Die Anwesenheit der Abwesenheit

Es gibt eine, im Moment sehr populäre, Koch- und Esskultur. Weniger verbreitet ist die Fastenkultur, obwohl auch dafür Expertinnenkurse angeboten werden. Ähnlich steht es mit “sein” und “nein”. Ontologien sind beliebt, aber die Aufmerksamkeit auf die Subtilitäten der Verneinung ist gering. Vor einiger Zeit hörte ich im Radio:

Denken Sie an die fehlenden Kinderbetreuungseinrichtungen, die wir haben.

Ein Kindergarten ist halbwegs gut definiert. Er läßt sich errichten und besuchen. Dagegen ist schwer zu sagen, was speziell fehlt, solange niemand auf die Idee eines Kindergartens gekommen ist. Die Lösung liegt auf der Hand, sobald man über den Begriff verfügt: eben ein Kindergarten. Kein Kindergarten lautet die Beschwerde. Das Problem damit ist ebenfalls offenbar: um so präzis zu sein, braucht man die Bestimmtheit des Kindergartens.

Die Beschwerde hängt an der Vorgabe des Gegenstands, dessen Fehlen die Wortmeldung gilt. Und schnell wird daraus ein “Gegenstand”, den jemand “hat”, obwohl es ihn nicht gibt.

Jon Stewart spielt den Umstand in seiner “Daily Show” vom 13.12. an einem politischen Beispiel durch. Ein Familienverband in Florida protestierte, weil ein öffentlicher Sender den Alltag von Muslims nicht als terroristisch dargestellt hat.

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