Das diesjährige Wittgensteinsymposium über “Reduktion und Elimination in Philosophie und den Wissenschaften” war ambitioniert und sehr gut besucht. Noch stärker, als im vergangenen Jahr, war das Interesse aus dem Osten, nah und fern. Das heißt: Polen, Tschechische Republik, Russland – aber auch Honkog, Taiwan und Japan.
Zur Eröffnung verursachte ein stellvertretender Sektionschef aus dem Wissenschaftministerium eine leichte Befremdung, als er den Wittgensteinpreis erwähnte, der mit dem Symposium gar nichts zu tun hat. (Es gibt den Wittgenstein-Preis des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und den Ludwig Wittgenstein Preis der ÖFG.) Aber die Veranstaltung selbst war nicht besser.
Man könnte das heurige Symposium ein Anti-Wittgenstein-Symposium nennen. Einprägsam brachte das der bewundernswerte Patrick Suppes auf den Punkt:
Ich bin nun zum 4. Mal hier eingeladen und ich habe noch niemals einen ernstzunehmenden Satz über Wittgenstein gesagt.
Es ist ein einfaches ökonomisches Prinzip: Wer einen Markennamen besitzt, muss daran festhalten, um die Kundschaft nicht zu verwirren. Zum Thema “Reduktionismus” alleine kommen wenige Philosophen aus aller Welt nach Kirchberg. Da muss der Philosoph herhalten, der ein Kronzeuge gegen den Reduktionismus ist.
Nichts ist so mehrddeutig wie Philosophie. Selbst Wittgenstein kann als Reduktionist verstanden werden (Klaus Puhl, “Wittgenstein und Reduktionismus”, http://sammelpunkt.philo.at:8080/505/).
Ja, das ist eine Mehrdeutigkeit, darum habe ich “Kronzeuge gegen den Reduktionismus” geschrieben. Gerade weil er gegen seine eigene anfaengliche Tendenz schreibt. Mein Punkt ist eher der: Es gab keinen Bezug der Reduktionisten auf Wittgenstein – weder positiv, noch negativ.