Sternenkranz: Israel, Maria, Kirche, EU?

Warum hat die Europäische Flagge 12 Sterne? Die Anzahl der Mitglieder zu einer bestimmten Zeit spielt hier keine Rolle. Paul Lévi ist in einer Variante zu nennen. Der Belgier jüdischer Abstammung schwor sich, zum Katholizismus zu konvertieren, wenn er den zweiten Weltkrieg überlebte. Es kam so. Später begegnete er bei einem Spaziergang einer Statue Mariens mit dem Sternenkranz. Er war zu diesem Zeitpunkt, 1955, Leiter der Kulturabteilung des Europarates. So kommt also der Sternenkranz auf die Europäische Flagge. (Vgl. hier)

EDIT: Paul Lévi selbst hat bestritten, dass der Sternenkranz Marias eine Rolle gespielt hat (einen Zufall, den er erst später entdeckt hat) und stattdessen nur die Symbolik der 12 als Symbol der Perfektion und Vollständigkeit, die 12 Sternzeichen, die 12 Apostel, die 12 Söhne Jakobs, die 12 Stunden des Tagen, und die 12 Monate des Jahres eine Rolle gespielt haben.

Dieser Beitrag ist nur eine Randnotiz zum letzten Beitrag von Herbert Hrachovec.

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Herkunft und Zukunft


Keine Zukunft ohne Herkunft?! Das kann man a.) als hilfreiches Einleitungs-Motto für einen Lesungsabends nehmen, in dem die Lesungen über Herkunft handeln. Gleichzeitig wird es b.) für nationalistische Gedanken oder als Rechtfertigung zum Überhöhen “der Ahnen” verwendet:
a.) https://www.alte-schmiede.at/programm/2019-04-09-1900/
b.) https://andreasmoelzer.wordpress.com/…/keine-zukunft-ohne-…/

Raphaela Edelbauer’s Lesung eines Ausschnittes von ihrem Roman “Das flüssige Land” hat die Sache in der Form von Anti-Heimat auf den Punkt gebracht.

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If Libussa had a Blockchain

The hesitant Austrian writer Franz Grillparzer and his drama “Libussa” from 1848 inspired Herbert Hrachovec and Walter Seitter at the end of a podcast to diagnose contemporary democracies and the role of money. That diagnosis could benefit from a reference to recent developments in monetary systems by bitcoin and blockchain. And the other way around: The “elimination of middlemen” through cryptography and peer to peer networks is an idea that can benefit from hesitation.

 

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Near and Far: Floating Mao quotes

“What [Mao] wanted was an entirely joyless nation – without culture, without the presentation of human emotions, populated by a numb herd that automatically follows his orders. […] In this regard, Mao was more extreme than Hitler or Stalin, since Hitler allowed apolitical entertainment and Stalin appreciated and preserved the classics.” (translated by AK)
Jung Chang, Jon Halliday
(2005): Mao. Das Leben eines Mannes. Das Schicksal eines Volkes. Blessing, p. 637

“I think that Maoism is a creative shift in the whole history of thinking and in communist action[.]” (translated by AK)
Alain Badiou in: Alain Badiou, Jean-Claude Milner (2012): “Controverse. Dialogue sur la politique et la philosophe de notre temps”, p.22

Judgements of Mao Tse-Tungs contribution to (Chinese) history are still unstable. An event like the cultural revolution produced or attracted various convictions, interests, and emotions that induced narratives of Mao’s decisions, political ideas and personality. As an experiment, lets categorize them in two groups, based on the distance:

  • Some narratives are connected with direct and local effects of Maos political ideology: The main author of a popular Mao biography,  Jung Chang, was a teenager when she and her family (her father was a party official) were affected by the violence during the cultural revolution.
  • Other people have been affected from distance: french intellectuals like Simone de Beauvoir, Jean-Paul Sartre, and the young Alain Badiou related the “May’68” events in Paris to the cultural revolution, which was a source of inspiration and reference. In the case of Alain Badiou, he still relates Mao quotes with contemporary events, as you can see in an article about the events in turkey.

near and remote effects

The spectrum varies from Mao as scapegoat or monster (similarly evil as Stalin or Hitler) to Mao as wise and visionary superhero that created a model for organized revolutionary movements. Lets look at it in more detail…

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Wikis. Jenseits des Papierprinzips

The Wunderblock

“What else than a natural and mighty palimpsest is the human brain? Such a palimpsest is my brain; such a palimpsest, O reader! is yours. Everlasting layers of ideas, images, feelings, have fallen upon your brain softly as light. Each succession has seemed to bury all that went before. And yet in reality not one has been extinguished.” Thomas De Quincey – Suspiria de Profundis (1845)

Inhalte in Wikis sind weder in Stein gemeißelt noch verfliegen sie wie Schall & Rauch. In einer Diskussion nahm ich den Standpunkt ein, dass diese Zwischenposition eine Stärke für den Einsatz von Wikis in Betrieben ist: Situationen ändern sich und so das Wissen zu ihrer Bewältigung. Personen in einer (Zweck-)Gemeinschaft teilen ihre Erkenntnisse, indem sie gegebene Oberflächen für ihre Zwecke anpassen.

