Kaiser Joseph II. war – nach dieser Hausarbeit ein “aufgeklärter Despot”. Eine interessante Mischung. Überliefert ist, dass es in Slawikowitz einem Bauern beim Pflügen half.
Furchen haben eine andere Geometrie als Höhlen. Man flieht nicht aus ihnen. Sie durchpflügen die Erdoberfläche, als Vorbereitung zur Aussaat. Ein Einschnitt als Bedingung zur Fruchtbarkeit. Dem Kaiser, der das Bauernhandwerk ausprobierte, sind fünf Denkmäler gesetzt.
Leider haben es Furchen auch so an sich, dass sie die ihnen anvertraute Saat leicht wieder der Zerstörung preisgeben. Dazu bedarf es nur ein paar plumper Füße. Auch die “Revolution von oben” Josephs scheiterte vor allem auf Grund der Ablehnung von Seiten seines eigenen Beamtenapparats, es hätte ja vielleicht französische Zustände geben können. (Rozdolski, Roman: Die große Steuer- und Agrarreform Josefs II, Warschau 1961. Diese und andere überaus relevante Quellen zum Thema fehlen in der verlinkten Arbeit)
Sollte man in manche Furchen vielleicht besser Salz streuen?
Auf Joseph II. bin ich durch die Idee gekommen, dass die Bologna-Reform ein europäischer Josephinismus war. Wie Joseph II. gegen den kulturell überlegenen europäischen Westen wollte die EU durch die Lissabon-Erklärung die Initiative in der weltweiten “Wissensgesellschaft” ergreifen. Sie bediente sich dazu eines starken bürokratischen Apparates und setzte zentrale Regulierungen gegen jahrhundertealte Gepflogenheiten durch. Das Ergebnis in beiden Fällen: ein Aufstand der alten Eliten.
Und: ohne den Machtspruch von oben hätte es kein “Toleranzpatent” für evangelische Christen und Juden gegeben.
Grundsteuerregulierung: die Steuer sollte allein vom Ertragswert der Güter berechnet werden, womit der Unterschied zwischen Dominikalland (Adel- und Kirchenbesitz) und Rustikalland (von Bauern bearbeitet) aufgehoben wurde. Eine sozialpolitische Großtat, die Joseph II. Nachfolger prompt wieder aufhob.
Natürlich, ich sprach auch nur von Steuer- und Urbarialreform. Die Reformen sind nach heutiger Sicht fast alleine auf den im Habsburgerreich zu dieser Zeit vorherrschenden Kameralismus zurückzuführen, die althergebrachten Strukturen waren, landwirtschaftlich gesehen, wohl einfach nicht effizient genug. Vielleicht war auch einfach die Weisheit ausschlaggebend, dass Ausbeutung in Hinsicht auf die bloße Existenz an gewisse Grenzen stößt.
Das verstehe ich unter aufgeklärtem Absolutismus. Wenn man die lebensbedrohlichen Fragen einmal ausblendet, ist der Vergleich wirklich unterhaltsam.
Dass der wirtschaftliche Aspekt, was Aufklärung und einhergehende Toleranz betrifft, eine große Rolle spielt, muss ja wohl nicht erst gesagt werden. Zahlen sind eben doch oft unromantisch.
Die “Anekdote” finde ich allerdings wirklich amüsant.