Angst machen

“mein Name ist XY und ich habe in Ihrer VO-L 180185 Cyberplatonismus einen Platz bekommen, kann nun aber zum ersten Termin aufgrund von gleich zwei Prüfungen nicht erscheinen.


Müssen Sie nun meinen Platz an jemand anderen übergeben, oder kann ich trotzdem an der VO-L teilnehmen, wenn ich nur diesen einen Termin versäume?

Ich entschuldige mich schon im Vorraus für entstandene Unannehmlichkeiten und bedanke mich für Ihre Antwort.”


Mit kritischer Öffentlichkeit ist es an dieser Universität nicht gut bestellt,  dafür sprechen einige Indizien. Es gibt auch wirklich Lustigeres, als sich mit den Schattenseiten zu beschäftigen, die unser Sonnenkönig produziert.

Aber diese Mail  hat mich doch erschüttert.

Man soll aus einem Beispiel nicht verallgemeinern, aber in diesen Zeilen lese  ich eine Katastrophe. Die elektronische Studienverwaltung ist zu einer Einschüchterungsmaschine geworden. Die Wohlerzogenheit der Studierenden geht so weit, dass sie den Lehrenden dieselben Zwänge zubilligen, denen die sie sich (in diesem Fall grundlos) unterworfen sehen.

Diese Lehrenden können sich an den Begriff der “akademischen Freiheiten” erinnern, der ziemlich antiquiert klingt. Ich bin einer von denen, der die Praxis der “freien Wahlfächer” für hochproblematisch gehalten hat. Leider ist im Gegenzug einiges schief gelaufen.

2 thoughts on “Angst machen

  1. Ich hab mir als erstes gedacht: Für VO-L’s muss man sich am Institut für Philosophie nicht für einen Platz anmelden.
    Es gibt ja nicht einmal einen Eintrag im elektronischen Anmeldesystem dafür.

    Einer Person, die im mindestens zweiten Semester ist (und da sie zu Beginn des Semesters Prüfungen macht, kann man das annehmen) sollte das geläufig sein.

    Die organisatorische Herausforderung im Finden eines Platzes für eine VO oder VO-L an der Uni Wien ist eher: einen Sitzplatz bekommen im Hörsaal, wo die Lehrveranstaltung stattfindet (von der akademischen Herausforderung, für sich einen Ort in der Veranstaltung zu finden, ganz zu schweigen).

    Und ein Zwang der Lehrperson ist: darauf hinzuweisen, dass sich in den folgenden Wochen die Lage eh ändern wird, da “erfahrungsgemäß” in der darauffolgenden Woche weniger Studierende da sein werden (selbsterfüllende Prophezeiung?).

    Du hast an anderer Stelle auf das Kronenzeitungsniveau in der Presse hingewiesen, wo der Unterschied zwischen (freien) Wahlfächern und Freifächern nicht richtig wiedergegeben wurde – vermutlich mangels Übung oder Verständnis der Verfasserin für die Terminologie ( http://phaidon.philo.at/qu/?p=656 ).

    Warum kann man aus dieser Mail aber nun eher Schlüsse zum elektronischen Anmeldesystem ziehen als auf die Geläufigkeit des Studierenden mit dem Anmeldevorgang am Institut?

    Falls es das ist: Die Rhetorik “Ich MUSS sie leider, bei allem Verständnis für Ihre Sitution, von der Teilnehmerliste streichen, wenn Sie nicht beim ersten Termin waren” ist aus meiner Sicht ein Überbleibsl aus Zeiten weit vor der elektronischen Anmeldung.

    Eine Sache, die bei “freien Wahlfächern” zu bemerken war: Die Studierenden mussten sich weitgehend selbst (oder in Peer-Kooperation) mit den unterschiedlichen Gebräuchen der Fakultäten, was Anmeldung, Prüfungsmodalitäten, Platzvergabe, Kompetenzen, Inhalte betrifft, auseinandersetzen.

    Mit der aktuellen Form der Erweiiterungscurricula hat man sich auf Studierende konzentriert, die die Struktur ihres Studiums importieren möchten. Es ist ein Buffet und nicht: Selber-kochen, damit verliert man Eigenständigkeit, dafür kann man gleichbleibende Qualität des Essens eher garantieren als wenn man jedem ein halbfertiges Rezept in die Hand drückt.

    Aber auch: Wenn bei einem Buffet etwas mit dem Essen nicht stimmt oder eine Person nicht verstanden hat, dass man “ein Wiener Schnitzel zum Mitnehmen” nicht hier essen muss, erfährt es das Personal eher und muss damit umgehen.

  2. Die Person hat eine 2007 Immatrikulation, es ist sehr unwahrscheinlich , dass sie Philosophie studiert. Also handelt es sich um die Belegung im Rahmen eines Erweiterungscurriculums. Hier entsteht die Schwierigkeit dadurch, dass die Hörerinnen aus externen Studienrichtungen kommen und dass dort zum Teil Anmeldungen auch für Vorlesungen verlangt werden.

    Es ist also die Inhomogenität der Regeln zwischen den einzelnen SPLs, zusätzlich die Tatsache, dass sich niemand eigens um die Betreuung der ECs kümmert. Ich habe vergangenes Jahr eine Tutorin extra für diesen Zweck organisiert, aber das Problem ist damit nur angekratzt.

    Zur Verteidigung der ECs kann man immerhin sagen: Was früher, bei den freien Wahlfächern, ein Privatproblem war, wird anhand solcher Beispiele offiziell gemacht und kann/müsste auch so behandelt werden.

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