Die letzen 10 Tage war ich in Sousse in Tunesien. Dort fanden am Wochenende Präsidentschaftswahlen statt, nachdem der frühere Präsident, Beji Caid Essebsi, mit 92 Jahren verstarb, der sich seit der Unabhängigkeit Tunesiens von Frankreich erfolgreich etabliert hat. Es folgt ein kurzer Reisebericht über die IT-Wirtschaft einer Stadt, die hauptsächlich vom Tourismus bekannt ist.
Read moreTag: informatisch
If Libussa had a Blockchain
The hesitant Austrian writer Franz Grillparzer and his drama “Libussa” from 1848 inspired Herbert Hrachovec and Walter Seitter at the end of a podcast to diagnose contemporary democracies and the role of money. That diagnosis could benefit from a reference to recent developments in monetary systems by bitcoin and blockchain. And the other way around: The “elimination of middlemen” through cryptography and peer to peer networks is an idea that can benefit from hesitation.
Festschreiben und Verhandeln: Projektmanagement revisited
Vor sechs Jahren wurde hier ein Beitrag über Agiles Projektmanagement veröffentlicht. Er entstand während dem Besuch einer einschlägigen Vorlesung im Informatikstudium. Heute stellt sich das Thema neu dar. Weniger Schlagwort-orientiert. Man hat Zeit investiert, praktische Erfahrung gesammelt.
Mancherorts in den IT-Abteilungen belächelt man den “Agile”-Hype. Er wurde fast zum Schimpfwort. Bei “von oben” verordneten Prozessveränderungen ist das zu erwarten und nicht unmittelbar ein Argument gegen alternative Vorgehensweisen zur Erstellung von Artefakten wie Software.
Der Verdacht: Personen, die wenig bis keine Erfahrung im Projektmanagement hätten, fallen auf die Slogans von Coaches und Beraterinnen herein:
- Starre Regelwerke — laufendes Eingehen auf Änderungswünsche
- Fixe Rollenverteilung — Individuelle Entfaltung bei verschiedensten Aufgaben
- Reduktionismus — Holismus
Die Gegenüberstellung dieser Phrasen helfen zumeist wenig zur Beurteilung und Verbesserung des Projektalltags. Die Zuflucht zu agilem Vorgehen ist Teil eines Dilemmas, das bei einem an mehreren Orten stattfindenden Softwareprojekt sehr deutlich wird, in dem man exakt spezifizieren muss. Die Spezifikation wird in einem Medium verständlich gemacht, das Weiteres oder Anderes offen lässt.
Wie neutral darf es sein?
Gerade wird der A1 Open Society Award vergeben, in dem Projekte gesucht werden, “die das Internet für politische Diskussion und Partizipation nutzen und damit die Zivilgesellschaft stärken”. Die Initiative für Netzneutralität hat sich auch beworben.
versinnbildlichen
Heute wurde mir von der Emblematik erzählt, das ist die Anfertigung bzw. Erforschung von Emblemen, ein Arrangement aus (rätselhaftem) Bild und hinweisendem Text zusammengehalten durch ein Motto:
“The emblem had to consist of three parts: headline, image and poem (Lemma, Icon and Epigramm).”
Damit assoziiere ich Powerpoint-Folien:
Typumwandlung für den Heideggerianer. Ein Versuch.
Am Anfang des Studiums kam mir, dass eine akademische Informatik, die sich gegen den ingenieurhaften Fleckerlteppich ein wenig abschottet, überzeugendere Argumente für den Versuch hätte, dem Forschungsobjekt Computer allgemein relevante Erkenntnisse abzugewinnen. Das mag zutreffen, doch wie verhält es sich mit dem Know how? Mit meiner aktuellen Forschung, die Nahe an der Informatik als Ingenieurkunst ihren Aufenthalt hat, kam mir der Gedanke, dass wir Acht geben müssen, welche materiellen und handgreiflichen Prozesse diese Wissenschaft über dem Wasser halten.
void castZuhandenheit(void* zeug) { Smartphone* meinHandy; meinHandy = (Smartphone*) zeug; printf("Mein Handy %s kostet: %d EUR.", meinHandy->name, meinHandy->preis); }
Ein Schrägstrich
Ich habe in einer Vorlesung über die unibrennt Proteste darauf hingewiesen, dass hinter der ach so basisdemokratischen Internet-Kommunikation mittlerweile riesige Firmen stehen. Ein Beitrag über The Internet’s Unholy Marriage to Capitalism macht das sehr deutlich. Im Gegenzug möchte ich eine kleine Episode erwähnen, die gestern passiert ist und (noch immer) für unbegrenzte Möglichkeiten spricht.
Eine Initiativgruppe ist dabei, die “Philosophische Audiothek” auf eine neue Plattform zu übersiedeln. Ich habe “Mediacore” eingerichtet und das klappte auch bestens, bis auf einen kleinen Schönheitsfehler. Es gelang mir nicht, die Adresse
http://phaidon.philo.at/mediacore
zum Laufen zu bringen. Es funktionierte nur, wenn man einen Schrägstrich daranfügte:
http://phaidon.philo.at/mediacore/
Drei Stunden mindestens suchte ich in den Konfigurationsfiles und im Netz herum, ohne Erfolg. Dann schrieb ich einen hilfesuchenden Eintrag im Webforum der mediacore community. In kürzester Zeit war das Problem gelöst.
