Aggression

Die für gestern angesetzte Diskussion mit Broukal, Höllinger, Winckler u.a. im Campus ist von einer Gruppe von Studierenden durch heftiges Klatschen, Trommeln und Lärmerzeugung verhindert worden. Rektor Winckler und Sigurd Höllinger wurden Torten ins Gesicht geworfen.

Ich würde mir gerne ersparen, darüber etwas zu schreiben. Aber das ist zu einfach. In einer solchen Situation ist man schmerzlich mit der Hohlheit der zur Verfügung stehenden Phrasen konfrontiert.

Die gestrige Aussendung der ÖH zur Besetzung des Senatssaals schien mir nicht unbedenklich. Sie verschweigt den eigenen Interventionsplan und ersetzte ihn durch eine Beschreibung des spontanen Protests frustrierter Kommilitonen. Das Verhältnis zwischen vorbereiteter Aktion und vor Ort entstehender Aggression bleibt ungeklärt. So auch im vorliegenden Fall. Einerseits sollte die Veranstaltung gestört werden (VSStÖ), andererseits will niemand etwas mit der Torte zu tun haben.

Die xDCbertretung von Gesetzen (und Regeln des Anstands) ist in manchen Fällen aus sachlichen Gründen kaum zu vermeiden. Das läßt sich darstellen und ansatzweise argumentativ behandeln. Unakzeptabel finde ich, sich nicht darüber Rechenschaft zu geben, welche Verletzungen und Gegen-Aggressionen auf diese Weise erzeugt werden. Also die Verantwortung, die der eigene Gesetzesbruch bedeutet, auf andere zu schieben.

h.h.

Innovation?

EIne Vignette zur Innovation in den neuen Entscheidungsstrukturen. Am Institut für Philosophie wird eine Professur “Erkenntnistheorie und Philosophie der neuen Medien” besetzt. Vergangene Woche fanden Bewerbungsvorträge statt.

Aufschlußreich war die Reaktion der Kommissionsmitglieder auf den Vortrag einer Philosophin, die einiges zu Raymondus Lullus und Leibniz, aber kaum etwas Über die Problemlage der gegenwärtigen Medien ausführte und Überdies die These vertrat, daß Philosophie jedenfalls der Beschäftigung mit den spezifischen Medien Übergeordnet sei.

Während die Studierenden und andere Kommissionsmitglieder, die zudem die eingereichten Unterlagen studiert hatten, die Kandidatin für nicht akzeptabel hielten, wurde sie von Professorenseite sehr freundlich aufgenommen. Gälte für diese Kommssion bereits die Neuregelung, so würde die Stelle vermutlich mit einer Professorin gegen Medien besetzt.

Lehraufträge 2004/05

Um diese Zeit im Jahr ist früher beraten und entschieden worden, wer im nächsten Studienjahr Lehraufträge erhält. In den letzten beiden Jahren ist im Institut für Philosophie ein Übersichtliches Verfahren eingehalten worden. Die Studienkommission erhob den Bedarf und schrieb – daran orientiert – die Stunden aus. Die Anträge wurden geprüft und (mit mehr oder weniger Objektivität) ausgewertet.

Nichts davon diesmal. Es gibt kein Budget, keine Studienkommission, keine verantwortlichen Personen. Aushilfsweise haben zwei Kolleginnen (m/f) die Abwicklung der Prüfungsagenden Übernommen, aber sie sind nicht befugt, Lehrauftragsstunden zu vergeben. Gleichzeitig herrscht verständliche Unruhe bei den Kolleginnen (m/f), die bisher einen Lehrauftrag hatten.

De facto wird damit der Lobbyismus gestärkt. Ohne Planungssicherheit ist keine Ausschreibung vertretbar und ohne Ausschreibung versucht jede (m/f) wie sie kann zum Ziel zu kommen.

Von gestern abend

Die Studierenden wollten heute nachmittags das Rektorat A besetzen. Für
morgen um 9 Uhr war eine Pressekonferenz vom Schreibtisch des Rektors aus
organisiert. Das Rektorat sperrte die Zugänge, darauf wurde die Türe zum
Vorraum des Sitzungssaales eingetreten, der Senat zog sich ins Rektorat A
zurück und die Studierenden zogen in den Senatssitzungssaal ein. Sie
besetzten auch das Rektorat B.

Schätzungsweise 300-400 Studierende kampieren zur Zeit im Sitzungssaal und
diskutieren Über die weitere Vorgangsweise. Die Polizei ist mit ca 30.
Mannschaftswägen aufgefahren, bleibt aber Überwiegend im Hintergrund.
Ca. 20 Beamte und Beamtinnen halten sich auf dem Gang vor der
Universitätsbibliothek auf.

Die Studierenden planen, die Nacht im Sitzungssaal zu verbringen, und
morgen früh eine Pressekonferenz abzuhalten. Auch beim morgen nachmittags
stattfindende Universitätsrat und das Treffen des Alumniverbandes soll
interveniert werden.

Drittmittelprojekte

Das Geld für Drittmittelprojekte, sofern es bisher durch Institute und Fakultäten verwaltet worden ist, mußte im Rahmen der Gesetzesänderung an ein vom Rektorat angegebenes Konto gezahlt werden. In meinem speziellen Fall ist die Dame, die das veranlaßt hat krank, ich habe also keine Ahnung, wohin das Geld überwiesen ist und mit wem ich darüber sprechen könnte.

