versichern

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Am 26.2.2014 erhalte ich von meiner Bank die folgende Mitteilung:

Betreff: s Kreditkarten Information
Liebe netbanking Kundin, lieber netbanking Kunde,
Sie haben sich vor einiger Zeit über Ihr netbanking für „Sicher online bezahlen mit s Kreditkarten“ angemeldet und profitieren dadurch von einem weltweit gültigen Zusatzservice für sicheres Bezahlen im Internet.
Jetzt bietet Ihnen dieses Service noch mehr Sicherheit.
Wie? Durch die Bestätigung Ihrer Zahlung mit einem 6-stelligen SecureCode, den wir Ihnen auf Ihr Handy zusenden. Der SecureCode via SMS ersetzt das bisherige Passwort.
„Sicher online bezahlen mit s Kreditkarten“ ist ab 26.2.2014 nur mehr mit dem SecureCode möglich!
Damit Ihnen das Service „Sicher online bezahlen“ weiterhin zur Verfügung steht, ist es daher notwendig, dass Sie sich neu registrieren. 
Wie das geht, erfahren Sie auf unserer Homepage.
Registrieren Sie sich jetzt und Sie nutzen schon ab Ihrer nächsten Online-Zahlung noch mehr Sicherheit.

 

Der Tag der Verständigung ist zugleich der Tag des Inkrafttretens der neuen Regelung. Die zusätzliche Sicherungsfunktion steht nurmehr bei einer Neuregistrierung zur Verfügung. Nach einer Lesart heißt das: ohne Registrierung steht die Funktion nicht mehr zur Verfügung, also tritt der vorhergehende Zustand ein. Die Zahlungen werden somit nicht mehr extra gesichert.

 

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“Majorité Opprimée”

Nestroy als Knieriem
Nestroy als Knieriem

 

Ein Kommentar anlässlich der vergangenen Beiträge zu Miley Cyrus’ “Wrecking Ball” war, dass man auch etwas über weniger aufreizende Videos auf youtube schreiben könnte, z.B. über Eleonore Pourriats “Majorité Opprimée“. Aus einer mailing list:

der spot war enorm erfolgreich, aber er ist leider nicht so gut wie er
sein möchte. eine gute kritik findet sich hier:
http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/feb/13/feminism-france-islam-majorite-opprimee-racism

Die Aufgabe war also, über einen top-hit-clip zu schreiben, in dem Frauen nicht aus dem Fitnessstudio zur Mauerzertrümmerung übergehen, sondern Männern das Messer ansetzen. Hier eine Lösung.

 

 

entschieden zu kurz geh’n

Philosophie und Journalismus haben dies gemeinsam: Sie gleichen den Mangel an Detailwissen gerne mit kategorischen Behauptungen aus. Aber sie können auch anders. Isolde Charim nimmt im Standard das Projekt Mariahilferstraße zum Anlass einer philosophischen Skizze. Ihre Überlegungen kurz gefasst: Deregulierung schafft Ordnung.

Der Text ist eng geführt und gut argumentiert. Im Fall der “Begegnungszone” führt der Verzicht auf Verkehrsvorschriften dazu, dass sich das Verhalten der Verkehrsteilnehmerinnen ohne Staatsmacht aufeinander einpendelt. Ein interessanter Aspekt, der zusammenfassend ohne Wenn und Aber formuliert wird:

Das ist die “unsichtbare Hand” der Begegnungszone, die die Egoismen der Einzelnen zu einem großen, funktionierenden Ganzen verbindet. Ganz ohne Moral. Die Selbsterhaltung widerlegt Hobbes: Jenseits der alles regulierenden Autorität liegt nicht das Chaos, sondern der “shared space”.

Auf dem Papier fein geschliffene Pointen sind lustvoll. In diesem Fall vergeht der Spaß allerdings, sobald man näher hinsieht. Nach Isolde Charims These könnte man auch die freie Wahl des Sitzplatzes im Kino als eine Errungenschaft der unsichtbaren Hand herausstellen. Es braucht keine Nummern, die Besucherinnen wählen ihre Plätze selbst. — Vorausgesetzt am Eingang steht eine Ordnungshüterin, die nur bestimmte Personen einläßt.

Kann es der Kolumnistin entgangen sein, dass rechts und links von der Mariahilferstraße eine “alles regulierende Autorität” eingegriffen hat, ohne welche sich der Freiraum nicht ergäbe?

 

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Es ist auch keine unsichtbare Hand, welche die Idylle des autofreien grünen Paradieses gezeichnet hat, die entsteht, wenn der Busverkehr umgeleitet wird. Von diesen Un-Orten fertigte das städtische Planungsbüro keine schönen Bilder an.

 

Philosophie und guter Journalismus sind darin vergleichbar: Sie behalten im Blick, was die Autoritäten vertuschen.

