Lechner Edi Reloaded?

Jura Soyfer‘s Stück Der Lechner Edi schaut ins Paradies” handelt davon, dass der arbeitslose Lechner Edi während der Wirtschaftskrise der 30er-Jahre auf einem Elektromotor von der Schuhfabrik seines ehemaligen Arbeitgebers zurück durch die Zeit fliegt, um den Schuldigen für seine Arbeitslosigkeit und Lebenssituation zu finden. Er gibt irgendwann die Suche auf und endet mit “Auf uns kommt es an!”.

Der nach Soyfer benannte Hörsaal in der Hofburg wurde am 14. April zu einem Schauspiel im Spannungsfeld zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und politischer Repräsentation. Man wurde – neben Polizeipräsenz – mit folgendem Aushang konfrontiert:

Die Meldung stammt von protestierenden Studierenden (Initiatorin war die Basisgruppe Thewi), die das vom Taschentuchhersteller Feh finanzierte Projektseminar als Beispiel einer Grenzüberschreitung sehen, die kritische Wissenschaft verhindert. Die Uni-brennt-Website berichtet davon im Rahmen einer in Paris beschlossenen “Spring of Resistance”, in der es um “PRO Bildung und CONTRA neoliberaler Bildungspolitik” gehen soll.

Das Ziel der Blockveranstaltung ist die Entwicklung eines Werbespot-Konzepts für Taschentücher. Zusätzlich und unabhängig von der Zeugnisausstellung – so betont der Lehrveranstaltungsleiter und gleichzeitiger Studienprogrammleiter der Theater-, Film- und Medienwissenschaften in seiner Stellungnahme zu den Protesten, ist die Teilnahme an einem Ideenwettbewerb möglich. Sowohl die Stellungnahme des LV-Leiters als auch die Ankündigung der Protestaktion ist übrigens nicht mehr verfügbar. Hier ist beides archiviert.

Lokal, im Diskussionsforum der Bagru Thewi äußert sich Unmut von Studierenden der Theaterwissenschaften, die sich auf praktische Problemstellungen im geisteswissenschaftlichen Studium freuen bzw. auf die Abhaltung der Lehrveranstaltung angewiesen sind, da Seminarplätze knapp sind. Die Protestaktion ist also umstritten in der Studierendenschaft.

Zusammengenommen, die Mittel und Argumente des Protests und des zu vernehmenden Gegenprotests im Forum, bringen für mich Ratlosigkeit. Die gesellschaftliche Situation, führte und führt zu einer Umstrukturierung der Universitäten:

  • Einwerbung von Drittmittel, Finanzierung und Mitwirkung an Lehrveranstaltungen von Unternehmen sowie Stiftungsprofessuren bedrohen den Ruf interessenloser Wissenschaft (wie immer adäquat dieser Ruf jemals war).
  • Strukturierte Studien, europäische Homogenisierung und Employability bedrohen den Ruf der freien Wissensaneignung (wie immer adäquat und sinnvoll dieser Ruf jemals war, siehe ein Beitrag von E.Nemeth nach den Protesten von 1996: Insitutionalisierte Illusionen).

Für mich ist noch nicht klar, wie man damit umgeht.

Doch der Lechner Edi muss das verdächtigte Objekt, dem er instinktiv die Schuld an seiner Lage gab, einspannen, um nach einer Antwort zu suchen und seine Hoffnungslosigkeit – zumindest die grundsätzliche – zu überwinden.

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Es handelt sich um ein praktisch orientiertes Forschungsseminar. Im Zentrum steht die Entwicklung und Konzepterstellung für einen Werbespot und die Frage, wie ein Alltags-Produkt als Requisite ins Zentrum der Aufmerksamkeit des Publikums gelangen kann.

Vorbereitung für das erste Plenum:
1. Sammeln und notieren sie Beispiele von Filmszenen, in denen Taschentücher eine wichtige Rolle spielen (im Bild/im Dialog)
2. Suchen Sie Filmszenen in Hollywoodblockbustern der letzten 10 Jahre, in denen sich ein Taschentuch als Schlüsselelement einsetzen ließe.

Beispiele unter: www.feh.at (“Geschichte”)

Pressespiegel: http://www.thewi.at/phpbb/viewtopic.php?t=23158

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