Organis{mus|ationsplan}

Im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Senates ein Bild für den derzeitigen Zustand der Universität. Es gibt einen Kopf ohne Nervenverbindung zu den Gliedmaßen, sprich einen Senat aber keine (neuen) Fakultäten. Die wohlmeinende Auslegung wäre: der Organismus entwickelt sich so, dass die Informationskanäle gleichzeitig zum Wachstum der Organe gebahnt werden.

Es gibt auch eine weniger zuversichtliche Betrachtungsweise, nämlich dass diesem Körper die Glieder abhanden kommen. Dann würde die Universität aus lauter Prothesen bestehen.

Kausalverhältnis

Heute in der Nationalbibliothek, Manuskript 142, eine Wittgenstein-Handschrift. Nicht irgendeine, sondern die Urfassung der “Philosophischen Untersuchungen” aus dem Jahre 1936.

Es ist ein dickes Kontorbuch, die Deckel ziemlich abgewetzt, die Ecken abgestossen, die EInträge in schwarzer Tinte. Wie an mehreren anderen Stellen quält sich Wittgenstein auch hier mit der sprachlichen Fassung des (angestrebten) Buch-Beginns. Eine vielfach korrigierte erste Seite, die freie Seite für alternative Versionen verwendet, auf Seite 77 eine Verbesserung der ganzen Passage.

Ein physischer Kontakt mit diesem Buch hat Züge des Reliquienkultes. Es ist unmöglich, sich der Suggestion, etwas von Wittgenstein zu berühren, gänzlich zu entziehen. Und obwohl in aller Welt die gedruckte und digitalisierte Fassung dieser Seiten zugänglich ist, ist es doch ein Thrill, in Wien das Original einsehen zu können.

Die Eingreiftruppe

Im Institutsbereich liegt der Hörsaal 3D. Er ist mit Beamer, Overheadprojektor und Computer ausgestattet und wird von den Philosophen eifrig genutzt. Nach einer alten Abmachung teilen sie sich den Raum mit den Geographen. Das für Raumfragen zuständige Vizerektorat allerdings hat andere Pläne. In letzter Zeit verwenden Politologen den Hörsaal und berufen sich darauf, daß er ihnen zur Benutzung zugewiesen worden sei.

Es scheint, als ob jemand ganz oben sich die Mühe gespart hat, das Institut für Philosophie auch nur davon zu unterrichten, dass ein Hörsaal in seinem Einflussbereich für Teile der Woche umdisponiert wurde.

Kleinlicher Territorialegoismus? In diesem Raum befindet sich wertvolle AV-Ausrüstung und niemand hat sich gefragt, wer unter den veränderten Bedingungen dafür verantwortlich ist. Den Politologen ist das gleichgültig und die Philosophen wissen nicht, wer wann die Türen sperrangelweit offen stehen lässt.

Das ist wieder so ein Fall, wo zentrale Planung und Gedankenlosigkeit sich verbünden. Ich bin gespannt, an wen die Rechnung für den verschwundenen Beamer geht.

Hochschuldynamik

Die andauernde Beschäftigung mit Worten/Konzepten wie “Organisationplan”, “Entwicklungsplan” und “Evalutation” verfehlt ihre Wirkung nicht. Vor einiger Zeit waren das noch Fremdworte, jetzt sind sie Alltagsbegriffe und die Aversion gegen ihre ökonomische Herkunft läßt sich nicht auf Dauer aufrechterhalten. Natürlich, man kann auf Daueropposition schalten, aber wem hilft denn das?

Also entstehen neue Fragen. Dass Wissenschaft dynamisch ist und geplant werden muss ist eine alte Weisheit. Erinnerlich ist auch das Argument aus den 70-er und 80-er Jahren, nach dem die Möglichkeit der Mitbestimmung aller Wissenschafter (m/w) die Qualität der Forschungen entscheidend verbessern wird. In der Wiener Philosophie sind tatsächlich neue Potentiale mobilisiert worden. Die weitgehende Gleichberechtigung der angestellten Habilitierten hat die Entwicklung von Forschungsschwerpunkten möglich gemacht, die Professoren (m/w) nicht einrichten konnten (Interkulturelle Philosophie, philosophische Frauenforschung, Medienphilosophie).

