Die “Schaulustigen” in Platons Politeia hängen am Augenschein. Man kann sie einem sportfremden Publikum vergleichen, das sich im Fernsehen ansieht, wie zehntausende Menschen enthusiastisch 22 Männer beobachten, die aufgeregt hin- und herlaufen. Was ist an diesem Vorgang wichtig? Zuerst eine Totale, dann Großaufnahmen, Männer stürzen auf einen Haufen, dann wieder Übersichtsaufnahmen.
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In unseren Breiten ist der Ablauf nicht so fremdartig. Wir wissen, dass es sich um ein Fußballspiel handelt und sehen, dass ein Tor geschossen wird. (Wir sehen eine Kugel fliegen; wir sehen einen Kasten, in dem sie landet.) Das ist noch immer reichlich oberflächlich. Wer sich besser auskennt, sieht Spielzüge. Aber nicht unbedingt auf dem TV-Schirm. Spielzüge sind eine abstrakte Größe, man kann sie in einer graphischen Sequenz darstellen.
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Und nun, um platonisch zu fragen: Was ist ein Doppelpass?
Ein Doppelpass ist eine Idee zur Überwindung der Verteidigung. “Der Blaue spielt den Ball zum anderen Blauen und der spielt ihn zurück.” So klingen die konkretistischen Antworten, die Sokrates am Markt bekommt. Das ist das Beispiel eines Doppelpasses. Nur die Experten sehen, was er wirklich ist. Sie können ihn von einem Alibipass unterscheiden. Darin liegt Einsicht, das kann man nicht mit Händen greifen.
Die beiden Clips sagen auch etwas über “geistiges Eigentum”. Die UEFA besitzt die Rechte auf die TV-Aufzeichnung des Champion League Finales 2010. Sie sperrt die Videos vom ersten Tor Diego Militos gegen Bayern München. Das ist handfest. Die andere Seite ist die Strategiesequenz. Die kann sie nicht verhindern. Sie zeigt die Spielanlage, die Struktur “hinter”, “in der”, Szene.
Beides ist unentbehrlich, der Plan und die Realisierung. Beides hängt voneinander ab, damit das Tor erzielt wird. Soviel ins Stammbuch aller Platonkritiker.