Gerechtigkeit ist unfair. Temporallogische Abfahrt

Eine neue Episode mit Impressionen aus Foliensätzen. Zwei Bilder und eine Formel aus einem Foliensatz über Zeitlogik zum Zwecke einer Überprüfung der Fairness-Eigenschaft, das ist der “gleichberechtigte und gleichmäßige Zugriff aller Teilnehmer eines Netzwerks auf die vorhandenen Netzwerkressourcen”.

Die beiden Bilder scheinen auf den ersten Blick recht ähnlich, doch die Suche nach dem Unterschied hat mich zu einem unerwarteten Gedankensprung geführt. Genauer geschah das, als ich um eine Interpretation der folgenden Formel rang:

Nach dem Break wird irgendwie zu rekonstruieren versucht, wohin der Sprung geführt hat, nämlich in poststrukturalistisches Gelände: Geisel, Alterität und Derrida’sche Gerechtigkeit.  Ob das gelingt?

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trying to unfuck my system

AMD64 Logo
Image via Wikipedia

Auf einem Rechner, den ich verwalte, läuft Debian lenny auf einer 64-bit Architektur. Der Zentrale Informatikdienst bietet eine backup-Lösung, die ich auch in Anspruch nehme. In Anspruch nahm, denn plötzlich produzierte der Aufruf eine Fehlermeldung. Angeblich wurde das Programm nicht gefunden.

Einige Recherchen ergaben dieses schöne Studienbeispiel für open source Empörung:

ia32-libs transition

Aneurin Price
Mon, 29 Jun 2009 18:12:17 -0700

Hi,

I’ve just spent over an hour writing and rewriting this mail, and determined
that I can’t think of a single constructive thing to say.

So I’ll just ask a couple of questions instead:

Is there any way of preventing this kind of major breakage in the future?
I don’t think many people expect that upgrading one package will FUBAR
the packaging system.

Is there any chance of Wine becoming functional on amd64 in the forseeable future?

Did anyone who isn’t on crack get to see ‘ia32-apt-get.preinst’ and
‘ia32-apt-get.postinst’ before they were perpetrated upon an unsuspecting
populace? Reading them in the process of trying to unfuck my system made me feel more than slightly ill.

-Nye

Die oben genannte Bibliothek ermöglicht es, auf 64-er Rechnern 32-Bit-Software laufen zu lassen und man sieht, was passiert, wenn man ein Spinnennetz mit den bloßen Fingern zu modifizieren sucht. Weitere Beiträge in diesem Umfeld.

Das führte schließlich zu diesem Ergebnis. Eine Fallstudie über Ärger und Kooperation in der offenen Softwareentwicklung.

Für mein backup muss ich einstweilen Notlösungen heranziehen.

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Die Projektbühne

“Ich bin also der Meinung, die Probleme im Wesentlichen endgültig gelöst zu haben. Und wenn ich mich hierin nicht irre, so besteht nun der Wert dieser Arbeit zweitens darin, dass sie zeigt, wie wenig damit getan ist, dass die Probleme gelöst sind.” (Wittgenstein)

controlling

Phase 1

Gestern habe ich mich mit einem Foliensatz von Projektmanagement gequält, in der sehr detailiert das Vorgehen beschrieben wird, mit welchen Methoden und einzelnen Schritten man ein Projekt erfolgreich vom Anfang bis zum Ende bringen soll. Da gibt es den Projaktantrag, den Projektauftrag, die Vorbereitung der Planung, die Planung (mit Projekthandbuch), die Durchführung, das Controlling, das Projektmarketing, die Projektkoordination, usw. Gehen wir genauer ins Controlling; man kann es weiter unterteilen in: die Vorbereitung eines Workshops zum Controlling, die Durchführung des Workshops zum Controlling, die Besprechung des Workshops mit dem Auftraggeber, die Nachbereitung des Controllings und der Besprechung usw. Jeder dieser Schritte kann nochmals untergliedert werden in Tätigkeiten, die zu tun sind,  Dokumente, die anfallen und Personenrollen, die daran beteiligt sind.