Dynamik ist also festzustellen, auch ohne Entwicklungsplan und Evaluation. Trotzdem sind da noch Fragen offen. Die Kolleginnen (m/w) arbeiteten unter dem Schutzschild garantierter Ressourcenzuteilung und ohne interne Konkurrenz. An sich ein wünschenswerter Zustand, aber auf Dauer nicht haltbar. Die harte Frage ist ja: wie präsentiert sich z.B. die Philosophie, um Aufmerksamkeit zu erwecken und Geld zu lukrieren, wenn der gesellschaftliche Konsens darüber, dass man einfach so viel Philosophie haben muss, verloren geht.

Dazu muss man die Gangart ändern, sagen zumindest die Vertreter der Neuorientierung.

Habilitationskolloquium

Etwas wehmütig habe ich heute den letzten Vorsitz einer Habilitationskommission nach altem Stil absolviert. Den Befürwortern geregelter Mitbestimmung wird immer wieder entgegengehalten, dass es doch um sachliche Kompetenz und nicht um Paritäten geht. Also will ich dem bisherigen Schlüssel 2:1:1 nicht nachtrauern.

Jedoch: die künftigen Habilitationskommissionen müssen eine absolute Mehrheit der Professoren gewährleisten und einen (in Worten: einen) Angehörigen des MIttelbaus enthalten. Das ist wahrlich keine Regel, in der von Paritäten abgesehen wird. Im Gegenteil, wie in vielen Vorkehrungen im UG 2002 wird unter dem Deckmantel der Qualitätssicherung beinhart Machtpolitik betrieben. Es ist unwahrscheinlich, dass das schwache Viertel der Professoren (m/w) im Vergleich zum Rest der wissenschaftlichen Angestellten derartig kompetenter und innovativer ist.

Schreihals

Es ist geschafft, die Triple-P Fakultät ist abgewendet. Persönlich ein Grund zur Freude, aber der Vorgang hinterläßt einen schalen Beigeschmack.


Aus einem Brief:

Das erste Mal … muss ich Herrn Witzman in der Presse zustimmen. Man hat klar deklarierte Prinzipien aufgeben … und die Frau Bundesminister (hat) Herrn Kothbauer mitgeteilt, jetzt muss er her, der Organisationsplan! Der Universitätsrat hat somit in seiner Hauptfunktion, unabhängige und ausgewogene Entscheidungen zu treffen, völlig versagt. Wenn man die Gliederung der Naturwissenschaftlichen Fakultät betrachtet, kann man Herrn Winckler nur gratulieren, der Zwist ist vorgeplant und das Prinzip divide et impera wird in der Fakultät für Lebenswissenschaften wohl perfekt aufgehen.


Das eine ist aus der Erfahrung des Triple-P-Verhinderungs-Konsortiums zu bestätigen: laut schreien, an die Öffentlichkeit gehen, Stimmung machen ist wichtiger, als Sachargumente.

Hinwiederum: das alles sind politische Vorgänge. Wenn man nicht an den Kaiser oder die Vernunft glaubt, wird man wohl oder übel mit schrillen und fehlplazierten Aktivitäten rechnen müssen. Hier lautet der Kalkül, daß sich die stetige Vermittlungsarbeit durchsetzt, konterkariert von mannigfachen Einzelaktionen.

Das Rektorat hat die Kurve mit viel zu hohem Tempo angefahren und ist mit quietschenden Bremsen nach einigen Schrecksekunden durchgekommen.

Eines ist sichtbar: zwischen den Fakultäten herrscht keine Ausgewogenheit. Das war schon zu Beginn der Fall, als das Spektrum von den Juristen bis zur Erziehungswissenschaft reichte. In der Zwischenzeit hat es sich kaum gebessert.

Verhandlungsgeschick

Heute 1 1/2 Stunden Verhandlung der Institutsvorstände und Stellvertreter (m/w) der drohenden Triple-P Fakultät mit dem Rektor. Erstaunlich, wie gut es ihm gelingt, eine wild entschlossene Gruppe zu besänftigen und sich als Mittelsmann zwischen ihren Anliegen und den Vorgaben des Rates zu präsentieren. Der Schönheitsfehler dieser Konstruktion ist allerdings, daß es die ganze Unzukömmlichkeit nicht gäbe, wenn der Prozeß der Fakultätsfindung sinnvoller verlaufen wäre. Daran sind die “Projektgruppen” Herbst 2003, sowie die Reibereien zwischen Senat, Rektorat und Universitätsrat schuld.

