We want to hear your opinion

Als Teil des gesamteuropäischen Initiative EURAXESS – Researchers in Motion (http://ec.europa.eu/euraxess/) bietet das österreichische Netzwerk umfassende Informationen für Forscher/innen und Wissenschafter/innen aus dem In- und Ausland. Ansprechpartner/innen des Netzwerkes sind am österreichischen Forschermobilitätsportal, dem “Researcher’s Mobility Portal Austria” (www.euraxess.at), zu finden. Im Rahmen dieser Informationsplattform können mobile Forschende aller Alters- und Karrierestufen (Studierende, Nachwuchsforschende, erfahrene Forschende) zusätzlich Informationen über rechtliche, kulturelle und administrative Belange sowie Informationen zur Forschungslandschaft von 30 anderen europäischen Ländern finden.

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Es ist doch schön, wenn man gehört wird:

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Ein hermeneutischer Durchbruch

gelang kürzlich dem französischen Philosophiestudenten Olivier Morin, seines Zeichens selbsternannter »Gossiper – Deconstructionist«, der sich auch gleich bemüßigt fühlte, die Ergebnisse seiner Studien in einer entsprechenden Facebook-Gruppe kundzutun.

Die »Paris Hilton & Jacques Derrida Appreciation Society« hat sich der eingehenden Untersuchung dieser beiden Denker verschrieben und präsentiert bereits erste Ergebnisse.

Das mission statement liest sich dann wie folgt:

This group gathers all the devotees of Paris Hilton and Jacques Derrida. For reasons that have nothing to do with Philosophy (and more to do with the advocates of Ms. Hilton), the obvious common grounds between the thought of Hilton and that of Derrida were systematically avoided by students of both thinkers. The platonic love affair they had in 1997 in New York, and the ensuing epistolary relationship, was also completely ignored until recently.

We expect that our exploration of the Paris/Jacques connection will be an hermeneutical breakthrough, one comparable to the discovery of the Arendt/Heidegger relationship. Philosophy will be changed for ever.

Our group wants to:
1) explore the reciprocal influence between the works of Hilton and that of Derrida.

2) Publish, translate and comment the voluminous correspondence the two geniuses had from 1997 to 2004. The éditions Galilée in Paris already announced that they would publish some excerpts, under the title “H./D. – rencontre(s)?”.

3) Gather funds in order to counter-sue the advocates of Ms. Hilton.

Und damit nicht genug, lässt Ms Morin auch gleich die ersten beiden Schriften des geheimen Briefwechsels folgen:

New York, 11/6/1997

Jacques,

I can’t believe it!! you just left. I feel really really REALLY alone now. I miss the discussion and all the talking about stuff and I can’t believe it coz everything you say is just like – WOW!!!! you know. Like really, really deep and all!
But anyway I think it is better you left coz daddy was getting all upset about you calling him a precartesian and I know you meant it as a compliment but anyway what can I say? he’s my daddy so it is better for us not to get around each other even if u know that U ARE like MY N°2 LOVE OF MY LIFE I say n°2 coz n°1 is Floffy my teddy bear but really if you forget Floffy you’re n°1.
I’m like really sad you know and I can’t wait to read your stuff except keep it short pliz coz I’m not gonna be able to read long letters with all the books you gave me.
LOVE and BIG KISSES MY JACQUES FOR EVER
XXXXXXXXXXXX
Paris

Paris, 13/6/1997

Dear Paris,

How ironic (ironic and iconic at the same time, the irony being embedded in the iconicity) that I should be writing to you precisely from the city that bears your name, so that your absence from Paris seems written on every wall in the city (I mean, not exactly written, but un-written by the very gesture of your not being there). Similarly, your whole name spells your absence from the city I’m in. I find myself calling your name at the city, as though reproaching Paris not to be in Paris (and of course you realize that in this sentence you can have any of the two Paris refer to you, or to the town: Paris disappeared from herself, and consequently, Paris is not included in Paris.. “Rome n’est plus dans Rome, elle est toute où je suis…” etc.)

