Telefonat

Vergangene Woche, beim Kongreß der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie in Salzburg, gab es eine kuriose Premiere.

Ich hatte ein Workshop über “Medienphilosophie” angekündigt und zeigte den Vorspann zu einer ORF2-Sendung, die Ende Jänner gelaufen war. “Ein Gott für alle Menschen” mit Robert Spaemann, Peter Strasser und Ernst Tugendhat. Eine genaue Analyse dieser Einleitung macht deutlich, welche simplen Visualisierungsmechanismen im Fernsehen offenbar als nötig angesehen werden. Götzenbilder, Feuer, Rauch, alles kunstvoll durch eine Computeranimation umrahmt. Mein Kommentar hob einige Gemeinplätze hervor.

Ein Teilnehmer des Workshops war Josef Mitterer aus Klagenfurt. Er zückte sein Mobiltelefon — und rief einen der Sendungsmacher an. Ein neuer Zugang zur Bestätigung von Interpretationen! Und der Versuch fiel noch aus einem anderen Grund eindrucksvoll aus. Als der Kontaktierte nach 10 Minuten zurückrief stellte sich heraus, daß er sich gerade in London auf einem Rundgang durch die Tate Modern befand.

Konfusion

Ein kleines Beispiel für die konfuse Situation, in der sich die Universität Wien hinsiichtlich des Organisationsplans befindet.

Die on-line Universitätszeitung bringt einen Beitrag zur Sitzung des Rates vom letzten Freitag. Darin wird referiert, daß deutliche xC4nderungen eingemahnt werden. Dann wird hinzugefügt, daß eine Entscheidung des Rates “frühestens Mitte Februar” fallen soll. Wer hat denn das geschrieben?

Der Rektor ist eben für eine Woche nach China gefahren. Er muß den Plan an entscheidenden Punkten neu ausarbeiten. Das dauert sicher noch, selbst wenn er das alles selber schreibt, was nach den bisherigen Vorgängen nicht anzunehmen ist. Wie wird er in zwei Wochen die Frage der Fakultäten, der Binnenstruktur und der Mitberatung auf Fakultätsebene lösen? Und der Rat kann ja auch nicht von heute auf morgen einberufen werden. In Summe eine sonderbare Verlautbarung.

Der ORF bringt einen Bericht

Der ORF bringt einen Bericht Über die Aussendung von Max Kothbauer, betreffend die gestrige Sitzung des Universitätsrates.

Der Rat empfiehlt eine deutliche Verringerung der vorgesehenen Fakultäten, die Klärung des Verhältnisses der Fakultäten zur Studienorganisation, nähere Festlegungen zur Binnenstruktur und beratende Gremien wenigstens auf Fakultätsebene.

Es scheint, als ob der vorgelegte Organisationsplan ziemlich kritisiert worden sei. Und damit die ganze Politik, die der Rektor im letzten halben Jahr verfolgt hat.

Im Modell der “Großwesire” sollten Vertrauenspersonen des Rektors Fakultäten ohne nennenswerte Gliederung Übernehmen. Die dafür erforderliche Zerlegungsarbeit hat uns die letzten Monate beschäftigt. Das wird wohl revidiert werden müssen. Man kann gespannt sein, was sich die Universitätsleitung jetzt einfallen läßt.

Daß der Rat, bestehend aus Nichtmitgliedern der Universität, eine solche Linie verfolgt, während der Senat dem Entwurf des Rektors (halbherzig) zugestimmt hat, sagt auch etwas Über unsere Betriebskollegen.

Über Boten

Gestern gab es am Institut im Rahmen des Berufungsverfahrens zur Prefessur “Erkenntnistheorie und Philosophie digitaler Medien” einen Vortrag von Sybille Krämer, FU Berlin -mit einer netten Pointe. Frau Krämer wußte nicht, daß es um die Nachfolge von Hans-Dieter Bahr ging und bezog sich explizit auf einen seiner Vorschläge zur Medienphilosophie.

Bahr Überlegt, das Thema vom Motiv des Boten aus zu diskutieren. Also in Abhebung vom Sender/Empfänger-Modell, mit Hilfe eines viel älteren Vorbilds der InformationsÜbertragung. Wichtig war für S. Krämer unter anderem, daß Boten sich in zwei Welten aufhalten, aktuell gesagt: in einem hybriden Bereich. Sie müssen die Mitteilung von der Ausgangssituation in die Zielsituation vermitteln.

Das ist – aus meinem Blickwinkel – die Aufgabe der xDCbersetzerin. Ein Vorteil dieses Ansatzes wäre, daß man (mit Quine und Davidson) eine analytische Theorie des xDCbersetzens hat, während man an die Botschaft, welche der Bote (m/w) Überbringt, nicht recht herankommt.

Medizinstudium

Im xA7 54 des Universitätsorganisationsgesetzes wird aufgezählt, welche Studien in Österreich betrieben werden können. Dabei fehlt die Medizin. Vor lauter Begeisterung darüber, daß man neue Medizinuniversitäten schafft, hat man vergessen, ihnen ein Studium zuzuordnen.

Dafür gibt es (in der Erläuterung) eine Klausel, nach der die Universitäten ihre bisherigen Studienangebote weiterführen können. Für die Medizinerinnen ist also gesorgt. Die Universität Wien hat weiter das Recht, eine entsprechende Ausbildung anzubieten.

