Anläßlich eines Artikels über Hegel und die Wikipedia habe ich mich wieder mal nach deutsch-philosophischen Publikationen über Bildung umgesehen. Eben erschienen ist vom alten Meister Dieter Henrich Die Philosophie im Prozeß der Kultur und darin zwei Texte zum Thema. “Menschsein – Bildung – Erkenntnis”. Die Aussicht:
Sie (sc. Bildung) ist der Gewinn und die Ausgestaltung eines Lebens, das sich nicht in Verstellungen verfangen hat und das der Aufgabe nicht ausweicht, die ihm aus seinem ursprünglichen Selbstbewußtsein unabwendbar zuwächst. Auch das ist ein Grund dafür, ihm Souveränität, Allbezüglichkeit und eine wachsende innere Konsistenz zuzusprechen. S. 178
Solche Passagen sind einschläfernd und unbestreitbar zugleich. Ich kann die Sympathie nicht leugnen, die ich dem Versuch entgegenbringe, etwas zu sagen, dem niemand widersprechen kann. Vor allem, wenn die Aufgabe darin besteht, die Hörerinnen davon zu überzeugen, dass sie eigentlich gegen diese Sätze gar nichts haben können. Das ist so wie einer Mittelschulklasse die Aktualität des “Prinz Friedrich von Homburg” nahebringen. Und dennoch ist dieser Duktus der akademischen Betulichkeit kaum erträglich.