That’s what makes you and Paris icons of absence and loss, as though you were the place where things disappear. And indeed, I find something of this absence in your character. This way of being not-completely-there, gone to a place where no one can find you. As though you were staying at your own private place. In french, we have a word for that, which is “demeurée”; you can’t translate it of course, but being demeuré is staying at a place of one’s own, indifferent to the place where you really are. My dear Paris, my love, in Paris I find that you are both my demeurée (because you stood in NY while I was travelling away), my demeure (which means my home) and my deep loss.

Please receive a trace of my love that has to stay in the questionable “here” of Paris/Paris.

Jacques

So schön kann Un-sinn (?) sein!

einfach nicht aufgeklärt

In einem FAZ-Interview berichtet Marianne Brün, die Tochter des Regisseurs Fritz Kortner:

Über manche Sachen wurde ich einfach nicht aufgeklärt, zum Beispiel darüber, dass es heute noch Religionen gibt.

Am selben Tag schreibt Wolfgang Müller-Funk im “Standard”
über Religionsfreiheit

Ein kurzer Seitenblick in soziologische, kulturwissenschaftliche und philosophische Publikationen zeigt, dass vom Tod der Religion nicht die Rede sein kann. Die Totgeglaubte gibt kräftige Lebenszeichen von sich. Und der europäische Laizismus, eher das Ergebnis verheerender Religionskriege als einer vernichtenden atheistischen Propaganda, erscheint heute, global betrachtet, als die Ausnahme von der Regel.

Das ist die entspannte, post-konfrontative, sagen wir augenzwinkernde Ruhe des aufgeklärten Atheisten. Ob weniger Aufklärung nicht doch mehr wäre? Nochmals Marianne Brün:

Mit zehn Jahren habe ich meinen Vater erschüttert gefragt: “Wusstest du, dass Leute heute noch an Gott glauben?” Und er antwortete: “Ich weiß es, aber ich kann nichts dafür.” Wir haben zwar Weihnachten und Ostern gefeiert, aber völlig ohne Gott. Als ich sehr klein war und nur noch ein paar Worte Deutsch konnte – wir lebten schon in England -, hielt ich Weihnachten für die Nacht, in der man Wein hat. Es war tatsächlich die einzige Nacht, in der ich einen Schluck Wein trinken durfte. Das erklärte die Angelegenheit für mich vollkommen.

ew

Eine Sokal-Affäre der Informatik

Gerade bei Heise gelesen: Mit dem Pseudonym Herbert Schlangemann wurde ein mit dem Tool SciGen generiertes, sinnloses Paper mit dem Titel “Towards the Simulation of E-Commerce” an die Reviewer des CSSE 2008 (International Conference on Computer Science and Software Engineering) geschickt. Diese fanden es so toll, dass sie auch ein CV von dem Pseudo-Herren anforderten und ihn sogar zum Leiter des Themenkreises “Distributed and Parallel Computing & Embedded Programming” für die Konferenz machten.

Erinnert mich ein bisschen an Alan Sokal und sein Paper Transgressing the Boundaries: Toward a Transformative Hermeneutics of Quantum Gravity”(Deutsche Übersetzung findet sich hier), das 1996 in der Zeitschrift “Social Text” veröffentlicht wurde.

Naja, seit ein paar Jahren gibt es ja auch Programme, die automatisch generierte Pseudo-Papers identifizieren sollen. Der Krieg kann also beginnen…

Das Problem dürfte jedenfalls nicht nur eines der Poststrukturalisten sein.

Jurisprudence, Law, Managment

My Iranian Junk. or how I came to Iran on 27th...
Image by looking4poetry via Flickr

Ein eigenartiger Faden zieht sich durch meine letzten Beiträge. Vergangene Woche besuchte ich auf einer Erkundungstour den Iran. Wir hatten Gespräche mit mehreren Fakultäten. Das Setting war überall ähnlich: 8-12 Wissenschaftler, kaum eine Frau, begrüßen uns höflich. Wir tauschen Oberflächlichkeiten aus und ansatzweise versuche ich, umstrittene Themen zu berühren. “Sie unterrichten Burschen und Mädchen getrennt. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? An der Universität Tehran gibt es diese Einschränkung nicht.”

