Lehrentwicklung, Beispiel Slawistik

Die vom Rektorat gewählte Vorgangsweise, der entsprechend Rektor und Dekan über die Studiengestaltung verhandeln und die Vertreter der Fachwissenschaften bestenfalls konsultieren, ist im Fall der Slawistik (und Romanistik) besonders problematisch. Für Aussenstehende klingt es vielleicht plausibel, ein Bakkalaureat “Slawistik” anzubieten. Aber was wird mit polnisch, russisch, serbo-kroatisch? Um diese Sprachen zu beherrschen, muss man sie “mit voller Kraft” studieren und kann nicht auf eine Sprachabstraktion “slawisch” aufsetzen. Gero Fischer, der zuständige SPL , formuliert das so:

Da die Informationspolitik seitens des Rektorates überaus kryptisch ist, kann es ja durchaus sein, dass das alles nicht so gemeint ist, aber es gibt doch gewisse Trends, die bedenklich sind. Bedenke folgende Fakten: Bisher hatten wir in der Slawistik 8 Studienrichtungen, jetzt wird ein einziges Bakk bewilligt. Dabei ist nicht klar, ob es sich um ein Bindestrich-Bakk z.B. Bakk Slawistik/Russisch – und dergl. handelt oder ob es sich tatsächlich um ein Sammelbakk handeln soll, was uns in den Stand von vor 1900 zurückwerfen würde, als es slawische Einzeldisziplinen noch nicht gab. … Von einem Polonisten wird erwartet, dasss er Polnisch, Sprache, Kultur, Literatur, Landeskunde beherrscht und nicht auch noch dazu Russsich. In den bisherigen Studienplänen wurde zwar eine slawische “Nebensprache” (Studienausmaß ein Jahr) verlangt, damit konnten aber bloß Grundkenntnisse vermittelt werden.

“Mantelbakkalaureate” ist ein Ausdruck, mit dem diese Schwierigkeit terminologischbehoben werden soll. Sie sollen die Zahl der Bakkalaureate reduzieren (gut für die Leistungsvereinbarungen mit dem Ministerium) und doch auch die Möglichkeit differenzierter Sprachausbildung bieten. Mit Hilfe des nächsten Modewortes: Modularisierung. Gero Fischer:

Es ist notwendig, vom ersten Semester an das gewählte Fach mit voller Intensität zu studieren, um am Ende über die Fachkompetenz zu verfügen, die zum Lehrberuf befähigt. “Mantelbakks” wie sie jetzt geplant sind, stellen Umwege dar und im schlimmsten Fall Sackgassen.

Und zuletzt diese allgemeine Einschätzung:

Grundsätzlich ist schwer zu verstehen, warum nach den Budgetverhandlungen die einzelnen Fakutltäten und Institute bei der Gestaltung ihrer Studien keine Autonomie haben sollen: Auf den unteren Ebenen (den Instituten, Studienrichtungen) liegt die fachliche Kompetenz und die Erfahrung, nicht an der Spitze, der Rektoratsebene. Besserwisserei und Machtanspruch alles zentralisieren zu wollen sind auf die Dauer unerträglich – dies ist nicht nur mein Eindruck.

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