Der Entwicklungsplan der Universität Wien stellt die bisherige Grundlage der Stellenzuteilung auf den Kopf. Die einzelnen Fachgebiete verfügen über eine innerdisziplinäre Gliederung. In der Theologie: Bibelwissenschaft, Systematik, Geschichte; in der Germanistik: altes und neues Fach; in der Jurisprudenz Zivilrecht, Strafrecht etc. Nach diesen Erfordernissen wurden Professuren besetzt.
Nun sind wir dynamisch und sollen von Forschungsschwerpunkten ausgehen. Die sind flexibel und werden in der Regel auf drei Jahre festgelegt. Ihnen werden die Stellen zugeordnet. Das sieht dann so aus, dass die Germanistinnen eine Professur für neuere deutsche Sprachwissenschaft brauchen und sie durch deren Notwendigkeit für “Europastudien” legitimieren. Die Historiker wollen eine Professur für Zeitgeschichte und zwar für den Schwerpunkt “Diktaturen – Gewalt – Genozide”.
Die Zuteilung der Professuren auf Forschungssschwerpunkte soll einmal im Jahr überprüft werden. Die Absicht ist deutlich: gewünscht sind verschiebbare Schwerpunkte und entsprechend leicht disponible Anstellungsverhältnisse. Wenn der Schwerpunkt nicht mehr aktuell ist, in Ungnade fällt etc. will man auch die Stelle schnell streichen können.
Was sich allderdings mit den Qualitätsansprüchen spießt. Man wird internationale Qualität nicht für drei Jahre bekommen, also trotzdem mit unkündbaren Verträgen arbeiten müssen. Das wiederum führt die Orientierung an den Forschungsschwerpunkten ad absurdum. Denn dann beruft man Personen mit der Fähigkeit, für sich in regelmäßigen Abständen einen neuen Schwerpunkt zu erfinden.