Abhängigkeiten

Eben hat mich eine Bekannte um Rat gefragt. Nachdem sie ihr Kabelmodem ausgetauscht hatte, sind die Schriften ihres Mailprogrammes geschrumpft. Das erinnert an die klassische philosophische Kontroverse zwischen Hume und Kant. Eine zeitliche Nachbarschaft wird als Kausalität gedeutet. Es handelt sich aber um zwei verschiedene Kategorien.

Im Computerbereich kommt das recht häufig vor und ich unterliege selbst derselben Un-Logik. Stundenlang bastelte ich an der Druckersoftware, nachdem cups mit einem “Speicherzugriffsfehler” abgestürzt war. Es dauerte lange, bis ich draufkam, dass es die Sicherheitseinstellungen waren, die den Port blockierten. Und was soll ich Über den leise vorwurfsvollen Ton sagen, mit dem ich einem Studenten ausrichtete, dass die Verantwortung für die leere Wiki-Seite nicht bei mir liegt? (Es ist wahr, er hatte einen kaputten Server vermutet.) Die neue Version des Media-Wikis geht mit den p-Tags anders um und verhindert bei bestimmten Browsern die Darstellung inkorrekt kodierter Seiten.

Eigentlich sind das Anlässe für Toleranz und eine neue Art des Lernens von Interdependenzen.

Pädagogik und Statistik

Erich Neuwirth kommentiert in seinem blog die schiefe Optik der PISA Studie 2004. Es ist faszinierend zu lesen, wie sich vor dem Blick eines Statistikers die Schlagzeilen der Zeitungen in eine Mischung aus xDCbertreibung, Ungenauigkeit und Leichtgläubigkeit auflösen.

Ohne die Unterscheidung in Schultypen, Geschlechter, Daten und Extrapolationen kommen nur metaphysische Aussagen über die Schulbildung, den Leistungsabfall und die Lehrerinnenausbildung zustand.

Doktorat alt und neu

Vor kurzem las ich auf dem Gang die Prüfungszettel des Institutes und stellte fest, dass ein Student zum Rigorosum angemeldet war, dessen Dissertation ich kannte. Ich hatte sie im Entwurf abgelehnt, weil die Literatur der letzten 10 Jahre fehlte. Nun wurde die Arbeit von den geschätzen Kollegen Wuketits und Zeidler offenbar für akzeptabel gefunden.

Damals war mir natürlich klar, dass der Kandidat sich andere Prüfer suchen würde. Aber ich wollte auch nicht so weit gehen, aktiv Schritte zu unternehmen, um das zu verhindern.

Heute habe ich mich dafür zu einem Workshop in englischer Sprache in Salzburg angemeldet. Es geht um die Zukunft des Doktoratsstudiums in Europa und die Mozartstadt muss wieder einmal dran glauben:

The Ministry of Education, Science and Culture of Austria, the Federal Ministry of Education and Research of Germany, and the European University Association will therefore jointly host a Bologna Seminar entitled “Doctoral Programmes in the European Knowledge Society”, which aims at providing high-quality input on this issue for the 2005 Conference of Ministers of Education in Bergen.

We would like to cordially invite you to participate in this seminar, which will take place at the University of Salzburg, Austria, from February 3 ? February 5.

As the birthplace of Wolfgang Amadeus Mozart, Salzburg, situated close to the German border, should provide the right setting and ambience for fruitful discussions, and there will be ample opportunity to enjoy its urban flair and culture, should you decide to stay for the weekend.

Wenn ich heute träumen sollte, dann wird es wohl davon sein, dass ein high-quality input Seminar in Salzburg in Zukunft die Qualität der Doktoratsstudien steigert.

betriebsrat

mit den Wahlen vom 1. und 2. Dezember ist an der Universität Wien ein Betriebsrat gewählt worden. Einer davon: myself. Das gibt Stoff für die Zukunft.

Warum erst jetzt die Notiz: ich komme gerade aus dem Iran zurück, von einer Vortragsreise, die wie eine Tourismusveranstaltung klingt: Kerman, Teheran, Schiraz, Isphahan. Der wichtigste Eindruck? Ein Land, das in der Weltpolitik weit unter seinem Wert behandelt wird.

Übrigens: das Land Ibn Sinais (Avicenna). Passanten am Flughafen kennen ihn. Ob man das in Wien von Wittgenstein sagen kann?

Neu dabei

Herbert Hrachovec hat mich eingeladen, hier mitzuschreiben; und ich habe auf meine bedenklichen, vielleicht gar abschreckenden Eigenschaften hingewiesen:

  • Ich bin in den Augen mancher Leute für die
    es Wahrheit im Singular (und nicht nur
    als Plurale tantum) gibt deutlich eher
    Philosophiehistoriker als Philosophiehistoriker.
  • Meine Kenntnisse in zeitgenössischer
    Philosophie (richtiges 21. Jhd.) sind
    sehr fragmentarisch.
  • Ich setze in meinen Lehrveranstaltungen
    und Vorträgen kein Powerpoint ein.
    [:-)]
  • Ich bevorzuge Basic gegenüber C (weil
    ich eine Abneigung gegen Datenübergabe
    “by reference” statt “by value” habe).
    Nicht weil ich so viel mit “Werten”
    anfangen könnte, und was gegen Belege
    haette, sondern aus Programmiersicherheitsgründen.
    [:-)].
  • Ich bin was Österreichisches Hochschulrecht betrifft ignorant.
  • Ich scheibe manchmal zu lange Saetze mit
    zu vielen Doppelpunkten.
  • Ich verwende eine Orthographie die weder
    die alte noch die neue ist, und hänge am
    Komma vor “und”.
  • Einige der Haare die mir oben auf dem
    Haupt fehlen sind auf meinen Zaehnen
    gelandet.
  • Nicht alles was ich in hiesigen Gremien
    und Verfahren an Erstaunlichem/Befremdlichem/Belächelbarem mitbekomme werde
    ich in’s Blog einbringen koennen (…)
  • Ich bin Pfälzer

Nachdem all das h.h. nicht abgeschreckt hat: bin ich nun dabei: und schreibe mit: und danke h.h. sehr herzlich für die Möglichkeit dies zu tun.


Heinrich C. Kuhn

Feedback

Gestern in einem gruppendynamisch gestylten Workshop lernte ich den Unterschied zwischen Frage und Feedback.

Mit Fragen wendet man sich an das Gegenüber, sucht Kontakt und will eine Auseinandersetzung beginnen. Natürlich gibt es verfehlte, rhetorische, aggressive Fragen, aber der Gestus zielt auf öffentliche Diskussion.

Anders das Feedback. Hier ist (zumindest nach einer bestimmten Strategie) nicht an Reaktionen gedacht. Mit Feedbacks setzt man sich nicht auseinander. Man nimmt sie zur Kenntnis. Sie sind Entlastung und Zumutung gleichzeitig. In einer Hinsicht ehrlicher – ich sage Dir, wie das angekommen ist, nur damit Du es weisst. Und in einer anderen Hinsicht infam, weil sie die Adressaten in den Scheinwerfer rücken, ohne die Möglichkeit sachlicher Konflikte vorzusehen.

Interessant ist dennoch, wie schnell mir diese Verfahrensregeln einleuchtend schienen. Sie laufen parallel zur Systemtheorie, die keine Interaktion, sondern die Koordination von Automatismen vorsieht.