PLUM völkerverbindend

Gert Bachmann schrieb den folgenden Bericht von der Informationsveranstaltung zum Entwicklungsplan, der letzten Donnerstag von der “Plattform Universitäre Mitbestimmung” organisiert wurde.

Am Donnerstag den 23 Juni um 19 Uhr diskutierten in der Aula des Campus im alten AKH, moderiert von Rubik (PLUM), die Repräsentanten der Leitung der Uni Wien, Winckler (Rektor) Clemenz (Senatsvositzender), Kothbauer (Universitätsratsvorsitzender) mit dem Arbeitnehmervertreter Steiner (Betriebsratsvorsitzender wiss. Personal) sowie drei Vertretern der PLUM (Hrachovec, Ille, Saurer) über die zweite Fassung des Entwicklungsplanes ihrer Universität. Dessen Bechlussfassung ist für den 1. Juli in Aussicht gestellt.


In den Eingangsstatements betonten alle drei Repräsentanten der Führungsschichte, es habe enorme Fortschritte und längst fällige Eigendefinitionen der Ziele gegeben. Kothbauer bedauerte, daß der Entwicklungsplan in seiner Neuorientierung noch zu zögerlich sei: bis zu zehn Prozent komplett neu definierte Lehrstühle hätte er sich schon vorstellen können. Die Arbeitnehmerseite beklagte naturgemäß die Verluste an universitäre Demokratie, den Auschluß des Mittelbaus von der strategischen Planung und seine undefinierte Rolle in der Entwicklungsplanung sowie den Umgang mit den Lehrbeauftragten, welche zu den HauptverliererInnen zählten.

Die Diskussionsbeiträge machten deutlich, daß oft eindeutig gegen den Willen der Belegschaft entschieden wurde (etwa Institutszusammenlegungen an der juridischen, Institutsauflösungen an der lebenswissenschaftliche Fakultät). Die Bediensteten empfanden dies als undemokratische Entscheidung ohne sachliche Gründe, die Universitätsleitung argumentierte, die alten Institute wären zu unflexibel gewesen und hätten oft die Universität als “ihren Besitz” erachtet.

Jedenfalls war es zu etlichen eiligen autoritären Entscheidungen gekommen, welche immer wieder mit dem Zeitdruck und der Erfüllung der Intention des Gesetzes begründet und mit der Aussicht auf baldige Evaluation relativiert wurden. So wurde auch bezüglich der Mängel der jetzigen zweiten Fassung des Entwicklungsplanes seitens Senat, Rat und Rektorat betont, dies sei erst ein Anfang und “rollierend” zu sehen. Als allgemeines Manko wurde die Planungsunsicherheit wegen des erwiesenermaßen kontraproduktiven xDCbergangsdienstrechtes, welches zu vielen Absagen und zum Verlust qualifizierter MitaerbeiterInnen geführt hatte (Rindler, Mathematik), beklagt.

Warum nicht zuerst einen Kollektivvertrag etablieren, um kostenseitig Planungssicherheit zu haben? Rektor Winckler konzidierte, dies wäre ihm auch lieber gewesen, aber es sei eben nicht dazu gekommen. Es erhebt sich die Frage, wer dies verzögert hatte (siehe Universitätsprofessorenverband und “Sonderstatus des ordentlichen Professors”), und warum dennoch ohne Grundlage für eine Kostenplanung in diesem Tempo weitergemacht wurde, wo doch die nötigen Nach- bzw. Umbesetzungen von Lehrstühlen (diese sind hinsichtlich der Kontinuität der Lehre zu betonen) nicht notwendigerweise mit neuen Schwerpunkten (welche Forschungszentriert definiert wurden) junktimiert hätten werden müssen. Als besonders fragwürdig war vom Personal die Destillation von mehr als hundert Vorschlägen auf nun eben einmal sechs universitäre Forschungsschwerpunkte empfunden. Diese “coole” unevaluierte Festlegung im elitären Kreis der DekanInnen und des Rektorates sei “ur-arg” (Ille).

Dem Einmahnen von einem Minimum an Demokratie (zumindest bindende Abstimmngen in den Fakultätskonferenzen, und Vorsitzende, welche nicht mit den DakanInnen personenident seien) wurde von Rektor Winckler entgegengehalten, man müsse eben nun auch Arbeitgeberentscheidungen treffen, und Clemenz hat offenbar große Probleme mit “noch einer Funktionärsebene”. Dies wurde vom im Entwicklungsplan konsequent unerwähnt gebliebenen (..und wir Mittelbauangehörige fragen: wo bin ich? (Steiner)), aber oft noch mehr als zwanzig Jahre an der Universität arbeitenden Mittelbau als ebenso konsequente Demokratieverweigerung empfunden. Der Verlust an Gesprächskultur und die Demotivation seien allenthalben zu sehen “Wir stehen vor dem Scherbenhaufen eines gescheiterten autoritär/autokratischen Experimentes” (Bachmann, Lebenswissenschaften).

Hrachovec fasste zusammen, es sei mit der Abschaffung der Kollegialorgane und Gremien zu einem erheblichen Verlust “institutionellen Wissens” gekommen, und die bisherige Transparänz und Effizienz damit stark beeinträchtigt worden.

Niemand hatte eine Antwort auf das Hauptdilemma der “autonomen” Unis, dem seit 1999 ungeachtet aller durch das UG2002 nötigen Zusatzkosten eingefrorenen Budget. Denn kommt es zu keiner deutlichen Budgeterhöhung, welche wiederholt von den Rektoren und oppositionellen Politikern eigefordert worden war, dann sind die samt und sonders nicht kostenneutralen xC4nderungen im Personal- und Lehrebereich, aber auch die Forschungsschwerpunkte und Initialkollegs, schlicht und einfach nicht finanzierbar. Für jedEn des Rechnens kundigen beudeutet dies:
Personalreduktion, Reduktion von Fächern, Umverteilung von “nicht erfolgreich” zu “excellent”, und auch dies reicht mit Sicher nicht aus um den Basisbetrieb in gleicher Qualität aufrechtzuerhalten, geschweige denn uns der “Weltspitze” nahe zu bringen. Was wunder, daß einige Arbeitsgruppen sich im Vorfeld das unevaluierte Mäntelchen der Excellenz in Form von “Centers of Excellence” umhängten und das Antichambrieren dem transparenten Wettbewerb vorzogen. Damit wird eine Gruppendynamik initiiert, welche wohl am ehesten mit einem austrocknenden Krokodilteich verglichen werden muß, was bereits bei der Definition der sechs universitären Schwerpunkte überdeutlich wurde.

Undemokratische, umstrittene Strukturen und unevaluierte, von Lobbying geprägte Schwerpunkte ohne definierte Rahmenbedingungen/Kollektivvertrag) als Basis der Entwicklung? Auf eine rasche Revision wird gehofft!

Dennoch war der Ausklang der Veranstaltung versöhnlich: nach langer Zeit sei man erstmals in so großer Runde unbefangen den betroffenen Bediensteten in guter Gesprächskultur gegenübergesessen. Abseits der Zweckargumentation keimt beiderseits Problembewusstsein auf, wohl nicht zuletzt deshalb, weil die Regierung bezüglich der berechtigten Anliegen der Universitäten offenbar auf beiden Ohren Höhrprobleme hat, und Einigkeit not tut.

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