Lückengesetz

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Die Novelle des UG2002 ist vom Nationalrat beschlossen. Ein prinzipienloses Potpourri von kleinen Geschenken an die universitären Instanzen und einem großen Geschenk, das sich das Ministerium selbst gemacht hat.

Max Kothbauer, Vorsitzender des Universitätsrat der Universität Wien, hatte im Standard einen umstrittenen Kommentarverfasst. Er sieht die Entwicklung im Großen positiv und stellt sich gegen die habituellen Skeptiker.

Gerhard Clemenz hat mit Nachdruck gekontert. Und auch die neue ÖH-Vorsitzende Sigried Maurer teilte die schönen Aussichten nicht.

Hier der

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Bericht des ORF über die Beschlussfassung im Nationalrat. Minister Hahn ist, wie man daraus entnehmen kann, nicht in der Lage, zwischen der Teilzeitautonomie eines (zur Hälfte) von der Regierung eingesetzten Gremiums und der Hochschulautonomie als einer Verfassungsbestimmung der Republik zu unterscheiden.

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Lehrqualität: Basel ruft Wien

bamad

Vergangene Woche fand an der Universität Wien eine Tagung zur Qualität von Studienprogrammen statt. Dazu eine kleine Vignette.

Eingeladen war u.a. Frau Susanne Schmetkamp vom Philosophisches Seminar der Universität Basel. Sie stellte dar, wie sorgfältig die Studierenden in Basel in die Philosophie eingeführt werden. Die Homepage beschreibt es so:

Zum Grundstudium in den ersten beiden Studienjahren gehören drei tutoriengestützte obligatorische Grundkurse: der Grundkurs Theoretische Philosophie, der Grundkurs Praktische Philosophie und der Grundkurs Logische Propädeutik. Diese Veranstaltungen werden jährlich angeboten. An den begleitenden Tutorien nehmen maximal 12 Studierende teil.

Soweit, so gut. Die Sache hat aber noch einen anderen Aspekt. Die Chefin Frau Schmetkamps war eine der Wissenschafterinnen, die vergangenen Herbst unsere Fakultät evaluierten. In ihrem Bericht regte sie diese Art von Tutorien an. Dazu muss man allerdings wissen, dass an der Universität Basel etwa ein Zehntel soviel Personen Philosophie studieren, wie in Wien.

Es ist ein amüsanter Zusammenhang. Die internationale Qualität verlangt, dass wir aus dem Ausland evaluiert werden. Von dort kommen Philosophinnen aus komplett verschiedenen Kontexten. Sie beurteilen uns nach ihren mitgebrachten Kriterien, die wir nicht erfüllen können, weil das Finanzwesen in einen Lachkrampf ausbricht, wenn wir die Mittel dazu fordern.

Sprungbrett im Abseits?

Uniport ist das Karriereservice der Universität Wien, dessen Zielgruppe sich aus Studierenden und Unternehmen zusammensetzt:

  • Studierende und Absolventinnen (der Universität Wien) können sich registrieren und ein eigenes Profil erstellen, in der sie für Unternehmen relevante Informationen über sich zur Verfügung stellen. Außerdem haben sie Zugriff auf Stellenangebote. Man klassifiziert die studentische Zielgruppe als Zielflieger und das Service als Sprungbrett von der Uni in den Beruf.
  • Auf der anderen Seite können Unternehmen dem Service eine kostenpflichtige Anfrage stellen (Recruiting), in der sie nach Personen mit einem bestimmten Profil suchen.

Ich war heute mit sechs anderen Studierenden bei einem Workshop, in der der Geschäftsführer von Uniport eingeladen hat, Vorschläge zur Verbesserung der Kommunikation nach außen zu den Studierenden einzubringen, um das Service attraktiver zu machen (Erhöhung der Zugriffszahlen, der Anzahl der Registrierungen, der ausgefüllten Profile und der Teilnahmezahlen an den – teils kostenpflichtigen – Veranstaltungen). Eine spannende Diskussion mit einer skurrilen Erkenntnis. Read more

ab die Post

Gestern abends gab es die Big Brother Awards. Eine Preisverleihung an Personen und Institutionen, die sich besonders um die Verletzung des Datenschutzes “verdient” gemacht haben.

Mein Bezugspunkt war der Nachsendeauftrag der österreichischen Post.
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In diesem Formular wird das Geburtsdatum und der Geburtsort der Antragstellerin abgefragt.

Im Kleingedruckten findet sich ein Passus, in dem man die Weitergabe der Information an Dritte untersagen kann. Der Post ist allerdings nicht aufgefallen (oder unwichtig), dass es keine Mittel gibt, diese Option online anzukreuzen.

Und wirklich scherzhaft ist die Begründung der Post für ihren Informationszugriff. Sie sagt, dass an einer Adresse ja zwei Generationen einer Familie leben können, Josef Gruber Vater und Sohn. Die Post verschweigt uns allerdings, wie sie anhand einer Adresse “Josef Gruber” herausfindet, welcher von beiden gemeint ist.

