Fehlermeldungen im Computerbereich lassen sich “aufklären”. An Aufklärung denkt man für gewöhnlich nicht dabei. Sagen wir, die folgende Geschichte sei “erhellend”. Es gibt Erfahrungen mit Störungsmeldungen, die kognitiv hilfreich (und unterhaltsam) sind.
LaTeX ist ein ausgefeiltes Programm zur Texterstellung, BibTeX ein dazugehöriges semi-automatisches Bibliographieprogramm. Ein Ausschnitt aus dem Master-Dokument, das den Textsatz steuert, sieht etwa so aus. Es enthält Befehle zur Einbindung von Dokumenten, die Angabe eines Bibliographiestils und einer passenden Datenbank.
\include{filename1}
\include{filename2}
\bibliographystyle{frankfurt}
\bibliography{dora}
\end{document}
Alles lief gut, bis ich ein neues Dokument hinzufügte. Plötzlich gabe es keine Literaturverarbeitung mehr. Die Fehlermeldung:
I found no \bibdata command---while reading file dora.aux
I found no \bibstyle command---while reading file dora.aux
Unmöglich, die Datenbank war im vorgeschriebenen Ordner vorhanden. Nach einigen fruchtlosen Bemühungen suchte ich auf Google. Tatsächlich, es handelt sich scheinbar um einen “Bug”. Aber wer diesen Titel wählte, wusste nicht, wovon er spricht:
http://www.mail-archive.com/debian-bugs-dist@lists.debian.org/msg446163.html
Man spricht im Jahre 2008 nicht von einem Bug in LaTeX. Das gibt es praktisch nicht. Der Beitrag machte mir klar, dass etwas bei mir nicht stimmte. Es war nicht nur ein Rätsel, sondern auch eine Aufgabe. Wo divergieren meine Eingaben und die Logik des Programms? Auf die Frage “Wer ist schuld?” konnte die Antwort nur sein: Wie kann ich den Fehler herausfinden? Und er zeigte sich in wunderschöner Logik, wie bei einem guten Krimi.
Das neu eingefügte Dokument enthielt (aus früherer Zeit) eine Zeile
\end{document}
Der Rest war “erhellend”: Beim Durchlauf trifft das Programm auf diese Zeile und hält seine Arbeit für beendet. Daß im Hauptdokument die Bibliographie angegeben ist, wird nicht mehr registriert. Die Referenzen hängen in der Luft. Wieder etwas gelernt.