Ich bin eher ein Skeptiker als ein Propagandist des Bologna-Prozesses. Die Lektüre des Beitrags von Christian Scholz (Betriebswirtschaft) im Standard vom vergangenen Samstag läßt mich schwanken. Derart unüberlegt kann man Bologna nicht kritisieren.
Christian Scholz hat recht, darauf hinzuweisen, dass diese Reform weder mit den Universitäten, noch mit den Arbeitgebern, abgesprochen war. Sie ist ein Produkt aus Brüssel (Lissabon) und insoferne noch zentralistischer induziert, als vorhergehende Studienumstellungen. Daraus resultiert ein Sprung ins Ungewisse, der durch die Vorschriften nationaler Bildungsplanung abgesichert werden soll. Das Selbstverständnis der Universitäten spielt dabei keine Rolle. Soweit die berechtigten Beschwerden. Aber es ist verwunderlich, zu lesen, was dann an Gegenargumenten angeführt wird.
Herr Scholz beklagt die Bürokratisierung durch Akkreditierungsagenturen, die Kosten dieser zusätzlichen Apparate und die viele Zeit, “Tonnen unsinnigen Papiers zu produzieren”. Er bringt offenbar mehr Zeit in Saarbrücken, als in Wien zu, denn er schreibt (eventuell) von deutschen Verhältnissen. In Österreich besteht keine Akkreditierungspflicht. Die Universität Wien hat einiges Papier zur Bologna-Umstellung produziert, aber wir haben das im eigenen Haus durchgeführt. Vielleicht sollte man sich daran erinnern, dass diese Entscheidungen vorher (anders als in Deutschland) im Parlament gefallen sind.
Es wären noch einige Punkte anzuführen, in denen die Kritik Christian Scholz’ zumindest fragwürdig ist. Stattdessen will ich festhalten: Wenn ein Honorarprofessor der Universität Wien in einer seriösen Tageszeitung von hiesigen Verhältnissen so schreiben kann, als befänden wir uns in Deutschland, stimmt etwas nicht mit der Bologna-Kritik.