wissenssoziologisch

Zu Beginn der Bologna-Umstellung gingen Arthur Mettinger und ich auf eine “roadshow” durch alle Fakultäten und beobachteten einen signifikanten Unterschied zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften. Die einen nahmen die Reorganisation als Faktum und fragten hauptsächlich, wie sie durchgeführt würde. Die anderen stellten zuerst die Umstellung in Frage und wiesen dann auf bevorstehende Schwierigkeiten hin. Entsprechend meiner eigenen Ausbildung konnte ich die zweite Einstellung gut verstehen.

Nach der Lektüre zahlreicher Entwürfe der Human- und Sozialwissenschaften, die mittlerweile vorliegen, ist eine Ergänzung nötig. In auffallend vielen Vorlagen aus diesen Fakultäten finden sich Begriffe, die aus vergangenen gesetzlichen Regelungen kommen. Die Rede ist von Diplomandinnenseminaren, der Studienkommission, Prüfungs- und freien Wahlfächern. Es ist, um es etwas polemisch zuzuspitzen, als ob zwei Jahre nach der Einführung des Euro jemand im Geschäft mit Schillingen zu zahlen versucht.

Ein allgemeines Unbehagen gegenüber “Bologna” führt dazu, dass die alten Begriffe beibehalten werden. Nichts gegen Kritik, aber diese Residualopposition ist nicht sehr produktiv. Ein Minus für die Kulturwissenschaften, tut mir leid.

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