Ein Hintergrund der sich zuspitzenden Krise im Publikationswesen: die Menge der Forschungspublikationen weltweit verdoppelt sich alle 7 Jahre. Diese Zahl wurde im OAI-Workshop in Genf letzte Woche genannt. Sie basiert auf einer Untersuchung des australischen Wissenschaftsrates.
Damit wird verständlich, daß sich die herkömmlichen Muster der Wissensvermittlung nicht mehr aufrecht erhalten lassen. DIe Qualitätsjournale haben eine Ablehnungrate von 60-80% und das Spektrum der Angebote wird immer unübersehbarer. Die Alternativen im elektronischen Publikationswesen sind organisatorisch und hinsichtlich ihrer Ernsthaftigkeit noch nicht konsolidiert. Die freie Verfügbarkeit der Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung beantwortet das Problem von Prestige, Vorauswahl und divergenten Wissenschaftskulturen nicht.
Zum letzten Satz: vielleicht verstehe ich den falsch, aber mir scheint:
“Prestige”: ist unabhaengig davon, ob die Veroeffentlichung frei verfuegbar ist oder gekauft werden muss – ausser dass man elektronisch Veroeffentlichtes ausdrucken muss bevor man’s in Schweinsleder binden kann.
“Vorauswahl”: vermute, dass da “peer review” gemeint ist; falls ja: geht sowohl fuer kostenloses wie kostendes.
“Divergente Wissenschaftskulturen”: Interdisziplinaere Verflechtung ist leichter und wirksamer wo man in einem XML/HTML-Dokument auf zitiertes elektronisch *frei* vorliegendes einfach verlinken kann, statt eine Fussnote zu machen, die auf etwas verweist, was in der lokalen Bibliothek (gleich ob elektronisch oder auf Papier) nicht verfuegbar ist ist, weil’s zu einer Wissenschaft gehoert, die lokal nicht vertreten ist.
Also: Prestige und Qualitaet sind von Kostenpflichtig oder Frei unabhaengig. Interdisziplinaere Synergie wird durch freie Verfuegbarkeit erleichtert.
Ich habe tatsxE4chlich unklar formuliert. Der Ausgangspunkt ist der vorletzte Satz, der eine gewisse Skepsis gegen xFCberzogene Behauptungen der OAI-community anmeldete. Entsprechend unentschieden sind die Fragen von Prestige und Vorauswahl. Insofern stimme ich H. Kuhn zu. Nochmals gebxFCndelt: die Situation ist kritisch, “open archives” bieten eine Alternative, aber sie kxF6nnen das Problem der Informationsexplosion nicht mittels eines klugen, technisch erfolgreichen, Protokolls lxF6sen.
Stimme voellig zu: Protokolle allein (gleichgueltig wie gut) sind keine Loesung des Problems um das es hier geht. Protokolle koennen hoechstens den Betroffenen (also den Lesenden und Schriebenden in einzelnen Wissenschaften) helfen wenn sie bestimmte Werkzeuge einsetzen.