Ungarische Verhältnisse. Brief der Vorsitzenden der ÖGP

Die Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie (deren Homepage eine Aktualisierung benötigt :-)) hat an die Mitglieder den folgenden Brief geschrieben.

Hier die Webseite des angesprochene Kongresses. Hier ein Eintrag mit den neuesten Scheusslichkeiten der rechtsgerichteten Budapester Presse.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

viele von Ihnen werden in den letzten Tagen und Wochen die Ereignisse in Ungarn verfolgt haben. Die Regierung hat sechs Philosophinnen und Philosophen, die in den letzten Jahren geförderte Projekte durchgeführt haben, beschuldigt, die Gelder nicht ordnungsgemäß verwendet zu haben. Einige von ihnen sind, soviel wir wissen, bei der Polizei angezeigt worden.

Nun ist es selbstverständlich nicht leicht, eine solche Situation von außen richtig einzuschätzen. Es ist jedenfalls überaus merkwürdig, dass aus den vielen Projektträgern, die Gelder erhalten haben, ausgerechnet sechs Personen beschuldigt werden, die alle für ihre kritische Haltung gegenüber der Regierung bekannt sind. Und es ist beunruhigend, dass in der philosophischen Community in Budapest große Angst vor Repressalien zu herrschen scheint. Viele Personen, die der Regierung kritisch gegenüberstehen, wollen ihre Sicht der Dinge nicht mehr öffentlich aussprechen.

Ob es in der Angelegenheit Aktivitäten in den österreichischen Philosophieinstituten außerhalb Wiens gibt, ist mir nicht bekannt. Das Institut in Wien überlegt Einladungen, will aber zunächst noch mehr Informationen einholen. Ich halte das für vernünftig, weil man in der gegebenen Situation den Personen, die man unterstützen will, mit manchen Aktionen auch schaden könnte. Gleichzeitig werden wir im Vorstand der ÖGP ueberlegen, ob es eine Möglichkeit gibt, die Sache auf unserem Kongress im Juni zu thematisieren, und zwar in einer Form, die für die Betroffenen möglichst nützlich ist.

Mit besten Grüßen

Elisabeth Nemeth

Hier eine Radiostellungnahme von Laszlo Tengelyi, dessen offener Brief die Aufmerksamkeit auf die Situation in Budapest gelenkt hat.

Laszlo Tengelyi: Radiostatement

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