Der Harte, der Smarte und das Auditorium

Noch eine Beobachtung zur Feuertaufe des philosophischen Diplomprüfungszeugnisses, von der hier schon die Rede war.

Die zwei Hauptakteure, David der Harte und Konrad der Smarte, haben geboten, was zu erwarten war: eine nicht besonders inspirierte Showeinlage, eine kluge Replik. Was wehtut, ist die Reaktion des Publikums. Sind Studierende der Philosophie wirklich so unbedacht und nachgerade pöbelhaft? Man sollte, bevor man nach dem Augenschein urteilt, drei Dimensionen unterscheiden.

  • Die Anwesenden sind zu einem bestimmten Zweck versammelt, welchen der Eindringling temporär durchkreuzt. Wer in den Urlaub fliegen will, darf sich über den Streik des Bodenpersonals beschweren. Es gibt eine erlaubte Reziprozität zwischen dem Risiko der Störung und dem Unmut der Gestörten.
  • David der Harte bietet etwas an, nämlich Agitation gegen die Philosophieausbildung, wie er sie sieht. Er tut das lautstark und provokant. Das Publikum, das dieser Agitation ausgesetzt ist, provoziert zurück. Es würde anders reagieren, wenn Jürgen Habermas in der Vorlesung vorbeikommt. Es hat ein Recht, mit dem Gebotenen unzufrieden zu sein.
  • Erst wenn die ersten beiden Umstände berücksichtigt sind, kann man den wunden Punkt der Publikumsreaktion isolieren. Es ist zu vermuten, dass Zweifel über den Sinn des Philosophiestudiums auch im Auditorium zu finden sind, und dass die Gepflogenheiten des Studienbetriebs dazu beitragen, diese Zweifel zu überspielen. Dann stößt die Brandrede die Zuhörer auf einen internen Konflikt und sie reagieren verärgert, weil der Harte sich das erlaubt.

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