Irritation 1

Man könnte behaupten, die Probleme wären damit endgültig und definitiv gelöst. Und nehmen wir an, es ist tatsächlich so. Für alles, was in einem Projekt schiefgeht, gibt es ein Kapitel in einem Regelbuch das sagt, wie man es hätte machen sollen. Doch das, was Projekte auszeichnet, ist ihre Einmaligkeit und die sich ändernden Umstände. Es klingt ein bisschen paradox, Regeln anzugeben, wie man – für alle Projekte – bei einmaligen Bedingungen vorgehen soll. (Fairerweise muss man sagen, dass in den Regelbüchern angegeben ist, dass Planungsdokumente nur so detailliert angefertigt werden sollen wie man sie im Projektverlauf benötigt, um den Fortschritt zu ‘messen’. Wenn man das nicht tut, dann wird empfohlen, die Planung gar nicht so detailliert zu machen.) Eine Regel anzugeben ist etwas anderes als einer Regel folgen und einer Regel folgen heißt nicht, dass (a) jeder dieselbe Handlung daraus ableitet und (b) auch nicht, dass, unter allen Umständen dasselbe dabei herauskommt, selbst wenn alle dieselbe Handlung aus der Regel ableiten.

Phase 2

Dann lese ich heute den Foliensatz über “Agiles Projektmanagement”, der meine Irritation kurz beruhigt: Hier wird von Flexibilität im Handeln, Reaktion auf sich stetig ändernde Bedingungen gesprochen. Es geht nicht mehr um das sture Abarbeiten von Regelwerken, Methoden und Plänen, sondern: Holismus statt Reduktionismus; Kommunikation und Zusammenarbeit VOR Vertragsverpflichtung und Methodenzwang. Anstelle der Fernsteuerung der Untergebenen durch die Projektleiterin, tritt Vertrauen und Einfühlungsvermögen. Sie denkt sich in ihre Mitarbeiter hinein und versucht an ihren aktuellen Herausforderungen und Problemen teilzuhaben, trotzdem aber darauf zu achten, dass die Arbeit getan wird.

Irritation 2

Dann muss ich folgenden Satz lesen „Erlaubt ist alles, was den Erfolg des Projektes fördert und Risikopotenziale senkt!” Wow, so viel gleich? Wenn das kein Freiraum ist… Bei diesem Satz wird man vor die Tatsache gestoßen, in welchem Milieu sich ein Projekt (sagen wir im IT-Bereich) zu behaupten hat und dass am Ende etwas rausschauen muss; man hat einfach einen gewissen Druck.

Vor diesem Hintergrund wird ein bisschen verständlich, warum sich eine Sympathie für den kybernetischen Kreislauf von Planung-Kontrolle-Steuerung entwickelte: um sich abzusichern. Das hat in weiterer Folge aber zu sehr umfangreichen und unflexiblen Regelwerken geführt, die kaum mehr überblickbar sind (Phase 1). Beim “Agilen Projektmanagement” möchte man sich wieder “auf das Wesentliche” besinnen: Die beste Planung hilft nichts, wenn sich die Bedingungen verändern; und das tun sie laufend. Irgend etwas Unvorhergesehenes passiert, das ist ja das Charakteristische (und auch Spannende) von Projekten. Es kann Teile geben, die eine gewisse Routine erfordern und wo Regelbücher helfen können. Doch dann gibt es Phasen im Verlauf eines Projekts, die zu Beginn nicht vorhergesehen werden können. Wenn diese Phasen eintreten, muss man sich Gedanken darüber machen, wie man darauf reagiert. Man plant also on-demand, iterativ und für bestimmte Fälle; und setzt primär auf Kommunikation und Kooperation im Team.

Fragezeichen

Trotzdem bleibt, dass Projekte im Kontext einer bestimmten Ökonomie arbeiten, in der tlw. sehr hohe Erwartungen an das Projekt herangetragen werden. Leistungs- und Erfolgsdruck. Die Frameworks von “Agilem Projektmanagement” geben (mit Rückbezug auf Verhaltenspsychologie und Gruppendynamik) Hinweise für den Aufbau eines Bühnenbilds, das die ängstigenden Aspekte dieser Tatsache kaschiert (und das ist nicht unbedingt negativ). Das arbeitende Projektteam hat dadurch die Möglichkeit, sich auf die sachlichen Anforderungen und deren Umsetzung zu konzentrieren und nicht darauf, mit welchen Konsequenzen zu rechnen ist, wenn die Umsetzung länger dauert als geplant. Der Erfolg dieses Bühnenbildes hängt einerseits von der Fähigkeit der Bühnenbildner ab. Andererseits von den Schauspielerinnen/Künstlern/Software-Ingeneurinnen, die zweigespalten sind. Sie wissen einerseits, dass das ganze ein Schauspiel ist (letztlich geht es um gute Kritiken, wenn man der Metapher folgen will), genießen es aber andererseits, zu spielen und sich völlig auf ihre Rolle einzulassen.

