blog, blogger, am bloggsten

Kleine (dekorative) Selbstreflexionen stehen PhilosophInnen immer gut zu Gesicht. Dementsprechend räsoniert auch Brigitte Rath im parapluie unter dem Titel Angrenzende Widerspiegelungen über die Charakteristika von Personal Blogs. Mehrere AutorInnen und die Vernetzung von Blogs würde wohl – in ihrem Sinne – die metonymische Würze noch verstärken. Andererseits könnte dies schon derlei Interpretationsmittel sprengen. Jedenfalls wird der hermeneutische Gabentisch stets neu bereitet und es bleibt die kryptisch beantwortete Frage „Wer bin ich? Und wenn ja: wieviele?” auch weiterhin eine philosophische Zumutung.

Arbeitsplatz

Beim Bloggen kommt man früher oder später auf die Idee, dass es nicht allzu “trocken” zugehen soll. Wie es schon in den Medien ist: Bilder dienen als Blickfang und zur Auflockerung. Man kann diese Entwicklung auch in “Quatsch” beobachten. Dazu kommt noch, dass Blogs oft persönlich gefärbt sind und entsprechendes Bildmaterial aus privaten Bereichen zur Verfügung steht.

Ein interessantes Unternehmen ist in diesem Zusammenhang Dennis Des Chenes Blog Philosophical Fortnights. Er bringt Systematik in die Bild-Aufbesserung, indem er jeden Sonntag ein Foto seiner Katze und jeden Mittwoch ein Foto seines Gartens präsentiert.

Nicht zu vergessen, er ist Philosoph. Das Blog bietet auch schöne Beiträge zu klassisch philosophischen Themen.

Das “social web” hat das Bedürfnis schon erkannt und passende Angebote entwickelt. Mit Hilfe des Plugins “Zemanta” kann sich die Autorin während des Tippens ergänzende Zitate und Bilder aus dem Netz suchen lassen. Ich bleibe einstweilen noch beim alten Stil und verwende Abbildungen aus meinem Arbeitsalltag, wie z.B. das durchgebrochene Regal des nagelneuen Medientisches, der eben am Institut aufgestellt wurde. (Foto: Günther Sednig)

kulturspezifisch (2)

Die elektronische Einreichung der Beiträge zu CATaC bereitet Schwierigkeiten. Zwei Formulierungen, die um Unterstützung bitten:

Mais, je n’arrive pas à comprendre comment m’y prendre pour l’envoyer sur le site de l’appel à contribution. Pourriez-vous m’indiquez s’il vous plait la démarche à suivre? En vous remerciant de votre compréhension, je vous prie d’agréer madame AA mes salutations distinguées.

Wer könnte da widerstehen? Andererseits das von einer Dame, die sich in der Signatur “Communication Expert – International Relations” nennt.

I created an account and tried to log in to the Conference site in order to upload BB’s paper proposal, however I did not succeed.

Therefore, I am sending the paper attached.

Sie haben eine geringe Toleranzschwelle, die Ungarinnen.

kulturspezifisch

Zur Vorbereitung einer Konferenz benutze ich das in den USA entwickelte “Open Conference System”. Die Autorinnen können ihre Beiträge selbst einreichen. Ich habe einige Erfahrung mit dieser Package, weil ich sie schon vergangenes Jahr für das Wittgensteinsymposium eingesetzt hatte. Diesmal tritt bei der Einreichung eine unerwartete Schwierigkeit auf. Dies ist ein Ausschnitt der betreffenden Maske:

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Kolleginnen (m/w) aus Frankreich verstehen das mitunter als Aufforderung, ihren Titel (z.B. Doktor) einzutragen. Das hängt vermutlich nur lose damit zusammen, dass sie die Bezeichnung “rank” im “bio statement” nicht darauf beziehen. Ihnen fehlt offenbar etwas in den Feldern zur Autorenbeschreibung.

keep smiling

Die p.r Expertinnen haben nun “den Auftritt” der Universität aktualisiert. Aus der distanzierten Hülle ist eine bunte, mit wechselnden Inhalten versehene, Erlebniswelt geworden. Die Gestaltung orientiert sich am Standard US-amerikanischer Blog-Sites. Ich kann dem Strategiewechsel nicht widersprechen, auch wenn meine Vorliebe eher dem alten Aussehen gehört.

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Eines allerdings ist traurig: die einfältige Bilderwelt, die nun die Hauptseite schmückt. Ein altes Haus, ein neues Haus und dazwischen viele viele lernbegierige Studentinnen (m/w). Man wollte die Seite lebendig und individuell gestalten und durch die Einschaltung des Terminkalenders und der “Aktuellen Meldungen” ist das auch gelungen. Aber dabei hat man abgebrauchte visuelle Klischees an die Spitze gesetzt. Diese Internationalisierung ist eine Applanierung.

zur Erinnerung

Die Universität Wien hatte eine Homepage in dezent zurückgenommenem Design. Schwarz-weiß, mit geringen Bitmengen. Das Foto des Hauptgebäudes und die Galerie der Schaufiguren delikat in einen weißen Hintergrund gezeichnet. Vier Absätze umrissen kurz den Anspruch und den Wirkungsbereich der Institution. 6 Textreiter boten den Zugang zu weiteren Informationen.

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Man soll das nicht glorifizieren. Design ändert sich und verfolgt wechselnde Zwecke. Dennoch: Es war eine Oberfläche, die nicht mit popularisierender Kumpelhaftigkeit arbeitete, sondern Zurückhaltung, ja eine gewisse Noblesse vermittelte.

Schwarmintelligenz

Vergangenes Wochenende gab es eine gemeinsame Veranstaltung der Wikipedia Deutschland und der Akademie der Wissenschaften und Literatur in Mainz. Eine interkulturelle Begegnung: schwarze Anzüge treffen auf T-Shirts. Dazwischen die spannende Aufgabe, zwischen einem Phänomen mit Breitenwirkung und den Qualitätsansprüchen – bzw. phantasien zu navigieren. Die Professorinnen hätten gerne Auslese, Renommee und Garantien, dagegen operieren die Vertreter des Wikiprojektes Philosophie mit einer bewegten Masse von Beiträgen und Verbesserungen.

Eine überzeugendes Referat von Markus Mueller nahm den professoralen Einstellungen den Wind aus den Segeln. Er sprach über die Qualitätssicherung in der Wikipedia und machte klar, wie oberflächlich die meisten Diskussionen über die (jeweils vorläufigen) Resultate der Enzyklopädie sind.

Weniger hilfreich war der Eröffnungsvortrag von Peter Wippermann. Als Vertreter des “Trendbüros” immer auf der Suche nach einprägsamen Formulierungen verbuchte er die Wikipedia unter “Schwarmintelligenz”.

Wie heißt es im einschlägigen Artikel: der Terminus ist “auch ein unscharfes Mode-Schlagwort”.