Gestern vor dem Parkhotel in Hietzing ein bewegender Anblick. Eine Gruppe von Mittelschülerinnen, hergerichtet nach allen Regeln der Bourgeoisie dieses Nobelbezirkes. Offenbar ein Schülerinnenball. Diese Sozialformation verschwindet nicht dadurch, dass man sie für überholt erklärt und/oder nicht beachtet.
Das hat eine gewisse xC4hnlichkeit mit dem Buch, das ich mir heute näher ansah, Brady Bowmans eben erschienene Studie über das Anfangskapitel von Hegels “Phänomenologie des Geistes”. Publiziert sozusagen in Hietzing (im Akademie-Verlag) und solide gearbeitet nach allen Erfordernissen des klassischen deutschen Philosophiebetriebes. Dabei jedoch von einer atemberaubenden Voreingenommenheit für Hegels unverstellte Lehre, gegen die Versuche der letzten Jahrzehnte, diesen Text mit zeitgenössischen Standards zu konfrontieren. Jeans für die Freizeit, am Ball trägt man nach wie vor Abendkleid.
Nach Bowman beginnen Hegels Ausführungen beim Absoluten, wohin sie auch münden. Der bekannte zielstrebige, unentrinnbare Bildungsprozess. Das ist als immanente Interpretation sicherlich richtig. Aber wo soll das hinführen?