Akademische Gemeinschaft. Einerseits ist sie gewillt und wird sie gedrängt, sich in lokale Bedingungen einzupassen. Andererseits erwartet man von Akademikerinnen, sich vermittels Argumente und unter Berufung auf Erkenntnisprozesse der nahtlosen Einpassung in ihre Umgebung und ihren Forderungen zu widersetzen: Ich habe herausgefunden, dass… Es zeigt sich, dass… Die Studie hat ergeben, dass…
a.) Diese Art der Wider-setzung wird, um es noch einmal zu sagen, erwartet. Sie wird von Medien aufgegriffen (public intellectuals) und konstituiert ein weltweites Feld der scientific community mit globalen Bedingungen. Es ist nicht unabhängig von den lokalen Gegebenheiten, doch es eröffnet einen neuen argumentativen Spielraum zugunsten akademischer Institutionen – speziell, wenn es um das Budget geht: “Um im internationalen Vergleich mithalten zu können, brauchen wir von der Öffentlichkeit xyz Milliarden €.”
b.) Gestern wurde ich per Mail gefragt, warum wir nicht eine Spendenaktion à la Crowd-Funding für die österreichischen Universitäten starten? Man kann seine Spende an einen bestimmten Zweck (Institut, Forschungsgruppe, Lehrveranstaltung) binden – und guten Ideen eine Chance geben. Anstatt Studiengebühren: “Zahl, was du willst.” Unabhängig von der Mittelvergabepolitik der Entscheidungsträger in Universitäten und des Ministeriums soll das (zahlungskräftige) Volk mitentscheiden, woran geforscht und gelehrt wird.
Was heißt im internationalen Vergleich mithalten? Was heißt gute Idee? Geht es dabei um Wahrheit, um Bedürfnisbefriedigung – oder ist die Opposition zu flach?
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Im Bild eine andere Opposition, die von Leben und Arbeit, in einer merkwürdigen Einheit.
Man kann darüber streiten, ob das gelungen ist 🙂
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Ein anderes Beispiel, näher am Thema, ist die Symbiose zwischen der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) und Logitech:
Logitech is opening a new research and development center – its largest worldwide – at EPFL. […] There have always been interactions between the company and the university, and these have grown stronger with the years. Daniel Borel is a former student, and the outstanding success of Logitech is mainly due to the invention of the mouse, which came out of the research performed by Jean-Daniel Nicoud, a professor at EPFL. He developed the first prototype, equipped with a ball and sensors, in the 1970s and Logitech created a production model for Hewlett-Packard in the 1980s.
Since then, Daniel Borel has actively supported the development of the university. In 2008, via the association Defitech – created with his wife – he donated 2.5 million Swiss francs to the future center for neuroprosthetics. A few days ago, the researchers demonstrated the prototype of a wheelchair that maneuvers by thought – artificial intelligence at the service of handicapped people.
[…]
This new level of cooperation between EPFL and Logitech will bring significant innovation for the future.
(Quelle)
Logitech und Cyberplatonismus
Innovation läßt sich vielfach beschreiben als eine Wider-setzung innerhalb einer Anpassung. Etwa eine hypothetische Entwicklung vom Konsolen-/Tastatur-Interface hin zu Computern mit Zeigegeräten: Eine Ingenieurin steht vor der Aufgabe, die Eingabe mit der Tastatur zu optimieren. Eines Tages sagt sie jedoch, daß sie genug hat von den Tastaturen und stattdessen ein mausförmiges Ding mit Knöpfen bauen will. Sie hat aber Argumente dafür, daß sie trotzdem weiter ihr Gehalt kriegen soll, denn sie bewegt sich innerhalb ihrer *eigentlichen* Aufgabe, bessere Eingabegeräte zu entwerfen.
Man könnte sich vorstellen, daß aus dem Studium ihres Vertrags nicht klar wird, ob sie die Forderungen erfüllt, denn weil niemand gedacht hätte, daß “Tastatur” und “Eingabegerät” nicht dasselbe sind, werden beide Wörter synonym gebraucht. Jede berufstätige Person wird dafür bezahlt, daß sie Forderungen erfüllt, die an sie herangetragen werden, aber Forschung bedeutet, daß ständig neu verhandelt werden muß, was die Geldgeberinnen von jemand fordern.
Übrigens scheint das Problem in der Realität nicht gewesen zu sein, daß niemand an Mäuse gedacht hat. Laut http://de.wikipedia.org/wiki/Maus_(EDV)#Geschichte wurde die erste Maus schon in den 60ern in Stanford entwickelt. “Sie fand wenig Beachtung, da es noch keine grafischen Benutzeroberflächen gab und Menschen, die mit Computern zu tun hatten, hauptsächlich an Texteingabe interessiert und daran gewöhnt waren.” Das Stanforder Team hat kaum etwas für die Computer der 60er und 70er geleistet.
Ich kann mich noch an die Zwischenstufen erinnern. Zuerst konnte man eine Textdatei, die in einem Editor geöffnet war, durch Tastaturkürzel durchqueren. Das ist auch heute noch sehr bequem. Dann hatte man einen schwarzen Bildschirm, auf dem die Maus sich als kleines weisses Quadrat bewegen ließ, z.B. um Text an eine Stelle zu kopieren. Dann erst wurde der Monitor zur Unterlage einer eigenen graphischen “Welt”.