Das mitten-im-Sommer Philosophie Symposium?

Das jährliche internationale Wittgenstein Symposium in Kirchberg am Wechsel steht seit langem unter einer allgemeinen Vorgabe, die nicht mit Wittgenstein zu tun haben muss. Dem Philosophen ist eine Sektion gewidmet, die anderen ergeben sich aus dem Rahmenthema. Diese Entwicklung ist verständlich, denn es ist praktisch unmöglich, ein derart ambitioniertes, wohldotiertes Treffen im Jahresabstand ausschließlich auf den Namensgeber zu fokussieren.

In diesem Jahr geht es schwerpunktmäßig um Ethik und Gesellschaft, mit einer Reihe interessanter Referentinnen. In der Ankündigung der Sektionen haben die Verantwortlichen einen locker flockigen Stil gewählt:

The symposium will be held from August 5th through 11th, 2012, in Kirchberg am Wechsel, Austria. Contributions may address this year’s general topic: “Ethics – Society – Politics”, and/or all aspects of the philosophy, work and life of Ludwig Wittgenstein.

Sections:
1. Wittgenstein
2. Living – Healing – Dying
3. Justice – Society – Economy
4. Power – Ethics – Politics
5. Humanity – Nature – Technology
6. History – Concepts – Theories
7. Knowledge – Truth – Science

Man fragt sich schon, ob das die neue Form des flächendeckenden Universalitätsanspruchs der Disziplin ist. Sie präsentiert sich als Triaden vage assoziierter Substantiva. Interessant, was sich sonst in dieser Weise verbindet. Hier ein Ergebnis für das erste Trio.

Prayers for Healing, Living & Dying

Die Präsentation der Präsentation

Alain Badiou beginnt sein Buch “Sein und Ereignis” mit der Skizze eines zentralen ontologischen Problems. Das Sein zeigt sich — in der Welt, die aus Seiendem besteht. Es kann sich dort nicht selber zeigen, denn es ist einzigartig. Was ist dann Seiendes? Wie kommt das Eine zum Vielen und das Viele zur Einheit?

Eine Bedingung, die Badiou zur Lösung dieses Dilemmas angibt, ist resolut egalitär. Die Ontologie, die solche Fragen stellt, ist eine Situation, darin hat sie keinen Vorsprung vor allen anderen Situationen, in denen wir uns befinden. Mit diesen Festlegungen eröffnet er das Feld für weitreichende mathematische Spekulationen.

Man kann sich dem Problem mit Hilfe eines Experimentalfilms von Peter Kubelka annähern.
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Die Folie als Folie

Im Rahmen von der Vorstellung von W.Coy: PowerPoint. Macht und Einfluss eines Präsentationsprogramms ist mir ein Lehrveranstaltungblock von vor ein paar Wochen aus der Technichen Universität in Erinnerung gekommen.

Es wurde der Effekt ausgenutzt, dass die Beleuchtungsstärke des Beamers geringer ist als die des Overhead-Projektors. Die Power-Point-Folien bildeten, wie sich auch aus der Ethymologie herauslesen lässt, tatsächlich den Hintergrund (es standen Axiome und Schlussregeln drauf). Sie schimmerte uns etwas verblasst entgegen, während der Dozent auf der leeren Overhead-Folie einen Beweis demonstrierte, wobei er die Folie als Folie für seinen Beweis verwendete und sich während dem Schreiben darauf bezog.

folie

Bitte auch den Disclaimer beachten. Ein Sinn der Abbilder wird erst im Rahmen einer bestimmten Situation heraus deutlich.

Mit der Kombination von vorbereiteten Folien und geführten Beispielen kommt man bei der Vermittlung mancher Themen schon recht weit.

Ob das ästhetisch ist, bin ich mir aber nicht sicher.