Der rote Faden ist die Rolle der Religion in der Welt der Wissenschaft. Die Organisation des University College Qom ist typisch. Es gibt drei Fakultäten:

  • Theologie und arabische Sprache (die gehört wegen des Korans zur Theologie)
  • Rechtswissenschaft
  • Management

Was auf der Website “Theology” heißt, wird in einem Organigramm als “Jurisprudence” bezeichnet. Es ist die Grundlegung des richtigen Lebens, Scharia im neutralen Sinn. Darauf baut die Rechtslehre auf, die sich mit den faktischen juridischen Regelungen beschäftigt. Und zuletzt die Nutzanwendung: das moralisch unterlegte Management.

Wie wirkt sich die islamische Grundüberzeugung auf die Führung eines großen Ölkonzerns aus? Darauf wurde geantwortet: Jeder Mensch folgt ethischen Prinzipien, auch in alltäglichen Entscheidungssituationen. Die Problemstellung ist aus der christlichen Soziallehre bekannt. Es ist – für Philosophen – schwierig, nicht etwas Sympathie mit dieser Großraumperspektive zu empfinden. Also nickte ich höflich. Doch das befriedigte wieder andere iranische Teilnehmer nicht. Sie fragten nach, ob ich mit dieser Reaktion zufrieden sei. Es ist nicht unschuldig, für eine hohe Durchlässigkeit zwischen Glaubens- und Geschäftssachen einzutreten.

Militärparade

Am 29.August, auf der Rückreise vom Urlaub, Zwischenstation in Banska Bystrica in der mittleren Slowakei. Die Stadt sieht verlassen aus, jedoch am Marktplatz ist Betrieb. Würdenträger in Gruppen streben auf ein Cafe zu, darunter alte Herren in verschiedenen Uniformen, russische Militärattaches. Plötzlich fliegen drei urtümliche Doppeldecker über den Platz. Es scheint eine öde Heeresschau zu sein. (Beachtlich ist im folgenden Video der Abspann mit der Parole “Slavic Power”.)

[youtube fETvUVtFh5Y]

Was im Geschichtsunterricht nicht vorgekommen ist: am 29.8.1944 hat sich die Armee, zusammen mit den Partisanen, zum Slowakischen Nationalaufstand gegen die deutsche Besatzung erhoben. Er wurde blutig niedergeworfen. Zum 60. Jahrestag wurde diese Dokumentation erstellt.

Eine Spur im Stadtgeschehen. Von Banska Bystrica ist die Bewegung ausgegangen. Manchmal machen wir uns über Dinge lustig, vor denen wir besser Respekt hätten.

Designproblem

Anfang Juni findet in Graz der 8. Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie statt.

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Die Abstracts der Vorträge sind bereits zugänglich. Eine Besonderheit fällt auf: Gerade mal 3 von den am Wiener Institut vollbeschäftigten Philosophinnen (m/w) ist dabei (E. Bader, M. Flatscher, H. Hrachovec). Das ist eine schmale Auswahl, die nicht dadurch entschuldigt wird, dass eine ansehnliche Zahl von Lektorinnen (m/w) und Graduierten den Weg nach Graz finden werden. Für ein Institut, das gerade dabei ist, sich als die wichtigste Vertretung der Philosophie in Österreich zu fühlen, eine beschämende Situation.

Es ist wahr, der Kongress hat kein besonderes internationales Renomee und gilt für manche eher als eine Pflichtübung. Dennoch ist es nachlässig, hochnäsig und ungeschickt, die anspruchsvolle Schönheit zu spielen. Soo gut sind wir wieder auch nicht.

Das ist der eine Ärger. Ein anderer betrifft das Webdesign des Kongresses. Es stammt aus dem Diluvium. Die Frames, die dort verwendet werden, gestatten es nicht, die Schrift zu vergrößern. Der zittrigen Kartoffel, die mir eigentlich gut gefällt, wird das Hirn amputiert. Ach ja, das Thema des Kongresses ist “Gehirne und Personen”.

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