Vergangenen Donnerstag hat der Senat vom Rektorat den Entwurf zum Entwicklungsplan bis 2012 erhalten. Er wird in der nächsten Sitzung (24.1.) zu diskutieren sein. Einige Bemerkungen nach der ersten Lektüre.
Der Entwicklungsplan ist ein Container unterschiedlicher Textsorten. Es findet sich Werbematerial, Grundlagendokumente, Strategiepapiere, Verzeichnisse und Absichtserklärungen. Im Vergleich mit der Vorgängerversion ist ein Akzent auf die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses gelegt. Die Durchlässigkeit zwischen Bachelor- und Masterstudium wird festgehalten. Für 2009 werden 5, für 2010 7 (neue oder verlängerte) Initiativkollegs angekündigt. Die Rolle des Lehramtstudiums ist festgehalten. Das ist eine positve Entwicklung.
Insgesamt ist das Dokument deutlich zu lang. Es hat stellenweise zeremoniellen Charakter und stellt keine strukturierten Lesehilfen zur Verfügung. Der Eindruck ist: Wir nehmen uns soviel Platz, wie uns gefällt. Eine editorische Überarbeitung wäre wünschenswert. Dokumente von ähnlichem Volumen haben die Historikerinnen im Rahmen der Bologna-Umstellung produziert. Dort haben wir auf eine schlankere Darstellung gedrängt.
Als Beitrag zur Verkürzung rege ich an, aus dem Kapitel über die Lehre das Strategiepapier “Bologna” aus dem Jahre 2005 herauszunehmen. Es ist ab diesem Jahr gegenstandslos. Auch die Passagen über die universitären Forschungsschwerpunkte sollten gekürzt werden. Hier besteht das Problem, dass einerseits eine 3-Jahresfrist für diese Projekte angegeben wird, andererseits aber die bereits 2 Jahre alten Schwerpunkte angeführt werden. Es gibt zu ihnen keine Rechenschaftsberichte und sie laufen (nach dem Papier selbst) in Kürze aus.
Das längste Kapitel bildet die Auflistung der Forschungsschwerpunkte der Fakultäten und die (gesetzlich vorgeschriebene) fachliche Widmung der Professorinnnen (m/w). Hier ist ersichtlich viel Arbeit darauf verwendet worden, der universitären Forschungslandschaft eine einigermaßen homogene
Struktur zu verleihen. Die Sprachregelung unterscheidet zwischen “Themenfeldern” und “Forschungsschwerpunkten”. Das eine sind die Fachgebiete, die eine Fakultät abdeckt, das andere sind hervorgehobene, aktuelle und erfolgreiche Spezialisierungen.
Es bedürfte einer längeren Mail, um diesen Abschnitt zu kommentieren. Das Ergebnis der Vereinheitlichungsbemühungen fällt gemischt aus. Manche Fakultäten halten sich nach den Vorgaben, andere scheinen sich eher einen Spaß daraus gemacht zu haben, sie subtil zu umgehen. Die 11 Forschungsschwerpunkte der Juristinnen z.B. sind auf imaginative Weise auch die Themenfelder. Dafür heißen “Foschungsschwerpunkte” in den historischen Kulturwissenschaften “Paradigmen”.
Auf einen Problempunkt sei noch hingewiesen.
“Fakultären Forschungsschwerpunkten soll entweder schon jetzt, oder in absehbarer Zukunft (in neuen Feldern) Exzellenzfunktion zukommen.”
Hier zeichnet sich ein Verständnis von Schwerpunktbildung ab, das die teilweise Zurückhaltung gegenüber dem Forderungen der Universitätsleitung verständlich erscheinen läßt. Nach dieser Aussage ist nämlich zu erwarten, dass in 3 Jahren neue Forschungsschwerpunkte gefragt sind. Das passt dazu, dass man immer dort dabei sein möchte, wo gerade etwas zu holen ist. Es steht aber in eklatantem Widerspruch zu einer nur einigermaßen nachhaltigen Qualitätspolitik. Wie soll man sich das vorstellen: Eine Fakultät bietet in einem Spezialgebiet internationale “Exzellenz” und in ein paar Jahren wechselt sie die Stiefel?