Kampfkunst akademisch

Gestern hatte ich ein Interview für einen Bericht an das Wissenschaftsministerium. Die Kollegin wollte wissen, welche Rolle berufstätige Studierende an der Universität Wien spielen und was für sie getan wird. Ein Teil des Gespräches handelte davon, dass es (zumindestens) zwei Varianten von Berufstätigkeit gibt, (1) Arbeit, um das Studium zu finanzieren und (2) Beschäftigungen, die akademische Weiterbildung brauchen können. Bezüglich des zweiten Punktes machte ich deutlich, dass sich die Universitäten nicht als berufspraktische Ausbildungsstätten verstehen.

Als Kontrapunkt erreichte mich heute eine Aussendung der Donau-Universität Krems:

Das Forum Seminare der Donau-Universität Krems bietet PUNKTGENAUe
Weiterbildung für Praktiker/innen auf universitärem Niveau!

Eines der Angebote nennt sich “SCHWIERIGE GESPRÄCHE MEISTERN”. Es verspricht eine ungewöhnliche Mischung:

Häufig als Kampfsituation wahrgenommen, profitieren Sie durch einen
ganzheitlichen Zugang von der Kampfkunst Aikido für einen völlig neuen
Umgang mit Konflikten.

Der Nachteil dieses Angebotes ist lediglich, dass Teilnehmerinnen vorbereitend die deutsche Grammatik verlernen müssen, um die Werbetexte zu verstehen:

Häufig führen Konfliktgespräche in Starre und zu einem sich Verkrampfen, doch die körperliche Dimension bleibt oft zu wenig wahrgenommen. Mit Beispielen aus der Praxis der ReferentInnen und Übungen aus dem Aikido werden die Mechanismen und Kommunikationsmuster in Konflikten von zwei Seiten beleuchtet. Siehe Teilnahmegebühr € 780,00

Hier ein erster Eindruck von “neuen Verhaltensweisen in Kampfsituationen”:

[youtube -RaUpEMpxuY]

sehr, sehr

Zum untenstehenden Leserbrief in “Der Presse” gab es Dienstag eine Reaktion. Der “sehr untergriffigen” Kritik wurden die regelmäßig “sehr positiven” Ergebnisse der Evaluation entgegengehalten, die diese “sehr, sehr überzeugten Hegelianer” offenbar nicht kennen.

Das ist auch nicht verwunderlich, denn bisher wurde das Institut einmal evaluiert (vor 5 Jahren).

Die sehr untergriffige und undifferenzierte Kritik der Herren Höfler, Böhm, Kolar am Institut für Philosophie der Universität Wien steht in krassem Gegensatz zu den sehr po­sitiven Ergebnissen bei den internationalen Evaluationen, denen dieses Institut wie auch alle anderen Universitätsinstitute re­gelmäßig unterzogen wird. Die Behauptung, Dekan Kampits würde Diskussionen unterbinden, entbehrt jeder Grundlage: Das, Ge­genteil ist der Fall. Die Angreifer (zwei davon befinden sich im Ruhestand, einer steht in keinem Dienstverhältnis zur Universität) ge­hören größtenteils einer Gruppe von sehr, sehr überzeugten Hegelianern an, die glau­ben, seit dem Tod Hegels (1831) wäre nichts eigentlich Relevantes in der Philosophiegeschichte mehr geschehen. Dass am Insti­tut für Philosophie sowohl historische wie auch systematische Grundlagenforschung und Lehre betrieben wird wie auch Gegenwartsfragen aufgegriffen werden, lässt sich jederzeit der Homepage entnehmen.

o. Prof. Hans-Dieter Klein
stv. Institutsvorstand
des Instituts für Philosophie
Universität Wien

oberflächliche Interdisziplinarität

Zunächst einmal ohne Kommentar.

“Die Presse”, Print-Ausgabe, 14.06.2008, Feuilleton/Leserbriefe

Unglaubliche Verhältnisse

„Die Kremser Geldvernichtungs-Uni“, Brief des Tages, von Peter Kampits, 7. Juni

Wenn im „Brief des Tages“ u. a. von einem defizienten Lehrangebot im Sinne eines Kunterbunts von Kursen und Seminaren an der „Donau-Universität“ gesprochen wird, die weniger bieten würden als Fachhochschulen und das Wifi, so weiß man sich an die unglaublichen Verhältnisse am Institut für Philosophie in Wien erinnert, wo das Lehrangebot auf Kosten der historisch-systematischen Grundkenntnisse der Philosophie auf eine oberflächliche Interdisziplinarität verlagert wird, ohne mit dieser Umfunktionierung international Erfolg haben zu können, wodurch die wissenschaftliche Bedeutung dieses Instituts nicht mit seiner Größe korrelieren kann.

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