Ernst Rüdiger Starhemberg, ein oberösterreichischer Adeliger, beschreibt das “liebe alte Haus” in dem er als Kind und Jugendlicher den Sommer verbrachte.
… ein schlichter einstöckiger Bau, bis unters Dach von immergrünem Efeu bedeckt. Träumerisch plätschert im Schloßhof ein alter Granitbrunnen, von Moos überwachsen.
Der Mann ist nicht irgendwer. 1923 marschierte er beim Putschversuch mit Adolf Hitler in München. Aus seinem Privatvermögen hat er in der Zwischenkriegszeit die österreichische Heimwehr aufgebaut und finanziert. Im Dollfuss-Regime brachte er es bis zum Vizekanzler. In seinen Lebenserinnerungen [1. Memoiren. Mit einer Einleitung von Heinrich Drimmel. Wien: Amalthea 1971] schreibt er dennoch einprägsam über Heimat. [2. Andreas Kirchner bemerkt: “Die Möglichkeiten, die ein solcher pointierter Rückbezug (sc. auf Heimatlichkeit. h.h.) eröffnet, sind beschränkt und erfordern eine Erweiterung des Horizonts, zeitlich und räumlich.” Dafür ist Starhembergs Rhapsodie ein schönes Beispiel.]
Zum Zeitpunkt dieser Niederschrift sitzt er in der Schweiz und in Frankreich, nachdem er sich von Hitler distanziert und sich ihm dann auch wieder angebiedert hat. Er kämpft mit den Franzosen und nimmt seinen Abschied von den Aliierten, als jene sich mit Stalin verbünden. [3. Anna Maria Sigmund gibt eine konzise biographische Skizze.] Die letzten Kriegsjahre verbringt er in Argentinien und Chile. Die Nazis haben ihn sofort nach dem Einmarsch enteignet. Kurz nachdem er, von der SPÖ als Hochverräter betrachtet, 1955 seine Güter wiedererhält und “in die Heimat zurückkehrt”, trifft ihn bei einem Wutanfall aus Ärger über einen Photographen der “Volksstimme” der Schlag.
Wer sich vom Zauber der Herkunft, die man nicht verdient hat, und die einen unwiderstehlich begleitet, bewegen lässt, sei auf der Hut. Hier spricht ein Freibeuter, der mit einem Weltstar verheiratet war, von den unverbildeten Mühlviertler Bauern; ein Condotiere von Familie. Es hat nicht sollen sein.