 

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auf der Kugel baumeln

Kabale und Liebe, Schauspielhaus Köln
Kabale und Liebe, Schauspielhaus Köln
  • “Das passt zu Solbergs Idee, Luises verhängnisvollen Brief als Video zu inszenieren, das wiederum das berühmte Musikvideo zu Miley Cyrus’ “Wrecking Ball” auf überraschend prüde Weise zitiert.” 1
  • “Bei Schiller schrieb sie dazu den erzwungenen Brief an Ferdinands angeblichen Nebenbuhler. Solberg aber lässt Luise ein Filmchen drehen, auf dem sie sich wie Miley Cyrus im Musikvideo “Wrecking Ball” lasziv auf der Abrissbirne räkelt.” 2
  • “Auf dem Feuerlöscher, aus dem ein verzweifelter Ferdinand Luise bespritzt steht Capitalism – der Schriftzug erinnert an Coca Cola (damit wurde Luise zuvor eingenässt).” 3
  • “Eine phantastische Premiere, ein großartiger Theaterabend! Mal wieder ein begeisterndes Ensemble, welches textsicher (auch das sei mal bemerkt!) mit seiner Präsenz den Spagat schafft, ein zutiefst menschliches – und nach wie vor (immer) aktuelles – Thema mit Schillerscher Sprache und hochaktueller Zitaten in einer sensationellen medialen Bühnenlandschaft (!) auf den harten Boden der Depot-Spielstätten bringt! DANKE !!!” 4

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The River Told Me

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Here is a little known terrible Heidegger quote from 1943, to be found in his “Elucidations of Hölderlin’s Poetry”. He ist talking about the German soldiers fighting in the East and dying in Stalingrad:

“… are not the sons of the homeland, who though far distant from its soil, still gaze into the gaiety of the homeland shining toward them, and devote and sacrifice their life for the still reserved find, are not these sons of the homeland the poet’s closest kin?“
(Elucidations, p. 48)

“Ihr Leben verwenden … und im Opfergang verschwenden”. It can hardly get worse.

I gave a talk focussing on Heidegger’s treatment of Hölderlin’s hymn “Der Ister” in Brno, Czech Republic. Here are the slides and the audio recording.

give me a break

The Virtues of Openness: Education, Science, and Scholarship in the Digital Age von Michael A. Peters und Peter Roberts ist kein gutes Buch. Das konnte ich schon auf Seite 38 sagen. Das Kapitel über “Open Scientific Communication” bietet einen Verschnitt zahlreicher für “Offenheit” einschlägiger Trendleader und Kapitel 2 “The Philosophy of Open Science” reiht Bergson, Popper, Soros, Kuhn und Wittgenstgein aneinander. Das kann nichts werden. Dann, auf Seite 39, antizipiert Wittgenstein das Internet:

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Während des Umblätterns der Gedanke “So ein Käse, bin gespannt, ob sie da jemanden zitieren –

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einen Moment bitte

Vor fünf Jahren ist Jörg Haider tödlich verunglückt. Für ihn wurde plakatiert: “Er hat euch nie belogen.” Was für ein Unsinn, jedoch mit keckem, frischem Aussehen unterlegt. Der Zwiespalt geriet ins Zentrum der politischen Auseinandersetzung. Ausschlaggebend waren weniger Tatsachen – davon gibt es immer zu viele. Sondern der Effekt einer Person. Die Mediengesellschaft hat ihre eigenen Gesetze. Sie belohnt Neuheit, Aufmüpfigkeit, Schlagfertigkeit.

Vorgestern sah ich mir Jon Stewarts “Daily Show” vom 8. Oktober an. Mit dem Namen Malala Yousafzai verband ich nichts mehr, obwohl bald klar wurde, dass es sich um das pakistanische Mädchen handelte, das wegen seines Eintretens für die Erziehung von Mädchen und Frauen von einem Talib angeschossen und lebensgefährlich verletzt worden war. Das Ereignis ging, wie man sagt, “durch die Medien”.

 

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Neu, aufmüpfig, schlagfertig? In gewissem Sinn trifft das alles auch auf Malala Yousafzai zu. Ihr Aussehen sprengt der gewohnten Rahmen, “aufmüpfig” ist ein Hilfsausdruck für ihre Tätigkeit, ihre Argumente kommen rasch und treffend. Was soll man sagen? Dass das Auftreten der beiden Personen nichts miteinander zu tun hat? Oder dass es, in dem Moment, in dem es bei den Massen ankommt, denselben Gesetzlichkeiten unterliegt?

Beides ist korrekt. Die Aufgabe besteht darin, die eine Behauptung nicht mit der anderen kaputt zu machen. Der Moment, in dem die Welt rund um mich stillsteht, wird von den nachfolgenden Momenten abgelöst. Aber sie ist stillgestanden. Ich erinnere mich genau.

 

Radieschen

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Statt des üblichen Gummiringerls werden die Radischen mit einer Schlaufe zusammengehalten, an der, verdeckt von grünem Blätterwerk, ein Etikett angebracht ist. Es bescheinigt den kleinen roten Knollen die Herkunft aus der Heimat. Österreichische Bauern haben sie geerntet, ihr (?) sozialer Standard ist kontrolliert. So wie Milch und Schweinefleisch ist jetzt auch das unscheinbare Gemüse mit einem Gütesiegel ausgerüstet.

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