Platons Ideenlehre ist ein großer Brocken. Hilfreich sind kleine Ableger, wie die folgende Bemerkung aus dem Staat, 402a. Sie zeigt, wie selbstverständlich diese philosophische Doktrin in gewisser Weise ist.
Gerade also, bemerkte ich, wie wir mit der Schrift damals genügend bekannt waren, als wir die wenigen Buchstaben in allem, worin sie vorkommen, zu erkennen wußten und weder in Kleinem noch in Großem sie mißachteten, als brauchte man sie nicht zu bemerken, sondern überall uns bemühten, sie zu unterscheiden, weil wir nicht eher Schriftkundige wären, bis wir uns auf dieser Stufe befänden.
Buchstaben können sehr verschieden aussehen. Eine Schrift hat man erst verstanden, wenn man die einzelnen Wahrnehmungen auf die jeweiligen Buchstabentypen bezieht. Sie sind die “Ideen”, welche der Wahrnehmungswelt vorausgehen, sofern sie nachvollziehbare Mitteilungen enthält.
Also auch die Bilder von Schriftzeichen, wenn sie uns etwa im Wasser oder in einem Spiegel sichtbar würden, werden wir nicht eher kennen, bis wir sie selbst kennen …