Erfreuliches

Aus einem Bericht:

“Am Freitag, dem 5.3. hat unsere PLUM-Delegation ein sehr gutes und ausfuehrliches Gespraech mit Universitaetsratsvorsitzendem Kothbauer fuehren koennen. In folgenden wichtigen Punkten koennen wir mit der Unterstuetzung zumindest des Vorsitzenden und einiger seiner Mitstreiter rechnen:

1. Universitaetseinheitliche Mitwirkungsstandards in den Subeinheiten (Verpflichtende Konferenz-Einrichtung: Instituts-, Abteilungs- oder Arbeitsgruppenkonferenzen je nach Binnenstruktur) unter selbstverstaendlicher Beteiligung auch des Mittelbaus, der Studierenden sowie des nichtwissenschaftlichen Personals

2. Uneingeschraenkte Informationspflicht der monokratischen Organe gegenueber den Kollegialorganen in Budget- und Personalfragen mit entsprechenden Sanktionsmoeglichkeiten bei Unterlassung, Antragsrecht im Hinblick auf Entscheidungsevaluierungen

3. Demokratische Wahlen durch die betroffene Kollegenschaft anstelle von Entsendungsregelungen auch in die Studienkonferenzen und Subeinheitskonferenzen.”

Informationskanäle

An die 1300 Angehörige des wissenschaftlichen Personals haben derzeit im akademischen Senat der Universität Wien 2 Vertreter. Sicherlich eine schwierige Aufgabe für die beiden. Man sollte meinen, daß sie sich dabei gerne der Hilfsmittel elektronischer Kommunikation bedienen. Aber seit ihrer Wahl haben sie kaum etwas getan, um die Vorgänge im höchsten Leitungsgremium bekannt zu machen.

Durch die Einrichtung der “epoche” mailing list und das Auftreten der PlUM sind diese Zustände unhaltbar geworden. Letzte Woche, vor der Sitzung des Senates, gab es sogar zwei Aussendungen von Gerhard F. Ecker und Germain Weber. Das ist immerhin schon etwas. Die Umstände sind freilich etwas skurril.

Die Mitteilung richtete sich an einen Personenkreis, dessen Zusammensetzung nicht deutlich wurde. Wahrscheinlich handelt es sich (in den Eckdaten) um die Liste der Kandidatinnen (m/w) für die Senatswahl. G.F. Ecker, W. Weigel, M. Linzatti, Ch. Cenker und h.h. (um nur einige zu nennen) kommen darin doppelt vor. Paul Wagner dreimal. Gabriele Moser, die ehemalige Vizerektorin nicht mehr an der Universität ist, wird auch informiert.

Das Dilemma der Mittelbauvertreter ist deutlich: sie wollen sich nicht an die epoche Liste wenden, die an ihnen vorbei gegründet worden ist. Andererseits haben sie entweder nicht die Mittel, oder den Willen, sich der offiziellen Ressourcen zu bedienen, welche die Universität bietet. Verbesserungsfähig.

Lehraufträge Sommersemester 2004

Das Semster läuft bereits, die Lehrbeauftragten (m/w) der Universität Wien beginnen ihre Veranstaltungen ohne Betrauung und Vertrag. Die Personalstelle der Universität war bisher nicht in der Lage, die entsprechenden Dokumente vorzubereiten. Intern gibt es eine Zusicherung, daß die Unterlagen nächste Woche in die Dekanate geschickt werden, von wo sie an die Institute gehen, um an die Personen verteilt zu werden.

Oder ein anderes Thema: Inventarisierung. Im vergangenen Jahr gab es eine “Eröffnungsbilanz” mit neuen Vignetten für alle Geräte. Die werden jetzt nochmals überklebt, vermutlich weil die alten keinen Barkode hatten.

Schlanke Verwaltung mit Wasserkopf.