Aggression

Die für gestern angesetzte Diskussion mit Broukal, Höllinger, Winckler u.a. im Campus ist von einer Gruppe von Studierenden durch heftiges Klatschen, Trommeln und Lärmerzeugung verhindert worden. Rektor Winckler und Sigurd Höllinger wurden Torten ins Gesicht geworfen.

Ich würde mir gerne ersparen, darüber etwas zu schreiben. Aber das ist zu einfach. In einer solchen Situation ist man schmerzlich mit der Hohlheit der zur Verfügung stehenden Phrasen konfrontiert.

Die gestrige Aussendung der ÖH zur Besetzung des Senatssaals schien mir nicht unbedenklich. Sie verschweigt den eigenen Interventionsplan und ersetzte ihn durch eine Beschreibung des spontanen Protests frustrierter Kommilitonen. Das Verhältnis zwischen vorbereiteter Aktion und vor Ort entstehender Aggression bleibt ungeklärt. So auch im vorliegenden Fall. Einerseits sollte die Veranstaltung gestört werden (VSStÖ), andererseits will niemand etwas mit der Torte zu tun haben.

Die xDCbertretung von Gesetzen (und Regeln des Anstands) ist in manchen Fällen aus sachlichen Gründen kaum zu vermeiden. Das läßt sich darstellen und ansatzweise argumentativ behandeln. Unakzeptabel finde ich, sich nicht darüber Rechenschaft zu geben, welche Verletzungen und Gegen-Aggressionen auf diese Weise erzeugt werden. Also die Verantwortung, die der eigene Gesetzesbruch bedeutet, auf andere zu schieben.

h.h.

Innovation?

EIne Vignette zur Innovation in den neuen Entscheidungsstrukturen. Am Institut für Philosophie wird eine Professur “Erkenntnistheorie und Philosophie der neuen Medien” besetzt. Vergangene Woche fanden Bewerbungsvorträge statt.

Aufschlußreich war die Reaktion der Kommissionsmitglieder auf den Vortrag einer Philosophin, die einiges zu Raymondus Lullus und Leibniz, aber kaum etwas Über die Problemlage der gegenwärtigen Medien ausführte und Überdies die These vertrat, daß Philosophie jedenfalls der Beschäftigung mit den spezifischen Medien Übergeordnet sei.

Während die Studierenden und andere Kommissionsmitglieder, die zudem die eingereichten Unterlagen studiert hatten, die Kandidatin für nicht akzeptabel hielten, wurde sie von Professorenseite sehr freundlich aufgenommen. Gälte für diese Kommssion bereits die Neuregelung, so würde die Stelle vermutlich mit einer Professorin gegen Medien besetzt.

Lehraufträge 2004/05

Um diese Zeit im Jahr ist früher beraten und entschieden worden, wer im nächsten Studienjahr Lehraufträge erhält. In den letzten beiden Jahren ist im Institut für Philosophie ein Übersichtliches Verfahren eingehalten worden. Die Studienkommission erhob den Bedarf und schrieb – daran orientiert – die Stunden aus. Die Anträge wurden geprüft und (mit mehr oder weniger Objektivität) ausgewertet.

Nichts davon diesmal. Es gibt kein Budget, keine Studienkommission, keine verantwortlichen Personen. Aushilfsweise haben zwei Kolleginnen (m/f) die Abwicklung der Prüfungsagenden Übernommen, aber sie sind nicht befugt, Lehrauftragsstunden zu vergeben. Gleichzeitig herrscht verständliche Unruhe bei den Kolleginnen (m/f), die bisher einen Lehrauftrag hatten.

De facto wird damit der Lobbyismus gestärkt. Ohne Planungssicherheit ist keine Ausschreibung vertretbar und ohne Ausschreibung versucht jede (m/f) wie sie kann zum Ziel zu kommen.

Von gestern abend

Die Studierenden wollten heute nachmittags das Rektorat A besetzen. Für
morgen um 9 Uhr war eine Pressekonferenz vom Schreibtisch des Rektors aus
organisiert. Das Rektorat sperrte die Zugänge, darauf wurde die Türe zum
Vorraum des Sitzungssaales eingetreten, der Senat zog sich ins Rektorat A
zurück und die Studierenden zogen in den Senatssitzungssaal ein. Sie
besetzten auch das Rektorat B.

Schätzungsweise 300-400 Studierende kampieren zur Zeit im Sitzungssaal und
diskutieren Über die weitere Vorgangsweise. Die Polizei ist mit ca 30.
Mannschaftswägen aufgefahren, bleibt aber Überwiegend im Hintergrund.
Ca. 20 Beamte und Beamtinnen halten sich auf dem Gang vor der
Universitätsbibliothek auf.

Die Studierenden planen, die Nacht im Sitzungssaal zu verbringen, und
morgen früh eine Pressekonferenz abzuhalten. Auch beim morgen nachmittags
stattfindende Universitätsrat und das Treffen des Alumniverbandes soll
interveniert werden.

Drittmittelprojekte

Das Geld für Drittmittelprojekte, sofern es bisher durch Institute und Fakultäten verwaltet worden ist, mußte im Rahmen der Gesetzesänderung an ein vom Rektorat angegebenes Konto gezahlt werden. In meinem speziellen Fall ist die Dame, die das veranlaßt hat krank, ich habe also keine Ahnung, wohin das Geld überwiesen ist und mit wem ich darüber sprechen könnte.