Heute findet das erste Treffen der Plattform für universitäre Mitbestimmung statt. Ich habe 2 Anträge zur Abstimmung vorbereitet:
Kein Wiener Fleckerlteppich
Die Universitäten Österreichs haben ihre bisherige Gliederung den neuen gesetzlichen Bedingungen angepaßt. Allgemein wird in den Organisationsplänen ein Zusammenwirken von Fakultäten und Instituten (oder Fachbereichen) vorgesehen. Einzig die Universität Wien läßt die Frage der Binnenstruktur der Fakultäten völlig offen. Auch über die Anzahl der Fakultäten selbst herrscht Uneinigkeit. Seit Monaten wird in einem Tauziehen zwischen Rektorat, Senat und Universitätsrat die Zahl der Fakultäten vermehrt oder vermindert. Inhaltliche Kriterien sind dabei kaum erkennbar.
Die Absicht des Rektorates, hochdisponible Organisationseinheiten zu schaffen, über deren genauere Bestimmung jährlich zwischen Rektor und Dekanin (m/w) verhandelt wird, steht im Gegensatz zu allen übrigen Lösungen in der österreichischen Universitätslandschaft. Der vorliegende Organisationsplan bewirkt eine unregulierte Erscheinungsvielfalt der tragenden Lehr- und Forschungsstrukturen der Universität. Sie erschwert die inter-fakultäre Zusammenarbeit und macht die Binnenstruktur der Universität Wien zu einem per Machtwort veränderlichen Provisorium. Das Modell einer Führeruniversität, in dem einige Personen ohne beratende und kontrollierende Gremien Zugriff auf sämtliche Ressourcen besitzen, widerspricht österreichischen und internationalen Standards und führt zu feudalen Cliquenbildungen und Stagnation.
Der Senat sagt Jein
Der Senat der Universität Wien hat am 15.1.2004 den vom Rektorat erarbeiteten Organisationsplan gebilligt. Die aufmerksame Lektüre der Stellungnahme zeigt allerdings, daß diese Zustimmung mit schwerwiegenden Bedenken verknüpft wurde. Der Senat zweifelt an der in Aussicht genommenen Fakultätsgliederung und empfiehlt eine zeitlich gestaffelte Implementierung, von der vorerst nur zwei Fakultäten probeweise betroffen sein sollen. Es wird gefordert, daß Universitätsangestellte ?in wesentlich stärkerem Ausmaß als bisher? aktiv in den Reformprozeß einbezogen werden und daß die ?umfassende Reorganisation … erst nach Vorliegen … der Erfahrungswerte aus den Pilotprojekten durchgeführt wird.? Dabei ist nicht ersichtlich, wie diese Bedingungen zum positiven Votum der Senatsmehrheit passen.
Die schrittweise Reorganisation der Universitätsstruktur über Pilotprojekte widerspricht eindeutig den Intentionen des Rektorates. Dem Senat steht bei inhaltlichen xC4nderungen des Organisationsplans eine neuerliche Stellungnahme zu. Vom obersten Entscheidungsgremium innerhalb der Universität Wien sind eindeutige Positionen zu erwarten, die nicht im taktischen Geplänkel untergehen. Sollte der Senat für eine nachvollziehbare Fakultäts- und Binnengliederung, sowie für den Einbau konsultativer Momente in den Organisationsplan eintreten, so muß er sich in seinen nächsten Sitzungen unumwunden gegen die dirigistischen Tendenzen des Rektoratsvorschlages aussprechen.