Die Letzten beissen die Hunde

Aus einer Mail des Dekanates:

AN ALLE INSTITUTSVORSTxC4NDE UND INSTITUTSVORSTxC4NDINNEN

Leider wurden dem Dekanat der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften
vor Weihnachten seitens des Rektorats vollkommen falsche Informationen
bezüglich der Ausschreibung von StudienassistentInnen und TutorInnen
bekanntgegeben.

Laut Veröffentlichung vom 30.12.2003 auf der Rektorenteam-Seite
(“Personalwesen aktuell”) und nach Rücksprache mit Frau Frötschel (Abteilung
für Rechtsangelegenheiten und Organisationsfragen) gibt es per 01.01. d.J.
gravierende gesetzliche als auch administrative xC4nderungen bei Tutorien und
StudienassistentInnen.

Die Ausschreibung, die ich vor Weihnachten per Mail an Sie geschickt habe,
ist somit hinfällig und muss sofort gestoppt werden.

“Antragsuniversität”

Der Rektor hat in einem Interview darauf hingewiesen, daß die Mitbestimmung in der alten Ordnung weniger problematisch war, weil das Ministerium sowieso das letzte Wort hatte. Jetzt, wo die Universität (im neuen Sinn) autonom ist, sind Entscheidungsträger notwendig, die nicht durch Gremien behindert werden. (So zumindest die Suggestion.)

Eigenartig. Schon bisher haben Rektor, Dekane und Institutsvorstände (m/w) in eigener Verantwortung entschieden. Dazu gab es Gremien, denen gegenÜber sie Bericht stellen mußten. Hier beginnt der Versuch, die Geschichte umzuschreiben.

Personalpolitik

Zunehmend mühsamer wurde die Aufgabe, Kolleginnen (m/w) zu finden, die sich im demokratischen Prozeß engagierten. Die Fakultätsagenden oder Studienangelegenheiten wurden administriert, aber ohne Bewußtsein davon, daß es eine gute Sache sei, hier mitreden zu können. Zwei Typen der Mitbestimmung bildeten sich heraus: die Verwaltungsbeamten und die altruistischen xDCberzeugungstäter.

Das sieht jetzt anders aus. Am Beispiel der Zusammensetzung der Curricularkommission ist es schön zu sehen. Sie ist das höchste Gremium zur Steuerung der Lehre an der Universität. Die Anteilnahme des ehemaligen Mittelbaus ist derart gering, daß ein Schreihals (nämlich ich) dort hinein nominiert wurde. Das Vertrauen ehrt mich und ich werde natürlich versuchen, die Aufgabe gut zu erledigen. Aber es stimmt auch bedenklich, welche ultra-vertikalen Verfahren im Augenblick unvermeidlich zu sein scheinen. Es gibt ja wirklich keine Möglichkeit, eine solche Bestellung anders als aus dem Hut zu zaubern.

Der Rektor im Gespräch

Gestern besuchte Rektor Winckler das Institut für Philosophie. Der Hauptzweck der Besprechung war die Diskussion über eine allfällige Fakultät für Erziehungswissenschaften und Philosophie. Im einleitenden Statement kam der Rektor aber auch auf die allgemeine Problematik der UG 2002-Umsetzung an der Universität Wien zu sprechen.

Georg Winckler kann eine Sache überzeugend darstellen und mit beträchtlichem persönlichen Charme vertreten. Die Anwesenden waren sich darüber einig, daß er seine Anliegen kollegial und gesprächsbereit vorstellte. Auch inhaltlich gab es bemerkenswerte Signale. Winckler räumte ein, daß sich im Zeitraum seit September eine riskante Entwicklung abzeichnet. In der Dienststellenversammlung im Frühherbst hätte er der Universität einen Ruck geben wollen, um den bevorstehenden Veränderungsprozeß in Gang zu bringen. Sein Besuch im Institut sei auch als Zeichen dafür zu verstehen, daß er die zurückhaltenden Reaktionen der Belegschaft ernst nimmt.

Die Umstellung der Organisationsstruktur bringe es mit sich, daß er, und nicht mehr Frau Gehrer, im Mittelpunkt der studentischen Kritik stehe. Mit den neuen Befugnissen könne und müsse er aber eine Politik betreiben, die sich nicht an die meist lokalen Interessen der Institute binden läßt. Die alte Universität sei ein Verein zur Einreichung von Anträgen an eine übergeordnete Dienststelle (das Ministerium) gewesen, jetzt ginge es darum, eine eigene strategische Zukunftsplanung zu entwickeln. Die europäische Entwicklung (Winckler bezog sich auf Skandinavien und Großbritannien) geht in die Richtung, daß Staatsmittel zunehmend leistungsabhängig vergeben werden. Die Angehörigen der Universität sind in ihrer Forschung frei, nur müssen sie nachweisen, wie sie mit den Ressourcen umgehen.

Die universitäre Lehre nimmt dem gegenüber einen geringeren Stellenwert ein. Winckler will vermeiden, daß sich die Universität zu einer Art Volkshochschule verflacht. Wie der Akzent auf Spitzenforschung mit den Studentenzahlen der Universität zusammenpaßt, wurde nicht recht deutlich.

Insgesamt scheint der Rektor einiges nachholen zu wollen, was in letzter Zeit zu kurz gekommen ist. Motivation der Mitarbeiter (m/w), Rücksprache bei relevanten Punkten, Argumentation statt handverlesener Projektgruppen. Speziell für den Mittelbau gibt es ein interessantes Detail. Bei der Berechnung der Professorenzahl ordnete er die Habilitierten mit dem Hinweis auf äquivalente Leistungen den Professoren zu.