Beschwerden

Unlängst in einer Beratung hörte ich von zwei Seiten Bedenken über die Entwicklung der Hochschulpolitik an der Universität Wien. Das Gesetz wollte die Gruppenuniversität abschaffen — jetzt mache sie sich immer deutlicher bemerkbar. Die Handlungsfähigkeit der Führungsorgane werde durch verschiedene Verpflichtungen gegenüber den Fakultäts- und Studienkonferenzen eingeschränkt. Das widerspreche der Notwendigkeit rascher, unkomplizierter Intervention.

Einerseits ein Grund zur Freude. Offensichtlich ist die (Forderung nach) Mitsprache doch noch ein wirksamer Faktor. Andererseits eine Erinnerung an die verquere Situation. Die Stimmung dieser Beratung war kooperativ, die Fürsprecher des flotten Führungsstils sind ja zumeist keine Autokraten, sondern persönlich umgänglich und teilweise zu Recht frustriert von den Defiziten des alten Zustandes.

Aber es ist immer dieselbe politische Naivität: “Wir werden keinen Richter brauchen”. Weil viele Abläufe auf exekutivem Wege einfacher durchzuführen sind, wird die Notwendigkeit einer demokratischen Infrastruktur in Frage gestellt. Angeblich kostet sie nur Zeit. Am Beispiel der Wahlen in die Fakultätskonferenzen sieht man, wohin das führt. Es gibt keine Wahlordnung, in der die Regeln der Veröffentlichung der Wahlbeteiligung und der Stimmenverhältnisse festgelegt sind. Das ist vermutlich “zu umständlich”. Es muss schnell gehen. So fällt die Selbstverständlichkeit weg, dass jene Stelle, welche Wahlen ausschreibt, auch mitteilt, wieviele Stimmen die einzelnen Listen erhalten haben.

One thought on “Beschwerden

  1. Eines der Probleme mit der schlanken Verwaltung ist die Definition von Prioritaeten.

    Manchmal hat man fast den Eindruck, dass die BefxFCrworter des flotten FxFChrungsstils meinen, dass Strukturen vor allem dazu da sind, effizientes FxFChren zu ermxF6glichen. Dass universitxE4re Strukturen aber primxE4r dazu da sind, mxF6glichst gute (also auch individuelle, neuartige, innovative und daher kontroversielle und Zeit kostende und in einem SpannungsverhxE4ltnis zu exisitierenden Struktiren stehende) Forschung und Lehre zu ermxF6glichen, und nicht dazu, AblxE4ufe mxF6glichst effizient steuern zu kxF6nnen, scheint derzeit irgendwo unterzugehen.

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