Window Dressing – Fragmente

.. oder geht es doch um Graphical User Interface (GUI)-Design? Etwas kann legal sein (z.B.  auf Grund der Sprache und seiner syntaktischen Regeln implementierbar), doch man wird keinen Button erstellen, wenn dahinter keine oder nicht die versprochene Funktionalität steckt.

Den Button kann man als User ausprobieren; obwohl man nie so genau weiß, was die Programmlogik neben der Modifikation der Fenster mit diesem Klick tut. Meist ist einem das aber egal, solange das Fenster die Bedürfnisse befriedigt und solange nicht unerwünschte Details vom Quellcode bekannt werden.

Würde man in einem anderen Kontext von einem  Bezug auf Tatsachenwahrheiten sprechen? Wie hoch der Gewinn eines Unternehmens in einem Jahr war, gibt die Pressesprecherin bekannt, die einen Teil des “Quellcodes” kennt. Sie hat eine wichtige Vermittlungsrolle inne zwischen Unternehmenstätigkeit und interessierter Öffentlichkeit; einerseits um zu informieren und andererseits um die Informationen nach privaten Interessen zu arrangieren, die die Konsequenzen der preisgegebenen Informationen abschätzen und zu ihren Gunsten zu beinflussen trachten. Ihr Arbeitsplatz hängt zunächst eher an den Akteuren der privaten Interessen.

Und Ethik ist auf vielfältige Weise in dieser Spannung relevant, das wurde auch beim GUI-Design bemerkt.

Wenn man Hannah Arendt glaubt, muss man fürs professionelle Philosophieren stets außerhalb solcher politischer Rollen stehen, um die Wahrheit glaubwürdig sagen zu können. Dabei geht es aber um Vernunftwahrheiten:

Platos Wahrheit handelt prinzipiell und primär von göttlichen Dingen und wird erst in abgeleiteter Form auf menschliche Angelegenheiten, auf den Bereich des Politischen angewandt […] Wenn Vernunftwahrheiten sich in das Feld der Meinungen und des Meinungsstreits begeben, werden auch sie zu bloßen Meinungen[…]; sie haben ihr Wesen geändert, und dementsprechend hat auch der, der sie vertritt, seine menschliche Existenzweise geändert. Der Philosoph, der in die Öffentlichkeit eingreifen will, ist kein Philosoph mehr, sondern ein Politiker; er will nicht mehr nur Wahrheit, sondern Macht. […] Ganz anders steht es mit der Tatsachenwahrheit und ihren Verkündern. Sie handelt ihrem Wesen nach von rein menschlichen Dingen, betrifft Ereignisse und Umstände, in die viele Menschen verwickelt sind, und ist abhängig davon, daß Menschen Zeugnis ablegen; selbst wenn es sich um rein ‘private’ Tatbestände handelt, macht sich ihre Wirklichkeit erst geltend, wenn sie bezeugt und Gegenstand einer Kundgebung geworden sind.

Das schließt nicht aus sondern macht gerade darauf aufmerksam, dass man sich in beiden Rollen finden kann.

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