Wir wollen Zitate

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Eine Parodie, so wie die im letzten Kommentar angeführte ist umwerfend im Wortsinn. Die Relokalisierung des Werks modifiziert seine Effektivität. Die Repräsentation durch die Parodie bringt einen Themawechsel oder eine Themaverschiebung. Sie macht durch Verfremdung einzelne Features des Werks sichtbar und diskutierbar, die im Werk mesmerisierend wirken. Manch Luftschloss löst sich auf – zum Nutzen oder Nachteil.

Parodien und andere Meta-/Hyper-Bezugnahmen können durch Begrenzung eines exzellenten Werks mitunter schöne, wichtige Themen der Lächerlichkeit preisgeben. Um es mit Filmen zu sagen: Was ist “Scary Movie” im Vergleich zu “The Shining”? Parasitär. Die Parodie von Horrorfilmen ist kein Horrorfilm; bis auf exzellente Ausnahmen wie “The Cabin in the Woods”, dessen Plot alle Klischees bedient:

Five friends go for a break at a remote cabin in the woods, where they get more than they bargained for. Together, they must discover the truth behind the cabin in the woods.


Horrorfilme mit dem Titel “die Hütte im Wald”, die damit beginnen, dass eine Gruppe von Teenagern auf eine Partytour in den Wald fährt, suggerieren einen absehbaren Typ von Erzählung. Die Zuseherin kennt die Wendungen: Im Wald geschehen paranormale und Furcht auslösende Dinge, ein Überlebenskampf gegen Zombies, Hexen, Geister, Dämonen, untote Tiere, verfluchte Gebäude, etc. beginnt. Während die Protagonistinnen ums Leben kämpfen, werden nach und nach Details über die paranormalen Ereignisse verraten. Nur dass die Zuschauerinnen mittlerweile anspruchsvoller geworden sind. Es zieht sie nicht in die Geschichte. Stattdessen finden sie Ungereimtheiten bei den Charakteren, prognostizieren den Verlauf und vergleichen mit ähnlichen Filmen. Kreaturen der Unter- oder Überwelt nehmen sie mit einer Ruhe hin und amüsieren sich über die konstruierten Handlungen der Protagonistinnen, die sie geradewegs ins Verderben führen. Das Amüsement und das Vorlaufen in die Zukunft ist die letzte Spur von Angst, Schrecken und Verstörung, also jenen Spannungsgefühlen, mit denen Horrorfilme arbeiten möchten.

An dieser Stelle kann man verschieden reagieren:

  • Man gibt der Interessensverschiebung des Publikums nach und wechselt das Genre (Themawechsel): Der Film lässt das Horrorgenre hinter sich und mutiert zur Horrorkomödie, das die Regeln, wie Horror erzeugt wird, entlarvt. Bei dieser Mutation gibt es unterschiedlich gute Umsetzungen. Manche bieten nichts Originelles an, leben von Zitaten, um das Sterben des Genres zu zelebrieren. Die Filmreihe “Scary Movie” parodiert Plots bekannter Horrorfilme. Dem Schrecken wird durch Überzeichnung die Pointe genommen, um eine andere, eine komische Pointe einzuführen. Die neue Beleuchtung lässt zwar manchmal Unstimmigkeiten im Erzählstrang bekannter Horrorfilme hervortreten. Nur ist das Resultat selbst kein Horrorfilm, denn man möchte das Amüsement des Publikums, nicht deren Bedarf an Schrecken, befriedigen. Die Message ist: “Buhu, wie furchteinflössend! 😉 Wenn du den Smiley verstehst, dann gehört du zum erlesenen Kreis, der die Effekte der Horrorfilme durchschaut. Gratuliere.”
  • Man antwortet auf die Interessensverschiebung des Publikums und bleibt im Genre (Themaverschiebung): Das Risiko, wenn man sich bezugnehmend neben oder über Bestehendes stellt, ist, dass man durch die Zitierungen vom Thema abkommt. Das Resultat gibt kein Beispiel dafür ab, wie man heutzutage Horrorfilme produziert.Aus einer Filmrezension:

    Eventually the winks get in the way of the scares to the point where everything is buried in quotation marks.

    Wie ein Vampir saugen Metakommentare das letzte Blut aus der im Sterben begriffenen Tradition. Andererseits, und das ist die zweite Reaktionsmöglichkeit: Vampire sind Figuren aus dem Genre, also eine Gelegenheit zur Erneuerung. In diesem Sinne ist “Cabin in the Woods” ein Horrorfilm. Er schafft es, einschlägige Klischees ironisch zu verwenden dann aber in ein neues Umfeld zu retten, um dem Genre treu zu bleiben. Der Preis konkret in diesem Film ist, dass der Nihilismus dieses Umfeld ist, in dem sich die Klischees zu bewähren haben.

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