Dekansklausur

Am 1. Juni treffen sich die neu ernannten Dekane und Zentrumsleiter (m/w) der Universität zu einer Klausurtagung im Hotel Hilton. Das Rektorat hat offensichtlich einen Sponsor gefunden. Eine solche Zusammenkunft aus dem Budget zu finanzieren, scheint mir doch zu absurd. Das Ereignis ist dennoch problematisch.

Dem Schatten antwortet das Licht. Die negative Seite besteht in Einkommenskürzungen für Studienassistenten und Lektorinnen. Dagegen wird die neue Führungsgarnitur ins Nobelhotel gebeten.

Es ist ein einprägsames Beispiel des xDCbergangs von der kollegial verfassten Universität, die wir kannten, zu einem Unternehmen, dessen Abteilungsleiter darauf achten müssen, dass ihnen genügend Prestige zur Verfügung steht, “unpopuläre Massnahmen” zu ergreifen. In der Diskussion Über den Organisationsplan wurde das Leitungsmodell, nach dem wir nun operieren, als “der Sultan und seine Wesire” bezeichnet. Das Hilton ist ein guter Ort, die neue Machtstruktur zu signalisieren.

Ausserdem erspart man sich xC4rger. Sollte es zu Demonstrationen kommen, erledigt das der hauseigene Wachdienst.

nochmals Frauenpolitik

Gestern beim Abschlussplenum der 3. Oekonuxkonferenz kam unter anderem ein bekanntes Defizit zur Sprache: unter den zahlreichen Referenten (m/w) waren nur sehr wenige Frauen. Nachdem eine Kollegin das vorgebracht hatte, gab es allerdings eine Überraschende Antwort.

Eine der eingeladenen Vortragenden, eine in den USA arbeitende Chinesin, bemerkte, dass fremde Männer auf der Konferenz sich viel leichter miteinander verständigen konnten. Sie sei von den anwesenden Frauen dagegen nicht angesprochen worden. Statt das allgemeine Defizit zu beklagen, sollten Frauen versuchen, ein eigenes Netzwerk aufzubauen und auf dieser Grundlage aktiv zu werden.

Das schien mir Überzeugend. Jedenfalls produktiver, als an die unweigerlich halbherzige Betroffenheit der anwesenden Männer zu appellieren.

Frauen in Führungspositionen

Die Vizerektorin der Universität, Martha Sebök, sorgt sich über die geringe Anzahl der Frauen, die in den Dekansvorschlägen zu finden waren. Sie ruft in einem Rundbrief dazu auf, nach Möglichkeit weibliche Kandidatinnen für die Fakultätskonferenzen aufzustellen:

Zitat:

Demnächst finden die wichtigen Wahlen zu den Fakultäts- und Zentrumskonferenzen statt. Die Universität Wien verfügt über eine große Zahl hoch qualifizierter Frauen. Ich ersuche Sie daher, bei Ihrer Entscheidungsfindung auf den gesetzlichen Auftrag und die Zielsetzung der Universität Bedacht zu nehmen und zu einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis in allen Gremien der Universität beizutragen.

Was für eine Chuzpe. Die Universitätsleitung hat die Termine für die Erstellung der Listen extraknapp bemessen. Ein auch nur annähernd repräsentativer Auswahlprozess konnte auf diese Weise nicht zustande kommen. Aber damit nicht genug. Einen Tag vor dem Einreichschluss für Listen an unserer Fakultät kommt sie mit dem Wunsch nach verstärkter Frauenbeteiligung. (An anderen Fakultäten ist der Termin bereits verstrichen.) Soetwas nennt man Alibiaktion.

Kommerz und Meinungsfreiheit

Die on-line Berichterstattung über die Erniedrigung irakischer Gefangener durch die US-Armee hat einen makabren Beigeschmack. Wenn man sich die Fotos auf CNN oder der Webseite der Washington Post ansieht, findet man sie von Werbespots umgeben. In traditionellen Printmedien ist die erste Seite zumeist weitgehend werdefrei, aber im Web zählt der Einstieg. Also Urlaubsplanung und Militärpornographie.

Die Sache hat aber ihre Richtigkeit. CBS hat mit der Veröffnetlichung 2 Wochen gewartet, weil der Armeechef angerufen hat. Vermutlich hätte er mit etwas mehr Druck auch erreicht, dass diese Tatsachen ganz unter den Teppich gekehrt werden. Dagegen wirkt das Gesetz des Marktes. Als der “New Yorker” die Story ankündigte, liess sich CBS nicht mehr zurückhalten.

Wir sehen die Folter-Bilder wegen der Werbung, die sich auf diesen Seiten findet. Dass Skandale sich verkaufen lassen, ist in unserem System ein Garant für Informationsfreiheit.

auch anderswo

Als Gastwissenschafter in Bergen, Norwegen, entkommt man den hochschulpolitischen Umwälzungen nicht. Gestern im Institut für Wissenschaftsphilosophie im Seminarraum, bevor der Vortrag begann, hörte ich eine Geschichte, die auch in Wien aktuell werden wird. Die Immobilienpreise sind im Moment sehr hoch, das Haus wird von der Universität verkauft werden. Das Institut zieht dann an einen erheblich reduzierten Ort, in der es auch keinen Seminarraum mehr geben wird. So geht es, wenn Universitäten Wirtschaftsunternehmen sind.

Das Projektzentrum, in dem ich arbeite, ist auch ein einschlägiges Beispiel. Es gibt keine festen Anstellungen. Die Leute werden beschäftigt, soweit es Drittmittel gibt. Wenn diese ausgehen, werden sie entlassen. Man kann sich ausmalen, welche Auswirkungen das auf die Forschungsinhalte hat.