Das treue Subjekt

Ein Beispiel dafür, wie die Politik dem Formalismus Badious vorausgeht, sind seine “Matheme” in Sein und Ereignis 2. Das oben wiedergegebene formelartige Gebilde bezeichnet nach seiner an Lacan geschulten Methode das sujet fidèle (S.61, frz. Ausgabe). Als Erklärung erzählt Badiou die Geschichte vom Spartakusaufstand. Die Sklaven reagierten auf eine Botschaft: Wir wollen zurück nach Hause. Diese Devise trifft unterjochte Körper und führt zu einer Reihe von Entscheidungen, die eine (neue) Gegenwart eröffnen.

Das klingt ganz bieder, aber eigentlich auch wie eine Comicsversion von Geschichte: Inspiration – Mobilisierung – Aufbruch. Und dies ist nun genau der Sinn, den Badiou in das Mathem hineinlegt. Das Epsilon steht für die Spur eines Ereignisses, ein C für corps, unter dem Strich ist der Körper unterworfen. Zusätzlich sind diese unterworfenen Körper verstreut, ohne inneres Ordnungsprinzip, darum wird klein-c durchgestrichen. Disparate Körper unter dem Anspruch der Botschaft produzieren durch ihre Entscheidungen eine Gegenwart (presence, daher das Pi). Insgesamt haben wir es mit einem Subjekt in Treue gegenüber dem initialen Ereignis zu tun.

Diese Gegenwart ist auch eine neue Wahrheit. Sie war in den römischen Zuständen nicht vorhersehbar. Von daher ergibt sich ein Bogen zum Badiou-Zitat, das Andreas Kirchner im vorigen Beitrag anführt und das eine ähnliche Argumentationsform in der avancierten Mengentheorie reklamiert.

Das alles ist mit angehaltenem Atem geschrieben. Es gibt eine Stimme in mir, die einfach herausplatzen will: Was für ein Krampf! “Sowohl als auch”? Ich weiss nicht und brauche Zeit.

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