Gestern besuchte Rektor Winckler das Institut für Philosophie. Der Hauptzweck der Besprechung war die Diskussion über eine allfällige Fakultät für Erziehungswissenschaften und Philosophie. Im einleitenden Statement kam der Rektor aber auch auf die allgemeine Problematik der UG 2002-Umsetzung an der Universität Wien zu sprechen.
Georg Winckler kann eine Sache überzeugend darstellen und mit beträchtlichem persönlichen Charme vertreten. Die Anwesenden waren sich darüber einig, daß er seine Anliegen kollegial und gesprächsbereit vorstellte. Auch inhaltlich gab es bemerkenswerte Signale. Winckler räumte ein, daß sich im Zeitraum seit September eine riskante Entwicklung abzeichnet. In der Dienststellenversammlung im Frühherbst hätte er der Universität einen Ruck geben wollen, um den bevorstehenden Veränderungsprozeß in Gang zu bringen. Sein Besuch im Institut sei auch als Zeichen dafür zu verstehen, daß er die zurückhaltenden Reaktionen der Belegschaft ernst nimmt.
Die Umstellung der Organisationsstruktur bringe es mit sich, daß er, und nicht mehr Frau Gehrer, im Mittelpunkt der studentischen Kritik stehe. Mit den neuen Befugnissen könne und müsse er aber eine Politik betreiben, die sich nicht an die meist lokalen Interessen der Institute binden läßt. Die alte Universität sei ein Verein zur Einreichung von Anträgen an eine übergeordnete Dienststelle (das Ministerium) gewesen, jetzt ginge es darum, eine eigene strategische Zukunftsplanung zu entwickeln. Die europäische Entwicklung (Winckler bezog sich auf Skandinavien und Großbritannien) geht in die Richtung, daß Staatsmittel zunehmend leistungsabhängig vergeben werden. Die Angehörigen der Universität sind in ihrer Forschung frei, nur müssen sie nachweisen, wie sie mit den Ressourcen umgehen.
Die universitäre Lehre nimmt dem gegenüber einen geringeren Stellenwert ein. Winckler will vermeiden, daß sich die Universität zu einer Art Volkshochschule verflacht. Wie der Akzent auf Spitzenforschung mit den Studentenzahlen der Universität zusammenpaßt, wurde nicht recht deutlich.
Insgesamt scheint der Rektor einiges nachholen zu wollen, was in letzter Zeit zu kurz gekommen ist. Motivation der Mitarbeiter (m/w), Rücksprache bei relevanten Punkten, Argumentation statt handverlesener Projektgruppen. Speziell für den Mittelbau gibt es ein interessantes Detail. Bei der Berechnung der Professorenzahl ordnete er die Habilitierten mit dem Hinweis auf äquivalente Leistungen den Professoren zu.
Lieber Herbert Hrachovec!
Die Zuordnung der Habilitierten zur Professorenzahl hinsichtlich der Leistung entspricht den tatsxE4chlichen Gegebenheiten der universitxE4ren Praxis und der Notwendigkeit, einen Entwicklungsplan der UniversitxE4t aufzustellen, der der Praxis gerecht wird. Das heixDFt aber noch lange nicht, dass die Habilitierten in dieser universitxE4ren Praxis ab 1.JxE4nner 2004 auf einmal in die ProfessorInnenkurie aufrxFCcken oder mit dieser gleichbehandelt werden. Wenn Du wissen willst, wie das aussehen wird, dann schau Dir die neue Zusammensetzung der Habiltationskommissionen und der Berufungskommissionen nach UG 2002 in der vom Rektorat entworfenen und dann vom Senat beschlossenen Satzung an. Ich zweifle keinen Moment daran, dass natxFCrlich auch der Rektor wxFCnscht, dass wir weiterhin mindestens genausoviel wie die “echten” ProfessorInnen in Forschung und Lehre arbeiten und leisten werden und wir werden das im eignen Interesse und zum Wohl der Wissenschaft und der UniversitxE4t ja auch tun, aber damit hat es sich schon. An eine echte Gleichbehandlung glaube ich erst dann, wenn das Ministerium, hoffentlich unter deutlicher und lauter xF6ffentlicher UnterstxFCtzung des UPV und der Rektorenkonferenz, die entsprechende Novelle zum UG 2002 dem Parlament vorlegt.
Liebe GrxFCsse
Dein Andreas Schwarcz