Vor 35 Jahren kannte man als aufstrebender Philosoph im deutschen Sprachraum zumindest einen Professor, der eine Zeitschrift herausgab und jungen Wissenschaftlern eine Publikationsmöglichkeit bot. Auf diese Weise habe ich im Salzburger Jahrbuch für Philosophie, im Wiener Jahrbuch für Philosophie und im Philosophischen Jahrbuch der Görres-Gesellschaft publiziert, bis ich Mut fasste und zur Zeitschrift für philosophische Forschung aufstieg. Der Kreis der Nachwuchstalente war überschaubar. Mentoren, die man damals noch nicht so nannte, kümmerten sich um den akademischen Nachwuchs.
Die Internationalisierung der philosophischen Forschung, der Publikationsdruck und die Ranking-Tabellen haben das gründlich verändert. Vor einem Monat erhielt ich die Anfrage eines renommierten skandinavischen Journals, ob ich einen Artikel über interkulturelle Ethik, “a transdisciplinarity-oriented study” beurteilen wolle. Das ist überhaupt nicht mein Fachgebiet. Irgendeine verquere Assoziation bei einer Google-Suche muss für diese Einladung verantwortlich sein. Neugierig war ich aber schon, daher sagte ich zu.
Wiley ist einer der wichtigsten Verlage im Buch- und Zeitschriftengeschäft weltweit, entsprechend professionell ist die Zugänglichkeit des Artikels und die Handhabung des Review-Prozesses. An die Stelle der persönlichen Bekanntschaft mit “älteren Staatsmännern” tritt eine Suchmaschine, eine Datenbankstruktur und ganz am Ende ein Schiedsrichter. Ich will das nicht abwerten, die Bedingungen haben sich geändert. Aber der Artikel hatte es wirklich in sich.
Exaggeratedly and aggregatedly it is often argued that on a daily basis it appears that many Germans for example are duty driven, but also consider the consequences of their acts as highly important, while many Africans act according to specific African virtues, values and duties. … those statements might be still acceptable for a travel guide book, but their acceptability for a philosophical account is limited due to their generalizing momentum …
With this approach we attempt to show that otherness often is dichotomized, politicized and ‘constructed’ and has to be ‘deconstructed’ to reconstruct the relation between different cultural groups which regard their fellow human beings with different cultural background as ‘the other’ (e.g. ‘the black man’ and ‘the white man’).
Die Pointe des Beitrags besteht darin, dass man nicht von “Schwarzen” und “Weissen” sprechen sollte, weil die Farbe der einen meist braun, die der anderen beige-rosa ist und damit unnütz Andersheit erzeugt wird. Im Hinblick auf die analytisch-professionelle Ausrichtung der Zeitschrift, für welche die Einreichung gedacht war, ist es eine drastische Themenverfehlung. Der ganze Apparat des peer reviews wird eingesetzt, um einen eklatanten Missgriff auszuschalten. Es ist, als ob man eine Wasserprobe aus der Donau ins Labor schickt, um seine Eignung als Trinkwasser zu prüfen.