Hintergrundinformationen

Projektmanagement
Stakeholder
Projektcontrolling
Scrum (Beispiel eines Vorgehensmodells für Agiles Projektmanagement)
Bühne (Psychodrama) – Eine weitere Bedeutung von Bühne, die ich beim Schreiben des Artikels noch nicht gekannt habe.

Open Source Tugend

Front cover of Areté issue 20, 2006.
Image via Wikipedia

Ich kann nicht behaupten, dass mich die Theorie der Tugend je interessiert hätte. Wenn man über Sokrates und Plato arbeitet, kommt man allerdings nicht ganz daran vorbei. Die “ἀρετή” [Arete: Tauglichkeit, Exzellenz, (sittliche) Vortrefflichkeit] hat eine auffällige Position. Einerseits gibt es “gute” Schuster oder Baumeister, andererseits das Streben nach “dem Guten”. Philosophie appliziert die Qualität, die aus handwerklichen Fertigkeiten bekannt ist, auf das menschliche Leben schlechthin.

Erstaunt und neugierig registrierte ich eine Abhandlung über Commons-based Peer Production and Virtue. Sie enthält eine hervorragende Zusammenfassung der wichtigsten Thesen Yochai Benklers und einen lachhaften Versuch, die ganze Gelehrsamkeit etablierter philosophischer Forschung für die Feststellung zu mobilisieren, dass Tugend zur Mitarbeit an open source Projekten veranlasst und dass solche Projekte umgekehrt zur Tugend verhelfen können.

Zeitgleich bemerkte ich ein persönlicher gewendetes Statement zu diesem Zusammenhang. Peter Fleissner formuliert Thesen zur Wissenschaftspolitik, in denen ebenfalls Wissenschaft, Sittlichkeit und open source zusammengeführt werden

Wissenschaftliches Denken darf nicht auf der Ebene des Positivismus stehenbleiben, sondern muss mit Wertfragen und ethischen Dimensionen zusammengeführt werden. Wissenschaft muss menschlich und emanzipatorisch werden, an Friedenserhaltung, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit ausgerichtet sein und nicht bloß an wirtschaftlichen Partikulärinteressen, was sich auch im Bildungswesen niederschlagen soll. Es wäre zu untersuchen, ob und wie weit Persönlichkeitsbildung (Fähigkeiten zur Kooperation, Selbstkritik, Empathie, Großzügigkeit, Selbstlosigkeit, Perspektivenwechsel, interkulturelle Erfahrungen etc.) im Zuge des Bildungswesens explizit vermittelt werden kann.

Soziale Experimente alternativer Arbeits- und Lebensformen auf freiwilliger Basis sollen nicht verhindert, sondern gefördert, durch Begleitforschung professionalisiert und in den Massenmedien verbreitet und zur Diskussion gestellt werden. Beispiele sind zahlreich: Studienzirkel, regionale Tauschkreise, open source Bewegungen, creative commons, targeted intelligence networks, Kommunen aller Art etc.

Was soll man dazu sagen? Was soll man sagen? Das ist vielleicht das Problem: “Wissenschaftliches Denken darf nicht auf der Ebene des Positivismus stehenbleiben, sondern muss mit Wertfragen und ethischen Dimensionen zusammengeführt werden.” Diesen Imperativen zu gehorchen ist die Voraussetzung dafür, dass sie ihre Arbeit tun.

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Hier eine kleine Glosse Über Netzwerk und Virtualisierung.

Am Institut für Philosophie ist seit Mitte der 90-er Jahre eine Datenbank eingerichtet, in der Eckwerte des Personals sowie Diplomarbeiten und Dissertationen aufgezeichnet sind. Sie wurde auf einem MacIntosh mit dem Programm Filemaker angelegt und soll im Intranet zugänglich sein. Macs waren immer teurer als PCs und zu diesem Zeitpunkt war die Internetanbindung (vor allem für Server) fehlerhaft. Glücklicherweise gab es Filemaker auch für Windows. Also wurde migriert.

Eine allgemeine Orientierung Über die Verhältnisse gibt dieses “Dossier.

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