Ein alternativer Standpunkt ist: Weil Wikis weder “Fisch noch Vogel” sind, darum sind sie kein verlässlicher Bezugspunkt in einer sich ständig ändernden Umgebung. Sie fügen sich in die Betriebsamkeit ein, anstatt ihre Komplexität durch eine Verfestigung oder Verflüchtigung zu reduzieren. Überlegen wir an einem konkreten Fall…

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Genügend

Eine Lehre aus dem Film “Ich bin Sam” geht um die Frage nach der Beurteilung von Grenzen. Sam Dawson (gespielt von Sean Penn), ein geistig beschränkter Vater will das Jugendamt überzeugen, dass er gegeben seine Einschränkungen in der Lage ist, für sein Kind, die siebenjährige Lucy, zu sorgen. Die Mutter, eine Obdachlose, will weder mit Sam noch Lucy etwas zu tun haben. Lucy soll zu einer Adoptivfamilie, laut Jugendamt. Darum ein Rechtsstreit.

Auf dem Zeugenstuhl gesteht Sam aus Überforderung mit der Befragungssituation ein, dass er ohne Hilfe nicht für Lucy sorgen wird können. Sam scheitert im ersten Versuch, trotz Anwältin Rita Harrison (gespielt von Michelle Pfeifer), die in dem Ruf steht, niemals einen Fall zu verlieren. Für diesen Ruf hat sie das vernachlässigt, weswegen sie ihren “pro bono”-Mandanten Sam vertritt: Zeit mit dem eigenen Kind. Nach der richterlichen Niederlage möchte Sam aufgeben, besucht seine Tochter nicht bei der Gastfamilie, und schließt sich in der Wohnung ein:

(Download: Videoclip)

 

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Medienquartett

Zehn, neun, acht. Die Diskutanten zupfen Kleidung und Haar zurecht. Sieben, sechs. Das letzte Foto: Im Hintergrund pastellviolette Wände, davor vier Menschen, die um einen schlichten weißen Tisch sitzen. Auf einem Flachbildschirm daneben ist das Logo der neuen Sendung zu sehen. Fünf, vier. Der Moderator witzelt, die Nervosität bleibt. Drei, zwei, eins. Kamera läuft. Österreich hat sein erstes „Medienquartett“, eine medienkritische TVTalksendung. Aber nicht, wie seit Jahren versprochen, im ORF. Sondern im kleinen, nichtkommerziellen Wiener Fernsehsender Okto.

Alle vier Wochen möchte Okto sein neues Format ausstrahlen. Ab der zweiten Folge wird live gesendet. Den Kern der Diskussionsmannschaft bilden Falter -Chefredakteur und OktoVorstandsmitglied Armin Thurnher sowie Astrid Zimmermann, Generalsekretärin des Presseclubs Concordia, M-Media-Chef Simon Inou, Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich, sowie die Philosophen Herlinde Pauer-Studer und Herbert Hrachovec von der Universität Wien. Drei von ihnen sitzen bei der Sendung am Tisch, wechselnd leitet einer die Runde. Als vierter Diskutant zum Thema des Abends wird ein Gast geladen.

(Falter 41, 2011. Vera Bandion, Katharina Mittelstaedt)

Die Pressearbeit bei Okto TV funktioniert ausgezeichnet.

Die Qualität der Berichte ist unterschiedlich. Der Falter und Der Standard widersprechen einander teilweise. (Tipp: h.h. ist kein Didaktiker.) Überraschend ist auch, dass es für diese Fernsehsendung gerade einmal ein Szenenfoto zu geben scheint.

Festgefahren

“Eine männerfreie Gesellschaft ist möglich”

Das lese ich auf einem Plakat der Österreichischen Hochschülerschaft. Während einer von Studierenden selbst organisierten Lehrveranstaltung “Informatik und Geschlecht” haben wir darüber diskutiert. Wenn Sprechen Wirklichkeit schafft, praktiziert der Slogan nicht, was er – nach einer kurzen Überlegung – fordert.

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Organisation einer Universität, nur wie?

“Organisationsplan neu: Erwartet uns eine Re-Demokratisierung der Universität Wien?” war der Titel der gestrigen Podiumsdiskussion, in der die Ergebnisse der Evaluation des Organisationsplans sowie die Frage diskutiert werden sollten: Welche Konsequenzen haben diese Ergebnisse für die künftige Struktur unserer Universität?

Zur Zusammenfassung der Statements hier klicken.

Vielleicht war das Re- etwas irreführend, weil es die Hoffnung in der Vergangenheit sieht. Weitere Überlegungen nach dem Break.

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