Um Gottes Willen, was ist geschehen?

Ein Film macht die Runde. Der deutsche Titel bezieht sich nicht auf Gott.

Freiluftkino im Weingut
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Freitag, 10. Juli 2015, bei Einbruch der Dunkelheit

wir zeigen den Film “Monsieur Claude und seine Töchter”

ab 19.30 Uhr gibts Kaiserspritzer und belegte Brötchen
der Film startet mit Einbruch der Dunkelheit um ca. 20.45 Uhr

Grosskrut – am Kellerberg

Sehr verehrtes Kinopublikum!

Mit einer französischen … Komödie startet der Filmclub in den Kinosommer.

Monsieur Claude und seine Töchter
Samstag, 18. Juli 2015 – 21.00 Uhr im Hof des Kulturgasthauses Failler

Einen schönen Sommer wünscht
der Filmclub Drosendorf

Kino am Dach: Das Sommer Open-Air-Kino auf dem Dach der HauptbüchereiMONSIEUR CLAUDE UND SEINE TÖCHTER

MONSIEUR CLAUDE UND SEINE TÖCHTER

FR 2014, 97 Min.

Regie: Phillippe de Chauveron, mit Christian Clavier, Chantal Lauby, Frédéric Chau, Frédérique Bel, Julia Piaton, Medi Sadoun, u.a.

Das Ehepaar Claude und Marie Verneuil lebt zufrieden in der Provinz und ist stolz auf seine vier schönen Töchter. Die lieben und verheiraten sich allerdings mit Vorliebe schräg durch die Kulturen – zum Leidwesen des arg gebeutelten Papas. … Fazit: Vier Hochzeiten und viele Kulturschocks: Der Nummer-1-Hit in den französischen Kinos begeistert mit radikalem Witz.

Eine entschiedene Gegenstimme zum Tenor dieses Films findet sich auf der französischen Webseite Le cinéma est politique. Der Rassismus des Mittelstands, so der Kommentar, werde Stichwortgeber für eine schier unerschöpfliche Abfolge oberflächlicher Witze. Die Botschaft sei im Endeffekt, dass sich die in den betroffenen Kulturen angelegten Rassismen gegenseitig neutralisieren um ein völkerverbindenes Wohlgefühl zurückzulassen.

« Qu’est-ce qu’on a fait au bon Dieu ? » se limite à décrire le racisme dans sa forme la plus puérile comme socle tout à fait acceptable d’identification commune. « Tout le monde est un peu raciste », comme le dit David, le gendre juif ; et tout le film s’applique à démontrer que ce n’est pas si grave, tant que cela reste dans des proportions acceptables. L’Arabe ne tolère pas le Juif (et vice-versa), les Sémites se méfient des Chinois, qui leur rendent bien, et la haine du Blanc pour le Noir n’a d’égale que celle du Noir pour le Blanc. Au final, tous les racismes s’annulent et créent la paix commune.

Der Film ist schmerzhaft anzusehen, auch und gerade weil viele Pointen gleichzeitig zum Lachen und zum Weinen sind. Zudem finden sich schwer erträgliche Geschmacklosigkeiten. Für einen Verriss ist er jedoch, bei aller Derbheit, zu schade. Er bietet ein Sittenbild der Heiterkeit des anvisierten Kinopublikums. Ich möchte ausgehend von zwei Szenen darauf hinweisen, dass die komödiantische Subversion des Rassismus, welche der Film anbietet, nicht unbedenklich ist.

Ein Länderspiel beginnt, das Stadion ist in Hochspannung; Nationalhymnen werden gespielt. Eine solche Zeremonie ist ein hervorgehobener Moment, der mit dem Gefühl patriotischer Verbundenheit einhergeht. Er verdient nicht, von vornherein zerlegt zu werden. Auch die Irritation, dass unten auf dem Feld einige Spieler stehen, die stumm bleiben, weil sie den Text nicht kennen, oder ihn nicht singen wollen, ist nicht ohne weiteres Bigotterie. Die emotionalen Ökonomie einer Bevölkerungsgruppe hinkt dem letzten Stand der internationalen Entwicklung bisweilen hinterher.

Bekannt ist natürlich auch, dass solche Irritationen schnell zu Aggressionen werden. Der Rassismus im Fussballstadium schlägt immer wieder durch. Der Film de Chauverons spießt diese Fehlentwicklung auf. Er stellt dem Patriotismus Monsieur Claudes eine Groteske entgegen. Der Araber, erhebt sich, Hand aufs Herz, und stimmt die Hymne an. Die Frauen in der Küche trifft der Ruf zu den Waffen. Inzwischen haben der Jude und der Chinese eingestimmt, zu dritt schmettern sie mit demonstrativer Begeisterung die Marseillaise.

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​Die Szene setzt die sentimentale Rührung des Gaullisten dem Lachen aus. Sie schlägt seine Voreingenommenheit mit der Waffe humorvoller Übertreibung. Das Besserwissen der aufgeklärten Intelligenz leistet sich einen Spaß und blamiert den Provinzler. Seine Empfindlichkeit ist lächerlich, darum macht man sich über sie lustig. Ein einseitiger Schwank.

Ist das ein harmloses Vergnügen für Sommerabende? Mag sein, doch mit einem gehörigen Anteil ungenierter Destruktivität. Zwei Frauen, die Notarsgattin und ihre künftige schwarzafrikanische Schwiegermutter, besuchen den Kaplan, der die Trauung vornehmen soll. Unterwegs finden sie heraus, dass beide dieselbe Bibelstelle für die Zeremonie vorschlagen wollen. Hier spielt der Katholizismus die Rolle des unmittelbaren Einvernehmens. Und die Groteske zeigt den Priester, der seine Vorurteile nicht im Zaum halten kann. Ein billiger Schmäh auf Kosten des Klerus – und untergründig eine Schmähung des religiösen Volksempfindens.

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Weder die Begeisterung für das Nationalteam, noch die Lektüre von Bibelstellen, sollten gegen Persiflage geschützt werden. Sie ist ein wirksames Mittel im politischen Kampf. Mit Begeisterung verfolge ich Jon Stewarts “The Daily Show”((Jon Stewart verlässt diesen Sommer das Programm. Er ist ein Held des Medienzeitalters.)), z.B. seine mörderischen Attacken auf Donald Trump. Nach einer Folge solcher Sketches beschrieb er unlängst ihre Wirkung. Sie seien “incessant masturbation”, unablässige Selbstbefriedigung, die Traurigkeit zurücklässt. Darum ist “Qu’est-ce qu’on a fait au bon Dieu ?” ein Film zum Weinen.

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