Begriffsanalyse, Unschärfe und wieder zurück

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Eine Aufgabe der Philosophie ist Begriffsklärung. Zum Beispiel spricht man vom “E-Learning”. Es handelt sich, soviel lässt sich sicher sagen, um Lernen im Umfeld digitaler Netzwerke. Sonst noch etwas? Dazu muss der Einfluss untersucht werden, welchen das Präfix “E-” auf die Bedeutung von “Lernen” ausübt. Das Thema wurde in meiner Vorlesung “Bildung und Datenbanken” vom einfacheren Beispiel “E-Mail” her diskutiert.

1994, als sich die elektronische Post weltweit durchzusetzen begann, habe ich in Was ist E-Mail? darauf hingewiesen, dass diese Wortbildung Inkommensurabilitäten zwischen dem analogen und digitalen Bereich überspannt und dadurch den Anschein eines Wunders erzeugt. “Protokollgesteuerter Transfer zwischen Computern” passt auf den Vorgang und vermeidet falsche Analogien mit der alten Briefpost. Doch die Welt, und mit ihr die Begriffe, ändern sich. Die scharfe Trennlinie verschwimmt.

  • Im Klick.Brief schickt man eine E-Mail an die Post, die “Druck, Aufbereitung, Beilagenzuführung und natürlich die bewährte physische Zustellung an Ihre Kundinnen und Kunden” übernimmt.
  • Die Internetmarke “ist ein im August 2008 eingeführter Online-Service der Deutschen Post AG zum Selbstausdruck von Frankiervermerken per PDF für Briefsendungen”.
  • Wer keine Briefmarke hat, kann in der Schweiz nun trotzdem einen Brief verschicken. Mit dem Handy kann er einen Code anfordern, eine Art digitale Briefmarke.”
  • Auf manchen Briefkuverts findet sich ein Strichcode. “Hinter dem Strichcode verbergen sich Sortierinformationen der Post. Der Briefträger bekommt die Post schon fix und fertig maschinell sortiert, sogar in der Reihenfolge, wie er sie zustellt.”

Diese Verschränkung der Abläufe unterläuft die anfangs stark ausgeprägten Unterschiede. Sie nagt am Pathos der klaren Distinktionen und verlangt eher eine situationsbedingte, mobile Orientierung. Der “Transfer zwischen Computern” kann kein Definitionsmerkmal mehr sein, wenn einem von der Post zugestellten Papierbrief eine E-Mail zuvorgeht.

Kein Anspruch mehr auf definitive Klarheiten? Das ist genau die Simplifizierung, derer sich die postmoderne Empfehlung der Multiplizität bedient. Es ist ganz schön einfach, sich nicht zur Einfachheit zu bringen und in der Vielfalt zu vergnügen. Begriffsanalysen scheitern an komplizierten, wechselnden Umständen. Zugegeben,

aber

 

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