Ein exotisches Detailproblem, die Antwort von einer wildfremden Person, ohne Kosten, ohne Verzögerung. Es ist phantastisch. Das gelingt nicht immer, aber doch ziemlich häufig. Zu den Bedingungen gehört, dass sich um selbstverwaltete Projekte auch gut informierte/motivierte Personen gruppieren, die auf eine genügend präzise gestellte Frage leicht die richtige Antwort geben können.
Das Schlüsselwort Void – Prolog
Die idealen Sprachen sind mancherorts zu einem komplexen Geflecht von Grammatiken, Konventionen und Spezifikationen geworden. Versionierungen von Befehlssätzen sowie Normen zur Repräsentation von Zahlen sind nur zwei Beispiele. Man kann die (teils disruptive) Evolution von Architekturen nachvollziehen, die parallel verwendet und weiterentwickelt werden. Diese wurzelwerkartige Vielfalt ist eine Folge der Verwendung wohldefinierter Strukturen für bestimmte Zwecke. Damit kommen die idealen Sprachen wie ein Bumerang zurück zum Alltag und werden selbst zum Objekt für Betrachtungen und Experimente. Anders gesagt findet man Situationen – informatische Situationen – wo sich Begriffssysteme realisieren, mit dessen Hilfe man Abläufe nicht nur strukturieren sondern konkret ausführen kann.
Doch welchen Blickwinkel kann man noch einnehmen bei der Betrachtung der Inkarnationen idealer Sprache? Wieder den der idealen Sprachen wo es darum geht die Konzepte auf einheitliche Abstraktionsniveaus und verständliche Zusammenhänge zu bringen? Den der Alltagszwecke, in der die Adäquatheit von den Effekten abhängt, die die Verwendung der Sprache auf das Einsatzgebiet wirft? In dieser Spannung von Wissenschaft, Pragmatik und Performance steht die Informatik, zunächst und zumeist. Zumindest das Folgende ist zu bemerken: Programmiersprachen, so wie unsere Alltagssprache, sind nicht nur vorhandenes Werk sondern ebenso work in progress und nicht immer durchschaubar. Sie ermöglichen Abspaltungen, Dialekte, neue Verwendungsweisen; disruptiv oder allmählich. Und wichtig: Was man mit ihnen macht, strukturiert zunehmend den Alltag.
Ontologie ist weniger kompromissbereit. Sie möchte den kurzfristigen Alltagszwecken und damit den volatilen Strukturen widerstehen und die Frage stellen: Was strukturiert ‘das alles’? Vorsicht ist geboten, denn man kann sich – beim Absehen von als partikulär eingestuften Tatsachen und im Versuch, robust zu sein gegen einzelne Impulse – unwillkürlich in Spekulationen verlieren, d.h. Vermutungen anstellen, wie ‘das alles’ sein könnte, die sich jedoch nicht mehr so einfach in Verbindung bringen lassen mit dem, was tatsächlich und im Einzelnen passiert. Die Folgen formuliert ein Pop-Song: “I wish I could see myself in anything, now it seems nothing is everything.” (Lyrics)
Vorstellen und Verstecken
Letzte Woche war ich in der Andrássy Universität im Herzen Budapests, um von den Studierendenprotesten im Herbst/Winter 2009 zu sprechen. Thema des Workshops war die Entwicklung eines europäischen Hochschulraums. Einleitend sprach eine deutsche Botschafterin über die Wichtigkeit, ein gemeinsames Netzwerk von Hochschulen in Europa aufzubauen. Dann gab Sören Iseib aus dem deutschen Institut für Hochschulforschung einen historischen Abriss über den Diskurs, ein solches Netzwerk aufzubauen und nannte gegenwärtige Herausforderungen. Schon nach dem Ende des zweiten Weltkriegs lassen sich Harmonisierungsbestrebungen von Hochschulausbildung finden, worauf nach und nach Beschleunigungsphasen und ein gewisser Anpassungsdruck entstanden, die in den Bologna-Erklärungen ab 1998 mündeten. Der Vortrag machte mir außerdem Ähnlichkeiten mit der #unibrennt-Bewegung klarer: Es gab keine zentrale politische Steuerung des Netzwerks und man kann eher ein Nebeneinander als ein gemeinsames Miteinander bemerken. Wohl aber gab und gibt es funktionierendes Organisationsmanagement, Öffentlichkeitsarbeit und Berichtswesen.
Daran schloss sich mein Vortrag “Verwerfung, Emulation und Bemächtigung globaler Netzwerke. Bildungsprotest in Österreich” an. Im Manuskript ist mir vorhin ein Flüchtigkeitsfehler aufgefallen, der gar nicht so unpassend ist: Studienprotest. So gesehen eignet sich der Protest als Studienobjekt (das #unibrennt-Buchprojekt hat das bereits während der Proteste praktiziert) um etwas über gegenwärtige Hochschulpolitik zu lernen.
erhellend
Fehlermeldungen im Computerbereich lassen sich “aufklären”. An Aufklärung denkt man für gewöhnlich nicht dabei. Sagen wir, die folgende Geschichte sei “erhellend”. Es gibt Erfahrungen mit Störungsmeldungen, die kognitiv hilfreich (und unterhaltsam) sind.