Ein Effekt des Ruhestandes: an einem Tag, den ich eigentlich bräuchte, um den seit langem versprochenen Artikel fertigzuschreiben, muss ich vormittags an die Universität. Zu einer Beiratssitzung, welche der Vorbereitung des 650-jährigen Gründungsjubiläums der Universität Wien dient. Im Arbeitsalltag habe ich das umstandslos verkraftet, jetzt ist es eine (leichte) Ärgerlichkeit.
Aber der Ausflug hat sich gelohnt. Im Stiegenhaus der Universität treffe ich den Kollegen, mit dem zusammen ich in meiner ersten Senatsperiode den Mittelbau vertreten habe. Er ist gut aufgelegt und begrüßt mich freundlich. Er hätte in letzter Zeit öfters an mich gedacht, weil seine Studienrichtung (ein Ausnahmefall), jetzt vom Diplomstudium zum Bachelor/Master Format umgestellt wird. Ich bekomme nachträglich Anerkennung und Komplimente für eine Arbeit (als Vorsitzender der Curricularkommission), die er erst jetzt richtig einzuschätzen weiß. Aufgeheitert nehme ich Platz im Senatssitzungssaal. Das Programm des Jubeljahres wird vorgestellt.
Abgelenkt blättere ich in den Unterlagen, als ich meinen Namen höre. Der Rektor geht die Programmpunkte durch und ist gerade bei den Medienprojekten. Er erinnert an die Diskussion über ein Motto der ganzen Veranstaltung. “Kollege Hrachovec hatte einen Vorschlag gemacht: Wissen macht.” Das war für diesen Anlass wohl etwas zu kühn, aber es hat Nachwirkungen. Das erste Medienprojekt trägt den Titel Forschung bewegt!.
Vielleicht gelingt es mir noch, das Rufzeichen wegzubekommen. Es versieht die Formulierung mit einer extra Emphase, welche der ursprüngliche Vorschlag nicht nötig hätte. Kurz ist der Anflug von Enttäuschung und Verärgerung über die lauwarme Lösung. Doch dann überwiegt ein Gefühl der Versöhnung. Eben das ist der Verlauf des exponierten Engagements. Man hat eine gute Idee, die Aufmerksamkeit erregt; sie zieht eine Spur und verläuft sich nach und nach im Sand.