/Hyper-Bezugnahmen können durch Begrenzung eines exzellenten Werks mitunter schöne, wichtige Themen der Lächerlichkeit preisgeben. Um es mit Filmen zu sagen: Was ist “Scary Movie” im Vergleich zu “The Shining”? Parasitär. Die Parodie von Horrorfilmen ist kein Horrorfilm; bis auf exzellente Ausnahmen wie “The Cabin in the Woods”, dessen Plot alle Klischees bedient:

Five friends go for a break at a remote cabin in the woods, where they get more than they bargained for. Together, they must discover the truth behind the cabin in the woods.

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